Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition)
gelbe Rauch stank bestialisch und sie sahen sonst nichts. Die Voodoo-Priesterin hatte nichts, worauf sie zielen konnte, in Carolines Händen bebte die Klinge.
Dann passierte das Unglück.
»Morgos Daargon«, fluchte Frederic und warf die Zeitung auf den Tisch. »Er gibt sich als Kapitän eines Schiffes aus und kreuzt vor New York. Diese runde dunkle Brille, das schmale Kinn, die weißen Haare. Er ist es.«
Caroline kam hinzu und ihr Streit war vergessen.
Ludwig ließ sich sehen und Lilou stellte den Dyson weg, den sie soeben einstöpseln wollte. Sie ließ da Kabel fallen und in ihrem Gesicht standen tausend Fragen. Sie schnappte nach Luft.
»Also ist er zurück«, sagte Ludwig und wurde bleich.
»Ihr wisst, was er vorhat?«, fragte Caroline, die sich als Erste fasste.
»Wir sollten das lesen«, sagte Frederic dumpf.
»Ganz schön theatralisch«, sagte Ludwig. »Warum inszeniert er eine Krankheit und was hat es mit dem Schiff auf sich?«
»So war er stets«, sagte Frederic. »Er braucht den großen Auftritt!«
»Er wollte in die Presse, denn er weiß, dass es uns irgendwo gibt und wir das Weltgeschehen im Auge behalten.«
»Er wartet auf uns«, flüsterte Lilou.
»Das ist unmöglich«, sagte Frederic. »Ich muss mich irren. Vielleicht habe ich im Laufe der Zeit vergessen, wie er aussieht …«
Caroline nahm die Zeitung hoch und schüttelte den Kopf. »Oh nein, Liebster. Du irrst dich nicht. Er ist es.«
»Ja, er ist es«, bestätigte Ludwig.
»Und was tun wir jetzt?«, fragte Lilou.
»Ignorieren können wir das nicht. Erinnert euch, was geschah, auch wenn es verdammt lange her ist«, sagte Frederic.
Als wenn sie das vergessen könnten …
Aus dem Sarg sprang ein Schatten, ein Blitz, eine Kreatur, schneller als ein Gedanke.
Madame DeSoussa schoss und verfehlte.
Ludwig sackte stöhnend zusammen. Offenbar hatte er einen Hieb erhalten.
Carolines Säbel, scharf wie ein Rasiermesser, teilte die stinkende Luft, die ihr den Atem raubte.
Es roch, als habe man ein wildes Tier aus einem viel zu engen Käfig befreit und bevor sie den nächsten Atemzug nehmen konnte, wurde sie zur Seite gestoßen und schlug hart mit dem Kopf an die Wand.
Madame DeSoussa schrie und schoss erneut. Es donnerte in dem kleinen Kellerraum und Carolines feines Gehör schmerzte, während ihr Blut übers Gesicht lief.
Noch immer sah sie nicht, was geschah.
Es war nur ein feiner Hauch, die Veränderung der Atmosphäre, ein Blinzeln im Universum, doch es genügte, um Carolines Instinkte zu bewegen. Sie warf sich zu Boden, während im selben Moment fingerlange Krallen über sie hinweg schossen, Krallen, die ihr den Kopf von den Schultern gerissen hätten. Sie stemmte sich hoch, ignorierte die Schmerzen und drehte sich einmal, dann noch einmal um die Achse, während ihre Waffe surrte, dann sah sie ihn.
Morgos Daargon!
Er wich ihr fast spielerisch aus und vermittelte in jeder Sekunde den Eindruck, seinen drei Jägern maßlos überlegen zu sein. Er war nicht wie Regus, er war nicht wie irgendeiner der anderen Vampire, mit denen sie es sonst zu tun hatten, er war ein
Vampyr!
dunkler Gott!
Und sie hatten ihn aus seinem Gefängnis befreit.
Madame DeSoussa schoss und der Abzug klickte, als die Waffe eine Ladehemmung hatte.
Ludwig lag auf dem Lehmboden, die Augen geschlossen.
Caroline begriff im Bruchteil eines Herzschlages, dass sie einen schrecklichen Fehler begangen hatten. Warum dieser Vampir sich nicht selbst aus dem Sarg befreit hatte, war ihr schleierhaft, aber wie dem auch sei … nun war er frei und in der Lage mit ihnen zu spielen, wie ein gestörtes Kind Mäuse quälen mochte. Sie schloss mit ihrem Leben ab.
Daargon blickte sie an. Sein schwarzer Anzug sah aus wie neu, die weißen Haare schmiegten sich an einen schmalen Kopf, als sei er soeben erst frisiert worden, die Augen glühten rot und die Reißzähne waren lang wie Hände und ragten über das Kinn. Sein Körper war seltsam schmal und seine Arme viel zu lang. Er gehörte zu denen, die ihre Anatomie veränderten, vermutlich auch die Metamorphose beherrschten. Er beherrschte alles das, was ein Vampir sich wünschte, doch selten errang.
Dann riss er den Mund auf und sein Schädel zog sich in die Länge, veränderte seine Form auf bestialische Weise, als habe ein Hai beschlossen, sein Opfer ganz zu schlucken.
Mit erstaunlicher Klarheit sah Caroline das Messer, welches sich wie in Zeitlupe durch die Luft bewegte, kreiseln, dann mit der Spitze nach vorne und sich
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