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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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gemacht.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Ich dachte, es würde einfach eine witzige Aktion sein. Es wurde zu
ernst.«
    »Was ist da drin passiert? Haben Sie gesehen, ob Leon Bradley irgendwas
mitgehen ließ, bevor man Sie rausholte?«
    »Er hatte es da nicht auf dasselbe abgesehen wie wir.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich bin da rein, um gegen den Krieg zu demonstrieren. Die anderen
Jungs, Curran und Daniels, auch. Bradley suchte nach was Bestimmtem.«
    Ich nahm an, »Daniels« sei Peter Daniels, ein achtundvierzig Jahre
alter Mann aus Navan. Ich hatte versucht, ihn über die Garda-Datenbanken
ausfindig zu machen, aber es war keine Adresse verzeichnet. Den Namen des
anderen Mannes, Seamus Curran, kannte ich ja schon länger.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte ich.
    »Er hat die ganze Zeit am Computer gesessen und Zeug ausgedruckt,
Aktenschränke durchsucht und Blätter kopiert. Es tut mir leid, dass ich je
einen Fuß in den Laden gesetzt habe, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Wer könnte wissen, wonach Bradley gesucht hat?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung«, sagte Young. »Vielleicht dieser andere Typ – der
Provo.«
    Young
hatte Seamus Curran als Republikaner bezeichnet, aber in Wirklichkeit war er
zum überzeugten Pazifisten geworden. Zu Beginn des Krieges im Irak hatte er
sich in den Medien unverblümt dazu geäußert, und ich war mir relativ sicher,
was die Gründe anging, aus denen er sich an dem Einbruch beteiligt hatte.
    Wie
erwartet, fand ich ihn in einem Pub in Derry, der ihm zum Teil gehörte. Der
Schankraum war klein und düster, die Decke niedrig, die Tische waren auf kleine
Nischen verteilt, wo die Mittagstrinker trotz des Rauchverbots in dicke
Qualmwolken gehüllt saßen und über den Renninformationen in den Zeitungen
brüteten.
    Die Wände waren mit einer Mischung aus politischen Memorabilien und
Schwarz-Weiß-Fotos lokaler Berühmtheiten dekoriert, die den Pub irgendwann
einmal mit ihrer Anwesenheit beehrt hatten. Eine gerahmte Kopie der
Osterproklamation von 1916, die letztlich zur Teilung Irlands geführt hatte,
hing neben einem signierten Foto von John F. Kennedy, das jemand dem Pub geschenkt
hatte.
    Curran saß an der Bar, als ich eintrat. Es herrschte gedämpfte
Betriebsamkeit – die Anzahl der Gäste war größer, als der niedrige
Geräuschpegel hätte vermuten lassen. Curran löffelte Irish Stew auf einen
Brotkanten und steckte ihn sich in den Mund. Als er mich hereinkommen sah,
stand er auf und ging hinter die Theke.
    Mit der Hand wischte er sich den Mund ab und rieb sie dann am Hosenbein
sauber.
    »Was darf’s sein?«, fragte er und nahm bereits ein Pint-Glas von der
Theke.
    »Einfach nur eine Cola«, sagte ich und zückte meinen Dienstausweis.
»Ich würde Sie gerne kurz sprechen.«
    Er warf das Glas in die Luft, sodass es sich drehte, fing es wieder auf
und stellte es zurück auf die Theke. Dann sah er sich meinen Ausweis an. Er
kehrte mir den Rücken zu und holte eine Flasche Cola vom Regal hinter sich.
Dabei sagte er: »Sie sind ein bisschen außerhalb Ihres Reviers.«
    »Ich suche nur nach Informationen«, erklärte ich und nahm an der Theke
Platz.
    »Tut ihr Jungs das nicht immer?«, bemerkte Curran, goss Cola in ein Glas,
gab Eiswürfel dazu und stellte das Getränk vor mich hin.
    »Wegen des Eligius-Einbruchs …«, fuhr ich fort.
    Er lächelte ein wenig verlegen. »Schien damals eine gute Idee zu sein«,
sagte er. »Kommt drauf an, was Sie wissen wollen.« Er lehnte sich auf die
Theke.
    »Der junge Bradley, der mit Ihnen da drin war, wurde ermordet. Ich
untersuche den Mord. Ich glaube, er hat von Eligius aus Dokumente nach draußen
geschickt. Wissen Sie vielleicht, worum es in diesen Dokumenten ging? Oder hat
er Ihnen gegenüber erwähnt, warum er dabei war?«
    »Er hat gegen den Krieg demonstriert. Und gegen Hagan, dieses Arschloch
mit seinem Getue – als wäre er Irlands Erlöser.«
    »Wissen Sie, wonach er gesucht hat?«
    Curran schüttelte den Kopf. »Haben Sie die Berichterstattung nicht
gesehen? Ich hab den ganzen Abend mit’m Megafon aus dem Fenster gehangen. Ich
weiß, dass er irgendwas suchte, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, was, und es
ist mir auch scheißegal.«
    »Haben Sie die Aktion organisiert?«, fragte ich. »Wie haben Sie alle
sich kennengelernt?«
    »Haben wir gar nicht. Leon hatte einen Aufruf bei Bebo und ähnlichen
Internetsites gepostet, er suchte nach Leuten, die sich ihm anschließen
wollten. Fünfundzwanzig haben sich gemeldet – nur wir vier sind

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