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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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nach und finde einen Mann, der im Begriff ist, eine Frau zu vergewaltigen. Natürlich tue ich alles, was in meiner Macht steht, um sie zu befreien; notfalls töte ich den Mann. Das Gesetz gibt mir nicht das Recht dazu. Das Gesetz gibt mir lediglich das Recht, einen anderen aus Notwehr zu töten, mit Notwehr meint das Gesetz aber nur die Gegenwehr,wenn das eigene Leben in äußerster Gefahr ist. Das Gesetz erlaubt mir nicht, jemanden zu töten, um meinen Vater oder meinen Sohn oder meinen besten Freund zu retten, und ebenso wenig, um meine Geliebte vor Misshandlungen oder Vergewaltigungen zu schützen. Kurzum, das Gesetz ist lächerlich, und kein anständiger Mensch lässt seine Handlungsweise davon bestimmen.
    Bonde Madsen hatte mir dieses Buch mit voller Absicht gegeben. Warum? Was hielt er selbst von Doktor Glas? Hielt er ihn für wahnsinnig? Oder fand er seine Handlungen gut begründet?

30
    Um vier Uhr in der Nacht schreckte ich aus dem Schlaf auf und saß kerzengerade im Bett. Emily durfte das nicht tun! Mir brach der Schweiß aus, und mein Herz hämmerte wie wild. Das kleine Mädchen! Sie war doch schon gestraft genug, sie durfte nicht auch noch den Mord an ihrer Mutter auf sich nehmen. Verdammt, was hatte ich mir nur gedacht? Ich stand aus dem Bett auf und rannte in meiner Wohnung auf und ab. Ich musste sie finden. Und dann kam mir plötzlich in den Sinn, dass Emily durch die Zeitung von dem Freispruch erfahren hatte. Sie musste also noch in Odense sein. Noch eine andere Sache war mir im Schlaf bewusst geworden, vielleicht durch diesen bizarren Traum: Ich war zusammen mit Emily in einer Jugendherberge, und sie hatte hinter uns die Tür mit gewaltigen Bolzenschlössern verriegelt, die sie selber angeschraubt hatte. Wohnte sie in einer Jugendherberge oder im Hotel … Zwei Jahre später erfuhr ich dann, dass sie wie aus dem Nichts in Dänemark aufgetaucht war, in Odense, hatte sie mir geschrieben, weshalb ich anstatt seiner deine E-Mail-Adresse bekam. Irgendjemand, der nicht helle genug war, den Unterschied zwischen einer rechtsmedizinischen und einer urologischen Abteilung zu kennen, musste ihr meine Adresse besorgt haben.
    Irgendjemand versorgte sie mit Informationen aus Odense. Aber wer?
    In einer ihrer langen Nachrichten, erinnerte ich mich, schrieb sie davon, dass sie keine Familie in Dänemark hatten. Hatte die Mutter nicht angegeben, dass alle tot seien und die Weihnachtskarten für die Familie zu Hause bloß ein Vorwand gewesen waren, um mit dem Fotografen ins Bett zu gehen?Das konnte ja auch eine Lüge gewesen sein. Emilys Mutter war schließlich eine pathologische Lügnerin. Und sie stammte aus Odense. Oder bildete ich mir das nur ein? Hatte Eva ihren Börsenmakler nicht hier getroffen? In einer Bar in Odense? Mit siebzehn? Ich holte meinen Laptop aus der Tasche und wollte Emilys E-Mails durchgehen, als mir klar wurde, dass ich die ja gelöscht hatte. Dann wurde mir bewusst, wie dumm ich war: Gelöschte Nachrichten waren ja nicht gelöscht, sondern bloß in den Papierkorb verschoben. Ich öffnete den Ordner, und tatsächlich waren die E-Mails noch da. Ich ging die Korrespondenz durch und fand, was ich suchte: Sie hatte den durchtrainierten Börsenmakler an der Bar eines Hotels in Odense getroffen.
    Emily musste hier Familie haben, irgendjemanden, der sie mit Informationen fütterte. Aber ich konnte sie ja fragen:
    Emily, eine Sache noch: Wer gibt dir die Informationen aus Odense? Und bist du noch hier? Tu nicht, was du dir vorgenommen hast. Ich werde das für dich erledigen, aber es ist sehr wichtig, dass wir uns treffen. RUF AN! (und ja, ich werde auch diese E-Mail löschen!)
    Wie ich das für sie erledigen wollte, wusste ich natürlich nicht. Ich löschte die Nachrichten und leerte dann den ganzen Papierkorb. Jetzt mussten die E-Mails wirklich weg sein.
    Es war inzwischen halb sechs in der Früh. Ich würde nicht wieder einschlafen können, das spürte ich. Ab wann konnte man Leute anrufen? Sicher noch nicht jetzt. Andererseits musste ich das tun, bevor sie zur Arbeit gingen. Ich zog mich an und fuhr ins Institut, fest entschlossen, von dort aus alle Odenser anzurufen, die Sommer mit Nachnamen hießen. Und zwar so schnell wie möglich. Ich konnte ja irgendetwas Dramatischeserfinden oder sagen, es ginge um Leben und Tod. In gewisser Weise stimmte das ja auch.
    Als ich mit einer Zigarette zwischen den Lippen das Institut betrat, war ich mir ziemlich sicher, allein zu sein, doch in der Tür meines

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