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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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den Blinzelreflex bei schizophrenen Ratten veranlasste mich, meine Lider zu schließen.
    Ich ging hinunter zum Teich und fütterte die Koi. Für Fische sind sie klug, weil sie gelernt haben, sich scharenweise einzufinden, wenn ich die Treppe herunterkomme. Es ist schön, gebraucht zu werden.
    Die warme Luft und das plätschernde Wasser schläferten mich erneut ein. Das Nächste, was ich sah, war Milos großes Gesicht, das sich in mein Blickfeld drängte.
    Sein Lächeln war so breit wie der Kontinent. Er ist der gruseligste Clown auf der ganzen Welt. Ich murmelte eine Art Begrüßung.
    »Was ist los mit dir?«, fragte er. »Hältst du mitten am Tag ein Nickerchen wie ein Tattergreis?«
    »Wie viel Uhr ist es?«
    Er sagte es mir. Eine Stunde war verschwunden. »Was kommt als Nächstes, weiße Schuhe und das Abendessen um vier?«
    »Robin macht einen Mittagsschlaf.«
    »Robin hat einen richtigen Beruf.«
    Ich stand auf und gähnte. Die Fische schossen auf mich zu. Milo summte das Thema aus Der weiße Hai . In seiner Hand war eine Aktenmappe. Ein unverkennbarer Blauton.
    »Ein neuer Fall?«, fragte ich.
    Anstatt zu antworten, stieg er die Treppe zum Haus hoch. Ich versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen und folgte ihm.
     
     
    Er setzte sich an den Küchentisch, der für eine Person gedeckt war, eine Serviette im Kragen. Ein halbes Dutzend Scheiben Toast, ein flüssiger Vesuv aus Rühreiern, ein großes Glas Orangensaft, zur Hälfte ausgetrunken.
    Er wischte sich Fruchtfleisch von den Lippen. »Ich liebe dieses Lokal. Man bekommt den ganzen Tag über Frühstück.«
    »Wie lange bist du schon hier?«
    »Lange genug, um dich völlig auszuplündern, falls ich das vorgehabt hätte. Warum kann ich dich nicht überzeugen, die Tür abzuschließen?«
    »Außer dir kommt niemand vorbei.«
    »Das hier ist kein Höflichkeitsbesuch, das ist Arbeit.« Er stach in den Eierberg und schob die blaue Mappe über den Tisch. Dabei zerlegte sie sich in zwei verschiedene Akten. »Lies sie und erwache.«
    Zwei Vermissten-Akten. Gaidelas, A. Gaidelas, C.
    Aufeinanderfolgende Fallnummern.
    »Noch zwei junge Frauen?«, fragte ich. »Schwestern?«
    »Lies.«
    Andrew und Catherine Gaidelas, achtundvierzig beziehungsweise fünfundvierzig, waren zwei Monate nach Tori Giacomo verschwunden.
    Dem seit zwanzig Jahren verheirateten, kinderlosen Ehepaar gehörte ein Friseursalon mit dem Namen Locks of Luck in Toledo, Ohio. Im Frühjahr hatten sie Urlaub in L.A. gemacht und bei Cathys Schwester und deren Mann, Dr. und Mrs. Barry Palmer, in Sherman Oaks gewohnt. An einem klaren, frischen Dienstag im April gingen die Palmers arbeiten und die Gaidelas’ zogen los, um in den Bergen Malibus zu wandern. Seitdem hatte sie niemand mehr gesehen.
    Identischer Bericht in beiden Akten. Ich las Catherines. »Hier steht nicht, wo in Malibu.«
    »Da stehen eine Menge Sachen nicht. Lies weiter.«
    Die Fakten waren bruchstückhaft, und es gab keine offenkundigen Verbindungen zu Michaela oder Tori. War mir irgendetwas entgangen? Dann kam ich zum letzten Absatz.
    Die Schwester der Vermissten C. Gaidelas, Susan Palmer, berichtet, Cathy und Andy hätten gesagt, sie kämen nach Kalifornien, um Urlaub zu machen, aber nach ihrer Ankunft hätten sie davon geredet, noch eine Zeitlang zu bleiben, um sich »einen Namen als Schauspieler zu machen«. S. Palmer berichtet, ihre Schwester hätte nach der Highschool ein bisschen »als Mannequin und am Theater« gearbeitet und öfter davon geredet, dass sie Schauspielerin werden wollte. A. Gaidelas hätte keine Schauspielerfahrung, aber in Toledo hielten ihn alle für einen gut aussehenden Burschen, der »wie Dennis Quaid aussähe«. S. Palmer berichtet, Andy und Cathy seien es leid gewesen, einen Friseursalon zu betreiben, und das kalte Wetter in Ohio gefiel ihnen auch nicht. Cathy hätte gesagt, sie glaube, dass sie für Werbespots verpflichtet werden könnten, weil sie beide so »amerikanisch« aussähen. Sie hätte auch davon geredet, »die Sache ernsthaft zu betreiben und Schauspielunterricht zu nehmen«, und S. Palmer glaubt, Cathy hätte ein paar Schauspielschulen kontaktiert, weiß aber nicht, welche.
    Dahinter waren zwei Farbfotos eingeheftet.
    Cathy und Andy Gaidelas waren beide blond und blauäugig und hatten ein entwaffnendes Lächeln. Cathy trug ein ärmelloses schwarzes Kleid, das mit Rheinkieseln besetzt war, und dazu passende Ohrringe. Sie hatte ein rundes Gesicht, massige Schultern, toupierte platinblonde Haare, ein

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