Blutgeld
Sachen zusammen. Helen war schon in Aktion. Sie holte eine Reisetasche von oben, packte sie mit Dingen voll, die Lina ihrer Meinung nach brauchen könnte, und brachte sie zu ihr hinunter. In ihrem Arbeitszimmer stand ein neuer Laptop, den nahm sie und stopfte ihn – zusammen mit Disketten, Anwendersoftware, Modemkabeln, einem Mini-Drucker und einem Netztransformator – in eine Tragetasche. In der Küche schnappte sie sich eine Handvoll Schokoraspelkekse und steckte sie in eine Plastiktüte. «Und jetzt
los
!», sagte sie.
Helen hatte eine alte Volvo-Limousine, die aus den Jahren stammte, in denen die Autos noch runde Kotflügel hatten. Sie legte die Tüten auf den Rücksitz und schob Lina auf den Beifahrersitz, zog und zerrte, bis ihre Freundin sich angeschnallt hatte, und dann fuhren sie los. «Pech gehabt, ihr Wichser!», rief sie aus dem Fenster, als sie vom Haus wegfuhren.
«Und was ist das für ein Plan?», fragte Lina, als sie in die Blackheath Road einbogen. «Wo schickst du mich hin?»
«In die Schweiz», sagte Helen, deren Brüste unter dem T-Shirt auf und ab wippten, während der Wagen sich durch den Verkehr schlängelte. «Da musst du hin. Weil da das Geld ist. Weil du dir da dein Druckmittel besorgen kannst.»
«Du spinnst, Helen. Das ist doch die Hochburg der Verbrecher. Wenn die mich da finden, dann bringen die mich wirklich um.»
«
Au contraire
. Die bringen dich um, egal wo sie dich finden. Du fährst deswegen in die Schweiz, weil das der bessere Platz ist, um in das Computernetz der Bank einzubrechen und das Geld zu finden.»
«Aber ich will nicht in das Netz einbrechen.»
«Und ob du das willst. Ich hab’s dir doch gesagt. Das ist deine beste Chance. Eigentlich deine einzige. Und vielleicht helfen dir die Schweizer. Sie würden wahrscheinlich gerne erfahren, dass ihre Banken dem zu seiner Zeit größten Despoten der Welt das Geld gewaschen haben. Hör zu, Lina. Das ist mein Ernst. Ich hab mich bei einigen Freunden sachkundig gemacht, und ich glaube, es wird funktionieren.»
Sie überquerten die Deptford Bridge, holperten über das alte Pflaster und landeten auf der anderen Seite in einem Stau. Helen kurbelte das Fenster herunter, rief zu einem Taxifahrer hinüber und fragte, wie man um diese Zeit am schnellsten nach Heathrow käme. Er zählte eine Reihe von Richtungsangaben auf. Helen schnappte sich einen Kuli, suchte ein Stück Papier, und als sie keins fand, schrieb sie sich die Angaben auf die Hand.
«Okay», sagte Lina, als sie weiterfuhren. «Wie werde ich in das Banknetz einbrechen, wenn ich erst mal in der Schweiz bin, angenommen, ich fliege dorthin?»
«Du beginnst mit dem, was du weißt. Wie zum Beispiel dem Namen der Bank, auf der das Geld liegt. Kennst du den?»
«Ja, ich glaube schon. Das ist die Organisation de Banques Suisses in Genf.»
«Okay. Na bitte. Und jetzt hör mir genau zu, denn was ich dir jetzt sagen werde, ist mehrere Milliarden Riesen wert. Hörst du zu, Lina?»
«Ja, ich höre.»
«Es ist ganz leicht, wenn du’s richtig machst. Wenn du in Genf ankommst, besorgst du dir als Allererstes eine Broschüre von dieser Bank. Irgendwas, wo Telefonnummern draufstehen. Dann wählst du die Nummern durch, bis du eine Modemleitung findest. Die haben alle dieses komische Fiepen, auch in der Schweiz. Dann spielst du so lange mit der Kommunikationssoftware herum, bis du mit der Zentraleinheit in der Bank verbunden bist. Du musst vielleicht verschiedene Paritätseinstellungen ausprobieren und die Baud-Einheiten ein paarmal umstellen, aber früher oder später kriegst du eine Log-in-Verbindung.»
«Du hast eines vergessen, Helen. Ich hab keinen Computer.»
«Und ob du einen hast. Ich hab dir einen von meinen eingepackt. Damit wird es gehen.»
«Okay. Wie geht’s weiter? Angenommen, ich mache diese alberne Reise. Was ich nicht tun werde.»
«Als Nächstes musst du einen Anmeldenamen finden. Spiel ein bisschen herum, bis du einen Treffer hast. Da wir in der Schweiz sind, würde ich von Smith oder Jones die Finger lassen. Versuch’s mit Larouche oder DeGaulle.»
«Oder Hammud.»
«Genau. Probier’s damit. Früher oder später findest du einen, der funktioniert. So, wenn der Computer den Namen registriert, wird er die Verbindung wahrscheinlich unterbrechen. Das macht er aus Sicherheitsgründen. Er will dich zurückrufen, um sicherzugehen, dass du derjenige bist, der du zu sein behauptest. Deswegen musst du die Softwareparameter des Modems so einstellen, dass er auf
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