Blutgold
Nacht. Wir haben etwas getrunken und gegessen. Und uns gegenseitig auf den
neuesten Stand gebracht.«
»Wurde diese Verabredung kurzfristig getroffen?«, fragte ich. Warum
hatte Janet sich für acht Uhr an dem Abend mit Leon verabredet, obwohl sie
diese Verabredung unmöglich hatte einhalten können, wenn sie sich um sechs mit
Nuala in Belfast traf?
»Nein. Die war seit Wochen geplant. Ein Mädelsabend.«
»Hat sie je von Leon Bradley gesprochen?«, fragte ich.
Nuala zögerte, daher nahm ich an, dass sie von Janets Affäre wusste.
»Wir glauben, dass sie sich für acht Uhr am Freitagabend hier im
Donegal mit ihm verabredet hatte.«
»Das kann nicht sein.«
»Aber den Namen Leon Bradley kennen Sie?«
»Ja, Inspektor, ich kenne den Namen«, sagte sie mit einem bitteren
Unterton.
»Das, was sie Sie zu untersuchen bat – das war nicht zufällig eine
Wasserprobe?«
Wieder zögerte Nuala kurz. »Warum?«, fragte sie schließlich. »Hat das
irgendetwas mit ihrem Tod zu tun?«
»Möglicherweise, Ma’am«, sagte ich. »In diesem Stadium könnte uns alles
helfen.«
»Sie hatte mir gesagt, es sei eine Probe aus einem Fluss bei ihr in der
Umgebung. Sie wollte, dass ich sie auf Verunreinigungen untersuche.«
»Und gab es welche?«
»Ja. Säuren in signifikanten Konzentrationen. Schwefelsäure
hauptsächlich.«
Ted Coyle hatte recht gehabt.
»Wann wird Janet beerdigt, Inspektor?«, fragte Nuala und unterbrach
meine Gedanken.
»Ich finde es heraus und gebe Ihnen Bescheid«, sagte ich. »Vielleicht
könnten wir uns kurz zusammensetzen, wenn Sie herkommen. Für Kopien der
Testergebnisse wäre ich Ihnen sehr dankbar, falls Sie sie noch haben.«
Coyle, Janet und Leon hatten alle mit der Untersuchung von
Verunreinigungen im Carrowcreel zu tun gehabt. Und alle waren sie innerhalb
einer Woche überfallen oder getötet worden. Aber das erklärte immer noch nicht,
warum Janet sich für den Frei-tagabend mit Leon verabredet hatte, obwohl sie
wusste, dass sie zu diesem Zeitpunkt beinahe hundert Meilen weit entfernt sein
würde.
Ich
rief Jim Hendry an und erzählte ihm, dass ich mit Nuala McGonagle gesprochen
hatte. Rasch fügte ich hinzu, dass sie
mich angerufen hatte.
»Wieso ist
Ihnen Janet Moore überhaupt so wichtig?«, fragte er.
»Sie hatte sich mit Leon Bradley verabredet. Leon wurde erschossen. Ich
habe seinem Bruder versprochen, herauszufinden, warum er sterben musste. Wenn
Janet diese Verabredung mit ihm nicht arrangiert hat, dann war es jemand
anders. Jemand, der Zugang zu ihrem Handy hatte.«
»Der Ehemann wäre der offensichtliche Kandidat für das alles, Ben.
Findet das mit der Affäre heraus und dreht durch.«
»Ist er schon vernommen worden?«
»Er ist immer noch bewusstlos. Sie sagen, er wird überleben, sie können
bloß nicht sagen, wann er in der Lage sein wird, mit uns zu sprechen. Keine
Sorge, ich halte Sie auf dem Laufenden.«
»Was ist mit Janet? Hat man schon eine Autopsie gemacht?«
»Ja, Ben, hat man«, erwiderte er gereizt. »Sie wurde erwürgt, schlicht
und ergreifend. Da ist nichts Rätselhaftes dran.«
»Wann findet die Beerdigung statt? Ms McGonagle wollte das wissen«,
erklärte ich.
»Morgen um zehn in St Mary’s«, sagte Hendry.
»Ist irgendwas von Eligius gekommen?«
»Nein.«
»Vielleicht hat sich die Versendung verzögert«, mutmaßte ich.
»Die Spurensicherung war gestern noch mal im Haus, Ben – da ist nichts.
Wann sind Sie übrigens wieder im Dienst?«, fügte er hinzu – eine indirekte
Erinnerung an meine Suspendierung.
»Montag«, sagte ich.
»Machen Sie mal Pause, Ben. Genießen Sie ein paar freie Tage.«
Ich
setzte mich erneut mit Nuala McGonagle in Verbindung und erzählte ihr von der
Beerdigung. Außerdem schlug ich ihr vor, sich nach der Beerdigung auf dem
Friedhof mit mir zu treffen. Ich würde sie dann auf einen Kaffee einladen.
Entgegen
Hendrys Rat konnte ich den Fall einfach nicht ruhen lassen. Zudem ging mir auf,
dass Leon Bradleys Autopsie womöglich etwas erbracht hatte, auch wenn Janet
Moores Obduktion ergebnislos geblieben war.
Ich rief in Lifford auf der Wache an und hoffte, dass Sergeant Burgess
am Empfang meine Stimme nicht erkennen würde. Ich sagte, ich wolle Helen Gorman
sprechen.
»Ich hätte gedacht, Sie möchten vielleicht erst mit dem Super sprechen,
Inspektor«, sagte Burgess.
Mist. »Nein, danke. Helen reicht mir völlig.«
»Ich stelle Sie durch.« Dann fügte er zu meiner Überraschung hinzu:
»Man vermisst Sie
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