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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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dritte Person geben, einen Mittelsmann, der im Namen des Einzahlers handelt. Das war beim Herrscher mit Sicherheit der Fall, denn meines Wissens hat er niemals einen Fuß in die Schweiz gesetzt. Ich bin überzeugt, dass er jemanden, auf den man nie kommt, als seinen Interessenvertreter ausgewählt hat. Mehr als überzeugt, ich weiß es. Und ich vermute, dass diese Person sich in diesem Moment mit Hammud in Gesprächskontakt befindet.»
    Er lächelte. Es war fast ein Zwinkern. «Aber das Entscheidende ist, mein lieber Sam, dass man einen Fehler macht, wenn man versucht, in so einen delikaten Vorgang einzugreifen. Einen sehr gefährlichen Fehler. Wer so hart dafür gearbeitet hat, die Dinge geheim zu halten, wird eine Verletzung seiner Privatsphäre nicht tolerieren. Verstehen Sie mich?»
    Hoffman drehte sich alles im Kopf. Es kam ihm vor, als hätte er reinen Sauerstoff eingeatmet. Mit seinem Vortrag wollte Barakat ihm offenbar zu verstehen geben, dass er die Finger von Hammud lassen sollte, aber er verstand nicht, warum der palästinensische Banker es auf eine so seltsame, umständliche Art tat. Er beschloss, eine letzte dumme Frage zu stellen. «Und was wird jetzt mit dem Geld passieren, Asad-bey?»
    «Hammud wird es sich nehmen, das ist doch klar. Er hat den Vorteil, dass er tatsächlich weiß, wo es ist oder war. Ich bin sicher, das Geld wird bald irgendwo anders hinverlegt.»
    «Wieso es verlegen? Wieso es nicht da lassen, wo es ist?»
    «Weil es hier um den Irak geht. Vertrauen ist Mangelware. Wenn Geld im Spiel ist, kann kein Iraki einem anderen allzu lange trauen. Was glauben Sie, warum der Herrscher umgebracht wurde?»
    «Geld?»
    «Ja, natürlich. In der arabischen Welt geht es immer nur um Geld, egal was Ihnen jemand erzählt. Wenn ein Geschäftsmann einen Auftrag bekommt, dann deswegen, weil er den Führer bestochen hat. Wenn ein Terrorist sich irgendwo niederlässt, dann deswegen, weil er den Führer bezahlt hat oder der Führer ihn. Wenn jemand ein Staatsoberhaupt erschießt, dann deswegen, weil eine sehr große Summe Geld den Besitzer gewechselt hat. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill, mein lieber Sam?»
    Er hielt inne. Mit seinem runden Schädel und seiner geröteten Haut sah er aus wie der Mann im Mond. Sam saß bewegungslos da, immer noch im Unklaren darüber, wie viel Barakat eigentlich wusste, und darauf hoffend, dass er fortfuhr.
    «Ich versuche, Ihnen Folgendes klarzumachen: Es wäre unklug, sich mit Nassir Hammud anzulegen, es sei denn, man ist sehr gut bewaffnet. Und besonders unklug wäre es für eine junge Irakerin, sich mit ihm anzulegen. Sie hätte nicht die geringste Chance. Dieser Hammud hat ein langes Gedächtnis.»
    Sam spürte sein Herz klopfen. Barakat hatte einen Zahnstocher aus seiner Schublade geholt und stocherte sich damit in den Zähnen. Er schien über Lina Bescheid zu wissen, aber Sam wollte ganz sichergehen. «Was ist mit dieser Irakerin, Asad-bey? Wieso hat Hammud solche Angst vor ihr?»
    «Weil sie weiß, wo das Geld ist. Zumindest glaubt Hammud das. Wie schon gesagt, hier geht es nur um Geld.»
    «Und wenn sie gar nicht so viel weiß, wie er meint?»
    «Dann ist ihr nicht zu helfen.
Haram.
Pech.»
    Sam spürte, wie die Worte wie ein Messer seine allzu weiche Haut durchbohrten. Er schloss die Augen und sah Lina vor sich, schlaff und leblos. Jetzt, da Barakat seine Botschaft losgeworden war, schien er das Interesse verloren zu haben. Der Banker lehnte sich in seinem Sessel zurück, nahm eine Akte in die Hand und vertiefte sich in sie. Die Atmosphäre in dem Raum war frostig geworden. Das Gespräch war beendet.
    «Asad, bitte. Sie haben mir Angst gemacht. Ich brauche Hilfe.»
    «Ich habe Ihnen schon viel zu viel geholfen», sagte Barakat. Er blickte auf seine Armbanduhr. «Es ist zu spät.»
    «Bitte. Ein Menschenleben ist in Gefahr.»
    Barakat schüttelte bestürzt den Kopf.
    «Mein lieber Sam, Sie sind ein Tor. Natürlich ist ein Leben in Gefahr. Hunderte von Leben sind in Gefahr. Tausende. Sie begreifen offenbar nicht, wie heikel diese Dinge sind. Sie sind vor einigen Tagen hier aufgetaucht und haben mir die empörendsten Fragen gestellt, und ich habe versucht, Ihnen zu helfen, aus Respekt vor Ihrem Vater. Aber Sie haben mich getäuscht. Heute habe ich versucht, Ihnen klarzumachen, wie rutschig dieser Hang ist, den Sie gerade erklimmen. Aber Sie scheinen immer noch nicht zu begreifen, und ich habe genug gesagt. Also bitte gehen Sie jetzt. Sie bereiten mir

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