Blutgold
Nähe
dieser neuen Goldmine stammte, wie sie sagte. Jemand hatte ihr erzählt, ihm
seien eine Menge toter Fische im Wasser aufgefallen. Janet war überzeugt, dass
die Mine etwas in den Fluss einleitet, das die Fische tötet.«
»Hatte sie recht?«, fragte ich. Weston hatte mir gesagt, sein
Unternehmen habe vor Beginn des Abbaus eine vollständige Analyse der
Auswirkungen auf die Umwelt in Auftrag gegeben. Ein Umweltskandal würde das
Image der Firma ernsthaft beschädigen und die Rekordgewinne wahrscheinlich
einbrechen lassen.
»Es scheint so. Wie ich Ihnen schon am Telefon sagte, habe ich eine
signifikante Schwefelsäurekonzentration im Wasser gefunden. Jedenfalls genug,
um die Fische zu töten.«
»Und die könnte von der Goldmine stammen?«, fragte ich.
Sie zog ein Bündel Papiere aus der Tasche und reichte sie mir über den
Tisch.
»Das Gold in dieser Mine wird in Sulfiden gefunden, wie es meist der
Fall ist. Reine Goldadern findet man nur ziemlich selten – aus diesem Gold wird
dann Schmuck hergestellt. Das Gestein jedoch, in dem die Sulfidverbindungen
enthalten sind, wird zermahlen und einer Reihe von Prozessen unterzogen. Unter
anderem wird es mit Detergenzien gewaschen, um das Goldsulfid herauszulösen.
Dann gewinnt man daraus mit Cyanid das Gold. Auf diese Weise gewonnenes Gold
ist nicht so rein, aber für die Verwendung in Computerplatinen, Nadeln, Kabeln
und so weiter genügt es.«
»Aber Sie haben kein Cyanid im Wasser gefunden«, wandte ich ein.
Sie hob den Zeigefinger. »Ein achtzehnkarätiger Goldring hinterlässt
über zwanzig Tonnen belasteter Abfälle, Inspektor. Cyanid ist nur eines der
Probleme. In Rumänien führten im Jahr 2000 starke Regenfälle dazu, dass einer
der Dämme, die belastete Abwässer zurückhielten, brach. Das Cyanid, das
daraufhin in den dortigen Fluss gelangte, tötete sämtliche Fische in der Region
und vergiftete das Trinkwasser für mehr als zwei Millionen Menschen monatelang.
In den USA gelangten 1992 die Abwässer
einer Goldmine in einen Fluss und töteten über eine Länge von fünfundzwanzig
Kilometern stromabwärts alles Leben im Wasser.«
»Aber Sie haben im Carrowcreel kein Cyanid gefunden«, beharrte ich.
»Cyanid ist nur eines der Probleme«, wiederholte sie. »Auch ohne Cyanid
enthalten die Abfallprodukte einer Mine immer noch Sulfide. Mit Regenwasser
können sie sich zu Schwefelsäure verbinden, die dann ins Grundwasser sickert
oder, wie in diesem Fall, in einen örtlichen Fluss. Unverdünnt ist sie so
giftig wie Batteriesäure.«
»Könnte irgendetwas anderes für die Verunreinigung verantwortlich sein,
abgesehen von der Mine?«, fragte ich.
»Das könnte ganz natürlich in sulfidreichem Gestein passieren, aber
nicht in der Konzentration, die ich gefunden habe«, sagte sie.
»Reicht das, um den Laden dichtzumachen?«, fragte ich. Ich hatte meine
eigenen Vorbehalte gegen Weston und seine Mine, aber eine Schließung wäre ein
schwerer Schlag für die hiesige Wirtschaft.
»Das hängt davon ab, ob der politische Wille besteht, etwas deswegen zu
unternehmen«, stellte sie fest. »Wie immer läuft es darauf hinaus, wen man
kennt und wie gut.«
Ich musste wieder daran denken, wie unsere Parlamentsabgeordnete Miriam
Powell in der Mine mit Cathal Hagan gescherzt hatte.
»Die Ergebnisse meiner Tests stehen hier drin, Inspektor. Sie sollten
sich aber lieber mit der Wasserbehörde hier in der Republik in Verbindung
setzen und die ihre eigenen Tests anstellen lassen.«
»Das könnte problematisch werden«, sagte ich und bedauerte die
Bemerkung sofort.
»Warum?«, fragte Nuala mit schneidender Stimme.
»Ich bin im Augenblick eigentlich nicht im Dienst.«
Sie nickte knapp. »Das hat der nordirische Polizist mir schon gesagt.«
»Warum haben Sie dann eingewilligt, sich mit mir zu treffen?«
»Schert es denn sonst jemanden wirklich, warum Janet tot ist?«, fragte
sie und legte den Kopf schräg. In ihrer Miene lag keine Arglist. Sie hob eine
Augenbraue. »Nun?«
Auf dem Rückweg zu meinem Wagen erhaschte ich einen Blick auf Harry
Patterson, der mich durchs Fenster seines Büros auf der anderen Straßenseite
beobachtete.
Der
erste der verbliebenen drei Eligius-Demonstranten war ein Einundzwanzigjähriger
aus Omagh namens John Young. Ich rief ihn von einem Münztelefon auf der anderen
Seite der Grenze an und fragte ihn, ob er bereit sei, mit mir über den Einbruch
zu sprechen.
»Ich habe
nichts zu sagen«, erklärte Young. »Ich habe einen Fehler
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