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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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die Toreinfahrt im
Auge behalten konnte. Und tatsächlich, nach wenigen Minuten kletterte jemand
über das Tor und ließ sich schwer zu Boden fallen. Seine Hosenaufschläge waren
schlammverkrustet. Er sah zurück in die Richtung, aus der er gekommen war, und
kam dann auf mich zu.
    Plötzlich sprintete er los. Hinter ihm sah ich einen von Gilmores
Männern über das Tor klettern. Als Strandmann schätzungsweise auf einer Höhe
mit mir war, stieß ich die Fahrertür auf. Er prallte in vollem Lauf dagegen,
wirbelte zur Seite und stürzte zu Boden.
    Als ich aus dem Wagen stieg, brüllte er mir etwas zu. Ich setzte mich
halb auf seinen Rumpf und schaffte es so, ihn festzuhalten, während ich auf
Gilmore und seine Männer wartete. Da ich vermutlich doppelt so viel wog wie er,
gab er rasch jede Gegenwehr auf.
    Gilmores Männer legten ihm Handschellen an und zogen ihn auf die Füße.
Er wandte sich mir zu. Eine Seite seines Gesichts war voller roter Stellen, wo
sich Schotter in die Haut gebohrt hatte, und auf seiner Wange klebten immer
noch überall kleine Steinchen. Er sah mich wütend an, dann spuckte er aus.
    Instinktiv hob ich die Faust, doch einer der PSNI -Männer
zog ihn grob aus meiner Reichweite, während der andere mir warnend die Hand auf
den Arm legte.
    Er
wurde auf die PSNI -Wache nach Limavady gebracht und
eingelocht. Während man seine Personalien aufnahm, kehrten Gilmore und ich zum
Markt zurück und durchsuchten seinen Lieferwagen. Der Zigarettenmann hatte drei
Stangen sowie zwei Dosen losen Tabak, einen Stapel raubkopierter Porno- DVD s und diverse Beutel Haschisch dagelassen. Die
Gelegenheit zu nutzen und sich mit Glimmstängeln zu versorgen, war eines – sich
mit jemand anderes Drogen erwischen zu lassen, war ihm offensichtlich doch zu
heikel.
    Ich suchte
in meinen Taschen nach meinen eigenen Zigaretten, aber ich musste sie verloren
haben, als ich mit Strandmann gerungen hatte.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Gilmore, als er mich fluchen hörte.
    »Hab meine Zigaretten verloren.« Zum wiederholten Male tastete ich
erfolglos meine Taschen ab.
    Gilmore, den der Erfolg der Operation sichtlich in Hochstimmung
versetzt hatte, warf mir eine der Stangen aus Strandmanns Wagen zu.
    »Betrachten Sie das als Prämie für die gute Arbeit«, sagte er.
    »Wir haben ihn noch nicht einmal vernommen«, wandte ich ein.
»Vielleicht verrät er Ihnen gar nichts.«
    »Der wird reden«, erwiderte Gilmore. »Das tun sie immer. Angst vor
Abschiebung. Sie haben es hier hübsch gemütlich, und das wissen sie auch. Der
kleine Scheißer singt garantiert schon heute Nachmittag.«
    »VM Haulage«, sagte ich laut, während ich die Stange mit den Zigaretten
aufriss. »Mein Gott.«
    »Was ist denn jetzt? Haben Sie Ihr Feuerzeug etwa auch verloren?«
    »Nein. Mir ist nur gerade etwas klar geworden.«

22
    Sonntag, 22. Oktober
    Ich
rief in der zentralen Rechercheabteilung von An Garda an und gab ein
Informationsgesuch zu VM Haulage auf. Die Frau, die den Anruf entgegennahm,
versprach mir, sich so schnell wie möglich bei mir zu melden. Dann rief ich auf
der Wache in Letterkenny an, um mich zu erkundigen, ob unsere Techies bei Leons
Kamera etwas erreicht hatten. Sie waren, so erfuhr ich, ins Wochenende gegangen
und würden am Montag wieder zu erreichen sein – falls ich noch einmal anrufen
wollte. Schließlich fuhren Gilmore und ich nach Limavady, wo Strandmann auf
seine Vernehmung wartete.
    Als
wir den Vernehmungsraum betraten, lümmelte er sich auf dem Stuhl, die Beine
ausgestreckt unter dem Tisch, an dem er saß. Die enge blaue Jeans spannte über
seinen dünnen Waden.
    Auf dem
Tisch stand eine Styroportasse mit dünnem Tee, und Strandmann spielte mit einem
Päckchen Zigaretten, das er zwischen Finger und Daumen rotieren ließ. Hin und
wieder lehnte er sich zurück und sah auf die Uhr an der Wand hinter ihm, als ob
er auf jemanden wartete. Falls dem so war, dann wurde er enttäuscht. Er hatte
zwar einen Anruf getätigt, doch niemand kam, um ihn zu vertreten.
    Schließlich rief man den Pflichtverteidiger herbei, einen
hochgewachsenen, desinteressiert wirkenden jungen Burschen, der den Großteil
der Vernehmung über auf einem Blatt Papier herumkritzelte.
    Die Zollfahnder begannen die Vernehmung. Sie belehrten Strandmann über
seine Rechte und hielten ihm vor, man habe ihn dabei gesehen, wie er im Heck
seines Lieferwagens geschmuggelte Zigaretten verkaufte. Zudem seien auch DVD -Raubkopien
entdeckt worden. Ob er erklären könne, wie die

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