Blutgold
Menge
Nachrichten, die sie auch nicht gelöscht hat.«
»Vielleicht hat sie die an Bradley gelöscht, damit ihr Mann sie nicht
sieht«, sagte ich, doch Hendry schüttelte den Kopf.
»Nein, hier sind ältere Nachrichten an ›Leon‹. Dann hätte sie doch wohl
alle gelöscht. Außer die SMS stammte gar nicht von ihr.«
»Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, sagte ich und ging
nach draußen, um zu rauchen und einen Anruf zu tätigen. Ich entschuldigte mich
bei Fearghal für die Störung und bat ihn, die Nummer herauszusuchen, von der
aus die SMS mit der Verabredung für den
vergangenen Freitag an Leon verschickt worden war. Kurz darauf rief er mich
zurück und gab mir die Nummer. Ich kritzelte sie auf die Rückseite meiner
Zigarettenschachtel. Als ich zu Ende geraucht hatte, ging ich wieder ins Haus
und gab Hendry die Nummer. Er nickte: Die SMS war von Janets Telefon aus versandt worden.
»Warum hat sie sie dann gelöscht? Im Vergleich zu einigen anderen
Nachrichten, die sie ihm geschickt hat, ist sie doch harmlos. Oder im Vergleich
zu denen, die er ihr geschickt hat.« Offenbar hatte Hendry die Nachrichten
durchgesehen, während ich draußen gewesen war.
»So oder so, es beweist gar nichts«, sagte ich. »Aber man sollte es im
Hinterkopf behalten. Was ist mit der Mailbox? Ist da irgendwas gespeichert?«
Hendry kämpfte sich durchs Menü, hielt das Display schräg und las mit
zusammengekniffenen Augen. Er drückte diverse Tasten, hielt sich das Gerät ans
Ohr und lauschte. Mehrere Minuten lang sagte er gar nichts. Dann schürzte er
die Lippen und hob die Augenbrauen. Er drückte eine Taste und hielt mir das
Telefon hin.
»Nur eine, die von Interesse ist. Sie ist von zwei Uhr morgens am
Freitag«, erklärte er und nickte in Richtung des Handys.
Ich hörte eine blecherne Stimme, die sehr erregt sprach, und begriff
dann, dass es Leon Bradley war. Ich musste mir die Nachricht mehrmals anhören,
um sie ganz zu verstehen, denn im Hintergrund skandierten andere Leute Slogans,
die etwas mit einem »brennenden Bush« zu tun hatten.
»Wir sind drin, Jan. Ich glaube, ich habe was – etwas Großes. Aber ich
weiß noch nicht genau, was es ist. Du musst dir das mal ansehen. Ich kann es
nicht gleich mit rausnehmen, aber ich habe Kopien in die Ausgangspost gelegt.
Ich rufe dich später an, Liebes.«
»Wovon redet der da, was meinen Sie?«, fragte Hendry.
»Keine Ahnung. Wenn er ihr etwas geschickt hat, lohnt es sich vielleicht,
das Haus zu durchsuchen.«
Hendry
und sein Team arbeiteten mehrere Stunden im Haus, doch sie fanden nichts, was
danach aussah, als stamme es von Eligius. Zudem fanden sie weder Anzeichen
dafür, dass sich jemand gewaltsam Zugang verschaffte hatte – außer denen, die
ich hinterlassen hatte –, noch sonst etwas, was darauf hingewiesen hätte, dass
zur Zeit von Janets Tod außer Karl und Janet Moore jemand im Haus gewesen wäre.
Was bedeutete, so folgerte Hendry, dass Karl wahrscheinlich seine Frau getötet
und dann eine Überdosis genommen hatte.
Ich nutzte
die Gelegenheit, um mich in Janets Arbeitszimmer umzusehen, das eigentlich ein
kleines Schlafzimmer mit einem Schreibtisch und mehreren gut bestückten
Bücherregalen war. Auf dem Tisch neben ihrem Laptop lag ihr Terminkalender.
Ich sah mir ihre Verabredungen für die vergangene Woche an und stellte
fest, dass sie sich für achtzehn Uhr am Freitag mit jemandem namens Nuala
verabredet hatte – zwei Stunden, ehe sie sich mit Leon hatte treffen wollen.
Neben dem Namen hatte sie mit Bleistift eine Telefonnummer mit Belfaster
Vorwahl notiert. Mit meinem eigenen Handy rief ich die Nummer an. Ein
Anrufbeantworter sprang an: »Hi, hier spricht Nuala. Hinterlassen Sie eine
Nachricht, und ich rufe Sie zurück, sobald ich kann.«
Ich hinterließ meinen Namen und meine Telefonnummer und sagte, ich
wolle über einen Fall mit ihr sprechen. Jim Hendry musste mich gehört haben,
denn er erschien in der Tür.
»Irgendwas gefunden?«, fragte er.
»Ihren Terminkalender. Sie wollte am Freitagabend um sechs eine Frau
namens Nuala treffen. Es ist eine Belfaster Nummer, aber das heißt nicht
unbedingt, dass sie sich dort treffen wollten. Ich habe ihr eine Nachricht
hinterlassen, sie möge mich anrufen.«
Als ich sah, wie Hendry das Gesicht verzog, wurde mir klar, was ich da
gesagt hatte.
» Sie anrufen?«, wiederholte er ein wenig
verärgert. »Sie sollten nicht mal hier sein, Ben. Das ist unser Fall.«
»Tut mir leid, Jim. Die Macht der
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