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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Kanan ab und fuhr ins Valley.
    Die letzte bekannte Adresse von Tori Giacomo war ein schmuddeliges weißes Mietshaus. Alte Autos und Trucks säumten die Bürgersteige. Der Beschreibung ihres Vaters entsprechend, waren die meisten Leute, die ich sah, dunkelhäutig. Einige waren für die Kirche gekleidet. Andere sahen so aus, als wäre der Glaube das Letzte, woran sie dächten.
    Die Laurel Cañon Road brachte mich nach Süden in die Stadt zurück, und der Beverly Boulevard führte mich nach Osten bis zum Hancock Park. In Nora Dowds Zufahrt stand kein Range Rover, und als ich zur Tür ging und klopfte, öffnete mir niemand.
    Zielloser Mann, geh nach Westen.
     
     
    Die Gräser, auf denen man Michaela abgeladen hatte, waren ins Kraut geschossen und ließen keine Spuren von Gewalt mehr erkennen. Ich starrte auf Pflanzen und Erde und stieg wieder in den Wagen.
    Auf der Holt Avenue erblickte ich Shayndie Winograd und einen jungen Mann mit spärlichem Bartwuchs in schwarzem Anzug unter einem Hut mit breiter Krempe; sie wurden von vier kleinen Kindern begleitet und schoben einen Zwillingskinderwagen nach Norden Richtung Pico vor sich her. Der angeblich kränkelnde Gershie Yoel war ein Bild der Gesundheit, wie er am Bein seines Vaters hochzuklettern versuchte. Rabbi Winograd wehrte den Jungen ab, hob ihn dann schließlich hoch und warf ihn sich über die Schulter wie einen Sack Mehl. Der Kleine jauchzte vor Vergnügen.
    Ein kleines Stück weiter hielt ich vor Reynold Peatys Häuserblock an der Guthrie nach Sean Binchy Ausschau, konnte ihn aber nicht entdecken. War der Kerl so gut? Oder hatten die Verpflichtungen eines Wiedergeborenen am Sonntag Vorrang gehabt?
    Als ich an Peatys Haus vorbeifuhr, kam eine junge hispanische Familie die Treppe herunter und nahm Kurs auf einen verbeulten blauen Van. Die Erwachsenen waren eindeutig für die Kirche gekleidet, die drei pummeligen Kinder unter fünf ebenfalls. Ihre Eltern sahen sogar noch jünger aus als die Winograds - knapp zwanzig Jahre alt. Der rasierte Kopf des Vaters und sein stolzierender Gang mit unbewegtem Gesicht standen im Widerspruch zu seinem gebügelten grauen Anzug. Er und seine Frau waren ziemlich füllig. Sie hatte müde Augen und blonde Strähnen in den Haaren.
    In meiner Zeit als Assistenzarzt hatten die Psychologen am Krankenhaus einen süffisanten, wissenden Spruch dafür auf Lager gehabt: Kinder, die Kinder bekommen . Das unausgesprochene Ts-ts.
    Und ich fuhr hier allein durch die Gegend.
    Wer konnte sich schon ein Urteil erlauben?
    Ohne es zu wollen, hielt ich vor Peatys Haus an. Eins der kleinen Kinder winkte mir zu, und ich winkte zurück, und beide Eltern drehten sich um. Dad mit dem rasierten Schädel funkelte mich an. Ich machte, dass ich wegkam.
    Am PlayHouse spielte sich nichts ab, und das Gleiche galt für den großen, honigmelonenfarbenen Komplex an der Overland, den Dylan Meserve ohne Kündigung verlassen hatte.
    Ein schäbiges Haus. Unter den Regenrinnen befanden sich rostfarbene Streifen, die ich beim ersten Mal nicht gesehen hatte. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass jemand hinter den schmutzigen kleinen Fenstern auf der Vorderseite wohnte.
    Das förderte Erinnerungen an meine Studentenzeit zutage, als ich allein und anonym in der Overland gewohnt hatte, und so voller Selbstzweifel, dass ganze Wochen in einem narkotischen Nebel verschwinden konnten.
    Ich malte mir aus, wie Tori Giacomo den Mut für einen Umzug von der Ost- an die Westküste aufbrachte und in einem kleinen traurigen Zimmer an einer Straße voller fremder Menschen landete. Angetrieben von ihrem Ehrgeiz - oder von Illusionen. Gab es da einen Unterschied?
    Einsam, jeder war einsam.
    Ich erinnerte mich an einen Satz, den ich damals bei Mädchen angebracht hatte.
    Nein, ich nehme keine Drogen, ich bin lieber natürlich deprimiert.
    Meister der Ironie. Dann und wann hatte es funktioniert.
     
     
    Am Montagvormittag um elf rief Milo aus seinem Wagen an. »Der verdammte Vermieter hat mich am Samstag versetzt, zu viel Verkehr. Schließlich sagt er mir, dass ich einen Schlüssel von seiner Schwester bekommen kann, die in Westwood wohnt. Dieses Arschloch. Ich hab auf die Jungs von der Spurensicherung gewartet und bin gerade mit meiner eigenen Untersuchung fertig geworden.«
    »Hast du etwas gefunden?«
    »Sie hat nicht auf großem Fuß gelebt. Kein Essen im Kühlschrank, Müsliriegel und Diät-Milchshakes in der Speisekammer. Mydol, Advil, Motrin, Pepto-Bismol, Tums und ein bisschen

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