Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition)
er.
Doch dieser Mann war weder Steve Jackson noch ein Kapitän.
Es war ein Vampir.
Einen, den es nicht mehr geben durfte.
Morgos Daargon!
5
Sie machten es, wie sie es besprochen hatten.
Frederic hielt sich von Morgos fern und Caroline, Ludwig und Madame DeSoussa gingen in den Keller, wo der Sarg lagerte.
Die Treppe war feucht und die Wände waren klamm. Ludwig trug eine Blendlaterne und Caroline hatte Schwefelhölzer dabei, mit denen sie die Öllampen anzündete. Der Keller roch muffig, denn von außen drang Feuchtigkeit ein und Schimmel zeigte sich neben ungenügendem Putz. Asburyhouse mochte über dem Erdboden ein Prachtbau sein, hier unten glich es einer verwunschenen Höhle. Rechts lag der Weinkeller, wo auch andere Getränke kühl gelagert wurden.
Vor ihnen gab es einen nüchternen Raum, in dessen Mitte der Sarg auf dem festgestampften Lehmboden stand. Er war aus schlichtem Holz und strahlte eine befremdende Schwingung aus, die Caroline mit ihren Katzensinnen wahrnahm, im Gegensatz zu Ludwig und Madame DeSoussa, für die es nichts weiter war als eine Holzkiste.
Ihr Plan war ebenso simpel wie hoffentlich wirksam.
Ludwig würde den Deckel aufstemmen, Madame DeSoussa Morgos eine Silberkugel in den Kopf jagen und Caroline ihn im selben Moment köpfen. Drei Personen, drei Schritte, die genügten, um einen sehr mächtigen Vampir zu töten, falls man das bei einem Untoten sagen konnte.
Vernichten war vielleicht der bessere Ausdruck!
Das Unterfangen war nicht ohne Risiko. Niemand wusste, wie schnell Ludwig war. Hatte der Vampir Zeit, sich auf den Übergriff vorzubereiten? Warum lag er eigentlich in diesem Sarg? Schlief er? Brauchte man ein Ritual, um ihn zu wecken? Das wäre gut, denn so würden sie einem Kampf aus dem Wege gehen. Alles war unsicher, klar war nur eines: Morgos Daargon musste sterben, um ein Anwachsen der dunklen Kräfte zu verhindern. Lebte er, war den Londoner Vampiren Tür und Tor geöffnet, starb er, würden sie noch eine Weile ohne den erwünschten Einfluss sein. Man sagte Daargon nach, aus dem Stamm der Strigoi zu sein.
Ursprünglich hatten die Strigoi nichts mit Blutsaugen zu tun. Strigoi besuchten dem Glauben nach Verwandte des Toten und wollten sie teilweise zu ihnen mitnehmen. Um eine Grenze zwischen dem Reich der Toten und der Lebenden zu errichten, wurden bei Beerdigungen Spindeln mit Garn um das Grab gesteckt und angezündet. Oft wurden Seife, Rasierer oder Spiegel als Grabbeigaben ins Grab gelegt, damit der Tote keinen Grund hatte, wieder in das Reich der Lebenden zu kommen und als Strigoi aufzutreten. Dieser Glaube war in Rumänien und in den östlichen Ländern weit verbreitet. Teilweise wurde Toten ein glühendes Eisen in das Herz gerammt. Das sollte verhindern, dass der Tote zum Strigoi wurde.
Daargon hatte sich weiter entwickelt.
Er war der Erste, der Blut trank und dadurch eine Macht erfuhr, die bis dahin undenkbar gewesen war. Er war der Urvater einer neuen Generation Vampire, eine Weiterentwicklung der dunklen Natur. Er nannte sich Vampyr, nicht mehr Strigoi und gründete seinen eigenen Stamm.
Eine Zeit lang war er verschwunden gewesen. Niemand wusste, wo er sich aufhielt. Warum schlief er? Was hatte ihn so ermüdet? Warum kam er nicht alleine zurück? Fragen, die man ihm – vielleicht – stellte, wenn er sich regeneriert hatte.
Vermutlich wartete er auf die richtige Zeit, welche auch immer das war. Vielleicht eine, die weit in der Zukunft lag?
»Fangen wir an?« Ludwig hob das Stemmeisen und stellte das Gewehr parat.
Ihre Schatten waren hoch an der Kellerwand und es roch nach Holz und Öl.
Krachend fuhr das Eisen neben den Sargdeckel, genau in den Spalt, aus dem heraus Ludwig den Hebel ansetzen konnte. Er drückte dagegen und der Deckel löste sich erstaunlich leicht. Es gab ein saugendes Geräusch und gelber Rauch drang durch den Spalt. Madame DeSoussa, die man bald nur noch mit ihrem Vornamen anreden würde, hob die Waffe und zielte. Ihr Arm war ruhig und sie wirkte entspannt.
Caroline wog den Säbel in beiden Händen. Ihre Instinkte loderten und ihre Nackenhaare sträubten sich.
Ludwig fasste nach, setzte den Hebel an und drückte mit seinem ganzen Gewicht dagegen. Der Sargdeckel rutschte eine Handbreit, dann noch eine zur Seite. Der alte Butler ließ die Brechstange fallen und schob den Deckel weg, stemmte sich dagegen und er polterte auf der anderen Seite zu Boden. Ludwig sprang zurück an die Wand und nickte Madame DeSoussa zu.
Der
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