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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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»Schuldig im Sinne der Anklage.«
    »Ich habe von dem Überfall auf Sie gehört. Es tut mir leid. Es war ein
Raubüberfall, richtig?«, fragte ich, während er mir ein brennendes Streichholz
hinhielt.
    Ich zündete meine Zigarette an. Er schnaubte abschätzig. »Das haben sie
gesagt.«
    »Wer?«
    »Ihre Leute. Das war kein Raubüberfall. Ich habe sie in meinem Zelt
erwischt. Sie haben mein Wasser gestohlen. Nicht mein Nugget, nur mein Wasser.«
    »Welches Wasser?«, fragte ich.
    In diesem Augenblick stimmte der Chor drinnen ein Lied an, und der
Gottesdienst begann. Da kam Tom auf uns zugerannt.
    »Wir unterhalten uns später weiter«, sagte ich zu Coyle und kniff rasch
die Spitze meiner Zigarette ab, jedoch nicht schnell genug. Tom bemerkte:
»Immer noch Raucher, wie ich sehe.« Gemeinsam gingen wir in die Kirche.
    Der Gottesdienst war feierlicher, als ich erwartet hatte. Fearghal war
nie besonders gläubig gewesen, und ich wusste, dass Leon nicht viel für
organisierte Religion übriggehabt hatte. Allerdings glaubte ich, dass er ein
spiritueller Mensch gewesen war im Sinne einer Person, die Gott im Wald oder in
den Flüssen sieht.
    Der Pfarrer sprach sehr herzlich über Leon. Er lobte ihn für seine
Haltung zum Umweltschutz und seine strengen Grundsätze zu den Themen Krieg und
Aggression.
    »Habt ihr schon jemanden festgenommen?«, flüsterte Tom während der
Gabenbereitung.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Irgendwelche Verdächtigen?«
    »Ein paar.«
    »Hast du nicht gesagt, er hatte was mit einer verheirateten Frau?«
    Ich nickte und setzte eine tadelnde Miene auf, weil er dieses Thema bei
der Trauerfeier anschnitt.
    »Ist sie auch hier?« Tom ließ sich nicht beirren.
    »Sie ist ebenfalls tot.«
    »Gütiger Himmel. Waren sie zusammen, als sie starben?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »War es wegen ihrer Affäre?«, beharrte er.
    Ich warf meinem Bruder einen Seitenblick zu. Er war zwar jünger als
ich, doch die Jahre hatten uns gleichermaßen zugesetzt. Sein Haar lichtete sich
bereits ein wenig, und um die Körpermitte wurde er breiter.
    »Möglich«, sagte ich.
    Fearghal hatte geholfen, die Messkännchen mit Wasser und Wein zum Altar
zu bringen. Der Pfarrer tat einen Tropfen Wasser in den Wein zum Gedenken an
das Wasser, das sich mit Christi Blut vermischte, als es an seiner Seite
herablief. Doch Fearghal sah das nicht. Er hatte das Gesicht abgewandt. Seine
Hand ruhte auf dem Sargdeckel, und die Tränen liefen ihm über die Wangen. Ich
legte meine Hand kurz auf die Hand meines Bruders, bevor wir beide uns aus
einem Impuls heraus strafften und gleichzeitig die Arme vor der Brust
verschränkten.
    Am
Ende der Messe führte der Pfarrer den Trauerzug den Mittelgang entlang hinaus
in den Herbstsonnenschein. Dabei schwang er das Weihrauchfass, und der Duft des
Weihrauchs erfüllte süßlich und berauschend die stille Luft in der Kirche. Tom
und ich warteten das Ende des Trauerzugs ab, ehe wir uns ihm anschlossen. Als
Fearghal an uns vorbeikam, mit Leons Sarg, der schwer auf seinen Schultern
lastete, sah er zu uns hin, erblickte Tom, und der Atem schien ihm zu stocken.
Der Sargträger neben ihm musste das gespürt haben, denn er drückte ihm beruhigend
die Schulter.
    Draußen
ging Tom hinüber zu Fearghal, während ich Coyle suchen ging. Ich wollte wissen,
was er gemeint hatte, als er sagte, man habe ihm sein Wasser gestohlen. Zudem
wollte ich herausfinden, worüber Janet Moore mit ihm gesprochen hatte an dem
Tag, als ich sie draußen am Carrowcreel getroffen hatte.
    Coyle stand mit einigen der Aussteiger zusammen, darunter auch Peter.
Sie teilten sich ein Streichholz, um ihre Zigaretten anzuzünden. Jemand musste
etwas gesagt haben, denn sie drehten sich um und sahen mich an, als ich auf sie
zuging.
    »Ich würde gerne unser Gespräch fortsetzen, Mr Coyle«, sagte ich und
holte meine eigenen Zigaretten hervor.
    Geblendet vom Sonnenlicht kniff er die Augen zusammen und nickte dann.
    »Sag ihm nichts«, murmelte einer der anderen.
    »Sie sagten, dass Sie nicht an einen Raubüberfall glauben. Richtig?«
    Er nickte energisch. »Sie haben das Wasser aus meinem Zelt gestohlen.
Ich hatte es seit Wochen gesammelt.«
    Allmählich vermutete ich, dass sein Ruf als Exzentriker nicht übertrieben
war.
    »Welches Wasser?«
    »Seit ich dort bin, habe ich einiges gesehen. Veränderungen. Dadurch
hatte ich mich auch mit Leon angefreundet. Ich habe es ihm gesagt, und er
meinte, er würde jemanden kennen, der helfen könnte.«
    Ich wusste

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