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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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beinahe einem Tag nichts gegessen hatte. Fearghal
machte ihm Vorhaltungen wegen seiner Taten, doch er reagierte kaum darauf; er
las und beantwortete mehrfach neu eingegangene SMS .
    »Was hast
du dir bloß dabei gedacht, Mann?«, fragte Fearghal. »Was du im Donegal
abgezogen hast, war schlimm genug, und jetzt auch noch ein Einbruch in so ein
bescheuertes Rüstungswerk!«
    »Es war ein Protest.« Leon zuckte die Achseln.
    »Wogegen?«, fragte sein Bruder genervt.
    »Gegen wen «, berichtigte Leon ihn. »Hagan.«
    »Was ist mit ihm?«, fragte ich.
    »Er ist einer der Hauptanteilseigner von Eligius«, erwiderte Leon. »Da
hat er also auch seine Finger drin.«
    »Was hast du gegen ihn?«, fragte ich.
    »Er ist ein Arschloch. Jahrelang hat er hier den Terrorismus finanziert,
und jetzt versucht er, in den USA die Debatte über den Irak abzuwürgen.«
    Fearghal und ich schwiegen.
    »Dass Hagan Miteigentümer eines Unternehmens ist, das Bauteile an die US- Armee
verkauft, erwähnt natürlich keiner. Er hat ein ureigenes Interesse daran, dass
der Krieg gegen den Terror möglichst lange weitergeht.«
    »Das ist bei denen, die für Kriege verantwortlich sind, meistens so«,
sagte ich. »Aber in ihre Büros einzubrechen oder mit Schreckschusspistolen auf
sie zu schießen, ändert daran gar nichts.«
    »Das werden wir sehen«, erwiderte Leon geheimnisvoll.
    »Früher hast du selbst daran geglaubt«, widersprach Fearghal an mich
gewandt. »Als wir jung waren. Da dachtest du, Aktionen wie die hier könnten
etwas bewirken. Du hast selbst so was gemacht, Herrgott!«
    Ich war sprachlos über diese Wendung unseres Gesprächs. Aber dann
erkannte ich, dass ich eine grundlegende Regel außer Acht gelassen hatte: Blut
ist dicker als Wasser. Fearghal mochte seinem Bruder ins Gewissen reden, aber
wenn ein Außenstehender dasselbe tat, hielt er zu ihm.
    Ich hatte das Gefühl, meine Position verteidigen zu müssen. »Die
einzigen Menschen, auf die so etwas Auswirkungen hat, sind die, die es tun. Die
Universität hat ihre Recyclingpolitik wegen uns nicht geändert, Fearghal, und
Amerika wird seine Außenpolitik nicht ändern, bloß weil man Hagan mit einer
Schreckschusspistole einen Riesenschrecken einjagt.«
    »Früher hattest du ein bisschen Kampfgeist, Benny.«
    »Hast du dagegen protestiert, dass Weston Kate bekommt? Oder dass
Weston sie Hagan gibt? Hätte es etwas geändert?« Mir war klar, dass dies ein
wunder Punkt war. Fearghal erwiderte nichts. »Ich ändere die Dinge auf meine
Weise, so gut ich kann«, schloss ich.
    Die Bradley-Brüder sahen einander an.
    »Du hast doch nicht erwartet, dass ein Bulle das versteht, oder,
Ferg?«, fragte Leon seinen Bruder. »Er ist nun mal einer von ihnen.«
    Nach
dem Essen setzte Fearghal mich zu Hause ab. Wir wechselten ein paar höfliche
Floskeln und vereinbarten, in Verbindung zu bleiben, doch ich vermutete – und
hoffte sogar –, dass ich ihn nach diesem Gespräch nicht wiedersehen würde.

13
    Samstag, 14. Oktober
    Den
Samstagvormittag verbrachten Debbie und ich mit den Kindern beim Einkaufen in
Derry. Unterwegs in die Stadt klagte Penny, sie habe Durst, daher hielten wir
an einem Laden an der Grenze, und ich ging mit ihr hinein, um Getränke für alle
zu kaufen.
    Während wir
an der Kasse warteten, erkannte ich den Mann ganz vorne in der Schlange wieder.
Er trug Anzug und Fliege und hatte gerade die Hand auf den Mund gelegt, um ein
Gähnen zu unterdrücken: Karol Walshyk. Er entschuldigte sich bei dem Mädchen an
der Kasse, nahm seine Milch und sein Brot und drehte sich zu uns um. Vor lauter
Schlafmangel waren seine Augen nur schmale Schlitze, und ich nahm an, er habe gerade
eine weitere Nachtschicht hinter sich. Als er an uns vorbeikam, lächelte er.
Offenbar wusste er, dass er mich von irgendwoher kannte, doch dann fiel ihm
wohl ein, woher, und er blieb stehen.
    »Inspektor Divine?«, fragte er und deutete auf mich.
    »Devlin.« Ich nickte. »Guten Morgen, Doktor. Lange Nacht gehabt?«
    »Hektische Nacht«, erwiderte er. Dann sah er hinab zu Penny, die zu ihm
hochsah und mit einer Hand die Vorderseite meines Hosenbeins gepackt hielt.
    »Und wer ist diese junge Dame?«, fragte er.
    »Das ist meine Tochter Penelope«, sagte ich und zauste sie dabei. Sie
schielte zu mir hoch und sah dann wieder zu Walshyk.
    »Hallo«, sagte Walshyk und streckte ihr die Hand hin. Penny sah erneut
zu mir, lächelte unsicher und schüttelte ihm dann ganz schnell die Hand, ehe
sie beide Arme um mein Bein

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