Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition)
dient ihm.«
Caroline hätte um Haaresbreite gelacht, wäre die Furcht nicht wie eine Zange gewesen, die ihren Körper gefangen hielt. Gleich gehen sie nach oben und trinken Blut, verbrüdern sich und bilden den Kopf einer neuen Gesellschaft. Sie fragte sich, wieso eine derart grauenvolle Situation so viel Komik haben konnte? Oder war sie dabei, den Verstand zu verlieren?
»Wir sollten nicht kämpfen, Bruder«, sagte Daargon. »Ich werde dich und die Befreier beschenken und dann gehe ich meines Weges. Du wirst beizeiten von mir hören. Wenn Löwen um die Höhlen sich bekriegen, entgelten ihren Zwist harmlose Lämmer.«
»König Heinrich …«, murmelte Frederic.
»Also lass uns vernünftig sein. Ich verspreche dir, wir werden uns wieder sehen.«
Frederic zögerte und Morgos Daargon lächelte, während seine Zähne sich in den Oberkiefer zogen. Seine Arme verkürzten sich und seine Klauen wurden kleiner, während das neue Auge sehend seine Farbe von Rot auf Schwarz wechselte. Dann breitete der Strigoi seine Arme aus und eine blaue, sanft schimmernde Aura floss um seinen Körper. Er drehte sich einmal um die Achse und verwirbelte den Nebel, der sich feucht und geruchlos auf Ludwig, Madame DeSoussa und Ludwig legte.
Dann schloss er die Arme vor der Brust und verneigte sich. Im selben Moment war er verschwunden, huschte so schnell hinaus, dass sogar Frederic ihm hinterher starrte wie einem Geist.
6
»Er wurde verflucht«, sagte Madame DeSoussa. »Damit hat er sich verraten.«
Frederic blickte düster vor sich hin.
Draußen polterte eine Kutsche vorbei. Die Hunde bellten in den Zwingern. Die Themse trug Nebel über London und die Abwässer stanken sogar hier im Haus.
Caroline, die einen Arm um Frederic gelegt hatte, stand auf und goss sich einen Whiskey ein. Sie brauchte einen harten Drink. Ludwig lächelte bitter – mit einer hässlichen Zahnlücke. Madame DeSoussa, rund wie ein Ball, mit zornigen Haaren und buntem Stoff drapiert, faltete die Hände vor dem Bauch.
»Wer einmal verflucht wurde, kann auch ein weiteres Mal verflucht werden. Das beweist, dass dieser Vampir darauf anspricht«, sagte sie.
»Ist das nicht immer so?«, fragte Ludwig.
»Nein, allerdings nicht. Es kommt auf Ihre Beziehung zu einem Fluch an. Sie müssen ihn annehmen, für gewöhnlich tun Sie das, ohne es zu wollen.«
»Aha«, murmelte Ludwig, der verständnislos drein blickte.
Madame DeSoussa lächelte geduldig. »Schauen Sie, Ludwig … Ein Fluch ist eine Schwingung, genauso wie die Liebe. Beides funktioniert nur, wenn es abgesehen vom Sender auch einen bereitwilligen Empfänger gibt. Es gibt Menschen, denen braucht man nur mit einem Fluch zu drohen und sie sterben vor Angst – und es gibt welche, die würden Sie auslachen. Es kommt also auch auf die Bereitschaft an. Wenn ein Vampir wie Daargon einen Fluch annimmt, scheint er auf einer gewissen Ebene sehr sensibel zu sein, vielleicht ein Überbleibsel seiner Menschlichkeit. Ich meine … bei Mr Densmore ist es ja nicht anders. Er liebt, obwohl er eine Kreatur der Dunkelheit ist.«
»Ich habe die Schnauze voll«, sagte Frederic und huschte aus dem Sessel. Noch immer lag ein heller Nebel um ihn, den allerdings nur Caroline wahrnahm. »Zuerst Regus, dann einige Vampire, die wir aus dem Verkehr ziehen mussten und nun der Meister persönlich.«
»Was meinst du damit?«, fragte Caroline sanft.
»Hätte ich nicht aufgepasst, wärt ihr tot.«
»Aber wir sind es nicht«, sagte Madame DeSoussa kühl. »Außerdem war ich erstaunt, wie schöngeistig ihr Geschöpfe über Shakespeare redet.«
»Hören Sie auf«, sagte Caroline.
Die Voodoopriesterin knurrte. »Von mir aus … aber ich wüsste schon gerne, ob unser Vampirjägerclub seit heute aufgelöst ist oder ob wir uns über diesen Obervampir noch Gedanken machen sollen.«
Alles, was sie sagte, war an Frederic gerichtet, der sie intensiv ansah.
»Er meinte, er wolle mich wieder sehen«, sagte der ehemalige Anwalt.
Seine Mitstreiter schwiegen.
»Also sollten wir uns anhören, welchen Plan Madame DeSoussa hat.«
»Eine weise Entscheidung, Vampir«, sagte die Priesterin. »Ich möchte zuerst einiges zum Thema Fluch erklären, oder langweile ich euch damit?«
»Nur zu«, bestätigte Frederic.
»Ein Fluch soll grundsätzlich Schlechtes bringen, soviel zu Beginn«, sagte Madame DeSoussa. »Sein Gegenteil ist der Segen, den wir jetzt ganz schnell vergessen wollen, nicht wahr?«
So, wie Daargon uns gesegnet hat,
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