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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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Büros wäre ich fast mit Nkem zusammengestoßen.
    »Was machst du denn so früh hier?«
    Nkem kam sonst nie vor neun Uhr.
    Sie grinste entwaffnend. »Ich könnte dich das Gleiche fragen.«
    »Ja, aber wir stehen in meinem Büro.«
    »Entschuldige! Was ist eigentlich los mit dir?«
    »Was machst du in meinem Büro, wenn ich nicht da bin?«
    »Äh, ich habe dir drei Berichte auf den Schreibtisch gelegt.« Sie nickte in Richtung Schreibtischplatte. Darauf türmten sich so viele Dinge, dass ich die Berichte auf den ersten Blick gar nicht erkennen konnte.
    »Und, hast du auch einen Blick in meinen Computer geworfen?«
    Sie zog die Stirn in Falten und sah mich ungläubig an.
    »Nein, warum sollte ich das denn tun?«
    »Zum Beispiel, um für Karoly etwas herauszufinden«, fauchte ich und trat an meinen Schreibtisch, auf dem tatsächlich ein Stapel Berichte von Nkem lag. Es beruhigte mich ebenso wenig wie die Tatsache, dass der Computer ausgeschaltet war.
    »Was?« Sie starrte mich entgeistert an.
    Ich schob sie durch die Tür nach draußen. »Lass uns später darüber reden. Jetzt musst du gehen, ich habe es eilig.«
    Ich machte die Tür vor ihrem verblüfften Gesicht zu und schloss mich ein.
    Gott, ich brauchte dringend einen Kaffee, aber stattdessen schaltete ich Computer und Drucker ein und überprüfte die E-Mails: Von Emily war nichts gekommen. Ich ging online undsuchte alle Sommers in Odense und Umgebung heraus. Natürlich mussten ihre Verwandten nicht Sommer heißen, aber mehr hatte ich nicht in der Hand. Ich druckte die Liste der 59 Adressen aus und begann die Nummern anzurufen. Es war inzwischen kurz vor sieben, also immerhin nicht mehr mitten in der Nacht. Wie einen Teenager, der seinen Schwarm anrief, bloß um seine Stimme zu hören, achtete ich bei jedem Anruf darauf, dass meine Nummer nicht angezeigt wurde. Entschuldigen Sie, dass ich so früh anrufe, aber es ist sehr wichtig, dass ich eine Emily Levine erreiche, die bei Ihnen wohnen soll , sagte ich einem Sommer nach dem anderen, ohne Erfolg. Hinter die Nummer 29 der Liste machte ich ein dickes Kreuz. Eine alte Frau namens Ingrid Sommer, wohnhaft in Vollsmose, hatte gleich wieder aufgelegt, ohne etwas zu sagen. Als ich alle durchtelefoniert hatte, war sie die Einzige, die sich so verhalten hatte. Eigentlich hätte sie ja wie alle anderen sagen können, dass bei ihr niemand mit diesem Namen wohnte. Stattdessen hatte sie einfach aufgelegt. Natürlich war das reine Spekulation, trotzdem notierte ich mir ihre Adresse und holte mir dann in rasender Eile einen Kaffee, um nicht vollkommen durchzudrehen. An der Maschine traf ich Niels, den IT-Verantwortlichen des Instituts, der ebenfalls zu den anonymen Kaffeesüchtigen zu gehören schien.
    »Hallo, guten Morgen, kann ich dich was fragen?«, sagte ich und bediente mich aus der Kanne mit dem extra starken Kaffee.
    »Schieß los«, sagte er.
    »Nicht hier, lass uns in dein Büro gehen.«
    Schweigend liefen wir zu seinem Arbeitsplatz, und erst als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, fragte ich:
    »Sind E-Mails, die man aus dem Papierkorb entfernt hat, wirklich weg? Also vollständig gelöscht?«
    »Nee, die existieren noch immer in irgendeiner Form aufdeiner Harddisk. Mit einem Spezialprogramm kann man sie wiederherstellen.«
    »Und wenn ich ganz sicher sein will, also rein theoretisch, muss ich meine Harddisk dann kaputtmachen?«
    Er nickte. Kurz beschlich mich der beunruhigende Gedanke, er könne irgendeinen Verdacht schöpfen, aber das durfte er ruhig, er war schließlich nur ein Nerd.
    »Und wie mache ich das? Nur aus Neugier.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Du nimmst einen Hammer, so einen guten, alten Vorschlaghammer, und haust das Ding kaputt.«
    »Danke«, sagte ich und fügte hinzu: »Und du erzählst nicht dem ganzen Institut, wie blöd ich bin, ja?«
    »Wenn du willst und ganz sichergehen willst, kannst du die Trümmer anschließend auch noch abfackeln«, sagte er mit einem Grinsen.
    Bis jetzt war niemand zu Schaden gekommen. Vielleicht war ich paranoid. Ich sah auf die Uhr. In zehn Minuten musste ich eine Vorlesung über das Thema »Totenschein« halten und gleich darauf ins Gericht, um eine Aussage über einen Somalier zu machen, der seine Frau mit siebenundzwanzig Messerstichen getötet hatte. Das konnte ich beides nicht absagen.
    Bestimmt war ich paranoid, sicher aber auch vernünftig, als ich Niels fragte:
    »Können Sie mir einen Schraubenzieher leihen?«
    Er drehte sich auf seinem Stuhl um,

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