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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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einen Harry Patterson.
    »Er hat nicht direkt gesagt, dass es Leon ist. Er sagte, Leon wäre noch
nicht lange genug weg, um ihn als vermisst zu betrachten. Vielleicht sei er ja
einfach zu einem Freund gegangen oder so.«
    »Könnte das nicht auch stimmen?«, fragte ich.
    Fearghal schüttelte den Kopf, und dann erklärte er mir, warum.
    Nachdem wir uns am Vortag getrennt hatten, hatte er Leon zurück zu
seinem Hotel gebracht und dort ein Zimmer für ihn genommen. Er sagte, er habe ihn
für eine Weile von den Aussteigern im Lager am Fluss fernhalten wollen, weil er
gehofft hatte, dass Leon sich dann so lange nichts zu Schulden kommen lassen
würde, bis die Aufregung über die Ereignisse der letzten Woche sich gelegt
hatte.
    Er und Leon hatten sich gestritten, Leon hatte sich von seinem Bruder
wie ein Kind behandelt gefühlt. Fearghal hatte ihm gesagt, er habe sich mit den
falschen Leuten eingelassen. Er hatte Leon ins Gewissen geredet und ihm gesagt,
er würde in ernste Schwierigkeiten kommen, wenn er erneut gegen die
Kautionsauflagen verstieße und zurück über die Grenze ginge. Und er hatte Leon
erklärt, da er, Fearghal, seine Kaution gestellt habe, müsse er auch die
finanzielle Last tragen, wenn Leon gegen die Kautionsauflagen verstieße.
    Schließlich hatte Leon eingewilligt, ein Zimmer im Hotel zu nehmen,
doch er hatte erklärt, dass er draußen am Carrowcreel jemanden treffen müsse.
Nach dem Treffen werde er aber direkt ins Hotel zurückkommen. Er hatte Fearghal
sein Wort gegeben.
    »Vielleicht machst du dir wegen nichts und wieder nichts Sorgen,
Fearghal«, wandte ich ein. »Vielleicht hat er gelogen, als er sagte, dass er
gleich zurückkommt.«
    Fearghal schüttelte knapp den Kopf. »Leon hält sein Wort immer.
Besonders nach gestern. Er hat sich so gefreut, dass ich zu ihm gehalten habe,
da würde er mich nicht enttäuschen. Ihm ist etwas zugestoßen, das weiß ich.«
    »Hast du es auf seinem Handy probiert?«
    »Tot«, erwiderte er.
    »Hast du dich bei den anderen Garda-Wachen erkundigt? Oder beim PSNI ?
Vielleicht haben sie ihn wegen irgendwas anderem festgenommen?«
    »Patterson sagte, er hätte davon erfahren, wenn sie ihn einkassiert
hätten. Aber er war nicht besonders entgegenkommend, wahrscheinlich wegen dem,
was Leon bei Orcas mit Hagan gemacht hat. Ich hatte gehofft, du könntest mit
zum Fundort kommen. Vielleicht erfährst du ja, ob es Leon ist. Dir werden sie
Sachen sagen, die sie mir nicht sagen.«
    Ich war sicher, dass Patterson auch mir gegenüber nicht
entgegenkommender sein würde, aber ich sagte nichts – ich wollte Fearghal
helfen, trotz allem, was vorgefallen war. Und wenn ich ehrlich war, vermisste
ich meine Arbeit und war begierig, zum Fundort zu kommen.
    Als wir ins Lager unter den hohen Kiefern fuhren, hatte An Garda
bereits eine Absperrung errichtet. Ich sah mehrere mir bekannte Polizisten die
Bewohner der diversen Campingbusse und Wohnwagen befragen. Patterson war
nirgends zu sehen, doch ich vermutete, dass wir noch ein Stück vom Fundort der
Leiche entfernt waren und er dort sein würde.
    Dann entdeckte ich Helen Gorman, die am anderen Ende der Absperrung
Wache stand. Sie unterhielt sich lachend mit einem jungen Kollegen, den ich
nicht kannte. Als ich mich näherte, entfernte sie sich von ihm und winkte mir
zu.
    »Wie ist der Urlaub?«, fragte sie und vermied dabei sorgsam das Wort
»Suspendierung«, als hätte ich mir freigenommen.
    »Prima«, sagte ich. »Aber ich konnte mich von alldem nicht fernhalten«,
fügte ich hinzu und hob versuchsweise das Absperrband an, um darunter
hindurchzuschlüpfen.
    Helen lächelte unsicher, blickte sich um, hob dann das Band hoch und
winkte mich mit einem Nicken darunter hindurch.
    »Danke, Helen«, sagte ich. »Bradley hat Angst, dass das da sein Bruder
Leon ist, aber Patterson will ihm nichts Genaueres sagen.«
    Sie senkte den Blick und schürzte die Lippen, sagte aber nichts –
vermutlich hatte man die Leiche bereits als Leon Bradley identifiziert.
    Ich näherte mich dem Fundort von Westen her in der Hoffnung, bis zu
Leons Leiche zu gelangen, ehe ich auf Patterson traf. Nach wenigen Hundert
Metern sah ich einige Polizisten zusammenstehen, und am Boden lag ein
bekleideter Körper, über dem eine Frau kniete – vermutlich die
Leichenbeschauerin, die den Tod offiziell feststellen sollte.
    Als ich mich näherte, sahen mehrere Kollegen zu mir hin. Einige nickten
und lächelten, als sie mich erkannten, andere jedoch blickten finster. Ich
wandte

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