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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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viel
vorzuzeigen für dreißig Jahre auf diesem Scheißplaneten, was?«
    »Das sind doch nur Dinge, Fearghal«, sagte ich. »Deine Erinnerungen an
Leon sind das, was zählt. Die Freunde, die er hatte, die Leute, die er kannte.«
    »Warum hätte ihn jemand umbringen sollen? Ich weiß, er konnte manchmal
eine echte Nervensäge sein, aber er war kein schlechter Kerl«, sagte er beinahe
flehend, als müsste er mich davon überzeugen, wie wenig sein Bruder den Tod
verdient hatte.
    Er legte die Tüte neben meinen Füßen auf den Boden, dann ließ er den
Motor an. Unterwegs dachte ich über das nach, was Peter gesagt hatte. Leon
hatte sich mit jemandem treffen wollen. Er hatte eine SMS bekommen.
    »Hast du was dagegen, dass ich mir mal Leons Telefon ansehe?«, fragte
ich.
    »Warum? Meinst du, es könnte wichtig sein?«, fragte Fearghal zurück.
    »Ich weiß es nicht, Fearghal«, sagte ich. »Vielleicht funktioniert es
nicht einmal mehr, es ist ja nass geworden. Ich will es nur überprüfen.«
    Zuerst funktionierte das Telefon tatsächlich nicht. Ich nahm die
Batterie heraus und trocknete sie an meinem Hemd ab, und nach ein paar
Versuchen erwachte das Handy doch zum Leben. Das Display zeigte ein Bild von
Leon und Janet Moore, das Leon selbst aufgenommen hatte. Sie hatten die
Gesichter aneinandergelegt und lächelten, und ich war ein wenig verlegen, etwas
so Intimes zu betrachten.
    Zuerst sah ich mir die eingegangenen Nachrichten an. Die letzte hatte
er früh am gestrigen Morgen von JANET erhalten – Janet Moore, wie ich annahm. Sie war schlicht: »Treffen um 8.
McElroys.« McElroys war der Name eines Lokals in Lifford. Danach musste man
Janet Moore auf jeden Fall fragen.
    Ich wechselte in den Gesendet-Ordner und scrollte durch die
Nachrichten, um zu sehen, ob er sich seinerseits mit jemandem verabredet hatte,
doch ich fand nichts. Ich sah die Liste der getätigten Anrufe durch. Viele
waren an Janet gegangen, darunter, wie mir auffiel, einer um zwei Uhr am
Freitagmorgen, nur Minuten vor einem Anruf bei Fearghal. Leon hatte sie
offensichtlich von Eligius aus angerufen, um ihr von seiner Beteiligung an dem
Einbruch zu erzählen.
    Ich sah auf die Uhr im Armaturenbrett: halb elf. Es war zu spät, um
mich jetzt noch an Janet Moore zu wenden, aber ich beschloss, dies am nächsten
Tag bei der erstbesten Gelegenheit zu tun, um etwas über dieses Treffen am
Freitagabend in Erfahrung zu bringen. Es könnte gut das letzte Mal gewesen
sein, dass Leon lebendig gesehen worden war. Zudem war mir klar, dass Harry
Patterson Leon Bradley immer noch grollte, und ich war ziemlich sicher, dass er
den Kollegen, die den Fall bearbeiteten, nicht allzu viel Dampf machen würde.
Was mich anging, so musste ich wissen, ob Janet Moore Leon am Abend, bevor er
gestorben war, getroffen hatte.

14
    Sonntag, 15. Oktober
    An
diesem Morgen ging ich allein zur Frühmesse und fuhr anschließend hinüber nach
Strabane, um Janet Moore aufzusuchen.
    Das kleine
blaue Sportcoupé, in dem ich sie schon gesehen hatte, stand in der Einfahrt.
Dann fiel mir auf, dass das Motorrad, an dem ihr Mann gearbeitet hatte, am Rand
der Einfahrt auf der Seite lag. Der Helm lag ein, zwei Meter links davon auf
dem Rasen.
    Ich klopfte an die Tür, doch niemand öffnete. Ich klopfte lauter und
trat dann ein Stück zurück, um zu den Fenstern im Obergeschoss hinaufzusehen,
aber dort regte sich nichts. Durch das Glas in der Haustür sah ich, dass in
einem Zimmer im hinteren Teil des Hauses Licht brannte, obwohl es heller
Vormittag war.
    Ich trat über die Blumenbeete links von mir und ging zum Fenster eines
Raumes, den ich für das Wohnzimmer hielt. Und da meinte ich, halb vom Sofa
verdeckt, einen Körper zu sehen.
    Über Handy rief ich Krankenwagen und Polizei. Dann rannte ich zurück
zur Haustür, doch sie war abgeschlossen. Ich lief an der Seite des Hauses
entlang, um zu sehen, ob ich irgendwo hinten hineinkäme, doch ein fast zwei
Meter hoher Zaun umgab den Garten. Also ging ich wieder nach vorn, und nach
mehreren vergeblichen Versuchen gelang es mir, die Haustür einzutreten.
    Unter lautem Rufen betrat ich das Haus, erhielt jedoch keine Antwort.
Janet Moores Leiche lag gleich vornean im Wohnzimmer. Sie war auf die Seite
gelegt worden, die Arme lagen überkreuzt vor ihr. Die Haare hingen ihr ins
Gesicht, und der Lippenstift war verschmiert, als hätte ihr jemand den Mund
zugehalten. Die Muskulatur war beweglich, aber die Haut fühlte sich kalt an,
was darauf hindeutete, dass sie seit

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