Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Westen lag der tosende Pazifik mit seinen Milchshake-Brechern. Ich entdeckte Delphine, die in zwanzig Meter Entfernung vom Strand durch die Luft sprangen.
»Herrlich.«
Milo sagte: »Wenn die Feuer erst mal richtig brennen, ist das ganze grüne Zeug schnell gegrillt. Erinnerst du dich, wie das hier vor ein paar Jahren Holzkohle war?«
»Auch dir einen guten Morgen.«
Als wir nach Osten auf die Las Posas Road abgebogen waren, fuhren wir mehrere Meilen durch Gemüsefelder. Auf manchen Anbauflächen standen grüne Blätterreihen, der Rest war braun und platt oder lag brach. Hütten und Stände, an denen während der Saison landwirtschaftliche Produkte angeboten wurden, waren dichtgemacht worden. Mähdrescher und andere Metallmonster hockten hinter den Furchen und warteten auf das Signal, zu kauen, zu wühlen und zu befruchten. Am Westrand von Camarillo führte uns ein gemächlicher Ausflug auf dem Factory Stores Drive nach Süden zu einem pfirsich- und rosafarbenen Dorf des Kommerzes.
Einhundertzwanzig Ladengeschäfte, die sich auf eine Nord- und eine Südhälfte verteilten. Barneys New York nahm die westliche Spitze des südlichen Flügels ein und bestand aus einem kompakten, gut erleuchteten Raum mit einer ansprechenden Aufteilung, in dem sich genug Personal, aber kaum ein Kunde befand.
Wir waren drei Stufen hochgegangen, als ein stachelhaariger junger Mann in Schwarz auf uns zukam. »Kann ich Ihnen helfen?« Er hatte eingefallene Wangen und getuschte Wimpern und roch nach einem frischen Zitrusduft. Sein platinfarbenes Unterlippenbärtchen verschob sich bei jeder Silbe zu einem rechten Winkel, wie ein winziges Sprungbrett.
»Führen Sie Krawatten von Stefano Ricci?«, fragte Milo. »Die Fünfhundert-Dollar-Dinger mit dem echten Goldfaden?«
»Nein, Sir, tut mir leid, aber -«
»Nur ein kleiner Scherz, mein Freund.« Er befingerte das dünne, zerknitterte Polyesterteil, das über seiner Wampe hing.
Der junge Mann bemühte sich immer noch um ein Lächeln, als Milo das Abzeichen zückte. Zwei persische Verkäuferinnen musterten uns und sprachen leise miteinander.
»Polizei?«
»Wir sind wegen eines Diebstahls hier, der vor vier Tagen stattgefunden hat. Einer Kundin wurde die Handtasche gestohlen.«
»Natürlich. Ms. Wasserman.«
»Ist sie Stammkundin?«
»Sie kommt jeden Monat. Ich finde dauernd ihre Handtasche für sie. Diesmal ist sie wohl wirklich gestohlen worden.«
»Eine zerstreute Lady?«
»Kann man wohl sagen«, antwortete der junge Mann. »Es sind wunderschöne Taschen, da sollte man doch annehmen, dass sie … ich will nicht klatschen, sie ist eine nette Lady. Diesmal war es eine Badge-Mish aus Schlangenleder. Sie hat welche von Missoni und Cavallo, vorzügliche Taschen von Judith Leiber, von Hermès und Chanel.«
»Nicht übel«, sagte Milo.
»Ich will sie nicht schlechtmachen, sie ist wirklich eine nette Frau, und sie versucht dem Personal Trinkgeld zu geben, obwohl es nicht erlaubt ist. Haben Sie die Tasche gefunden?«
»Noch nicht. Wo hat sie sie die anderen Male liegen lassen, Mr. …?«
»Topher Lembell. Ich bin Modedesigner, deswegen bemerke ich immer Details. Die Badge war süß. Anakonda, dieses auffällige Muster, und die Färbung war so gut, dass man fast dachte, eine Schlange könnte wirklich malvenfarben -«
»Wo hat Ms. Wasserman normalerweise ihre Tasche liegen lassen?«
»In der Umkleidekabine. Da finde ich sie immer. Sie wissen schon, unter einem Haufen Kleidungsstücke. Diesmal behauptete sie, sie hätte sie zuletzt dort gesehen.« Er zeigte auf eine Vitrine in der Mitte des Raums. Glänzende Dinge, die fein säuberlich unter Glas aufgereiht waren. Daneben befand sich ein Arrangement von Herrenartikeln aus der letzten Saison: Leinenanzüge in erdigen Farben, Segeltuchschuhe, Strohhüte und Fünfzig-Dollar-T-Shirts.
Milo sagte: »Sie bezweifeln das.«
»Ich nehme an, sie müsste es am besten wissen«, sagte Topher Lembell vorsichtig. »Obwohl man doch vermuten würde, dass jemand die Tasche bemerkt hätte, falls sie sie offen hätte rumliegen lassen, wo sie doch so toll aussah. Und wo jeder über Ms. Wassermans Vergesslichkeit Bescheid wusste.«
»Vielleicht hat jemand sie bemerkt«, sagte Milo.
»Ich meinte jemanden von uns , Officer. Wir hatten an dem Tag die volle Besetzung hier, weil wirklich viel los war, eine Menge Waren reingekommen sind, inklusive Sachen, die beim Schlussverkauf im Lager nicht weggegangen und sehr stark runtergesetzt waren. Die Firma
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