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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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in seinen Wagen gekommen seien?
    Strandmann sah die Männer an und überkreuzte die Füße. Er saugte an den
Zähnen und drehte den Kopf so weit nach hinten, bis die Knochen knackten. Doch
er antwortete nicht.
    Als Nächster sprach Gilmore mit ihm. Bei seinen Habseligkeiten seien
auch Drogen gefunden worden. Ob er dafür eine Erklärung habe?
    Wieder sagte Strandmann nichts. Sogar sein Verteidiger sah ihn schief
an und erstickte dann mit dem Handrücken ein Gähnen. »Sprechen Sie Englisch?«,
fragte der junge Mann. Strandmann sah ihn kurz an, dann richtete er den Blick
wieder auf die Zigarettenschachtel.
    »Man hat Sie im Regen stehen lassen«, sagte Gilmore schließlich. »Ich
weiß, die haben Ihnen befohlen, nichts zu sagen, wenn Sie verhaftet werden,
aber Sie haben die Arschkarte gezogen, Freundchen. Sie haben Ihren Boss
angerufen, schätze ich. Der hat Ihnen aber keinen Anwalt geschickt – Sie sind
auf sich allein gestellt, Freundchen.«
    Mit erhobener Augenbraue sah Strandmann ihn an.
    »Selbstverständlich«, fuhr Gilmore fort, »war das heute alles
lächerlich im Vergleich zu einer Vergewaltigung.«
    Strandmann lächelte, ein schmales, grimmiges Lächeln, das sich auf
seine Lippen beschränkte.
    »Das finden Sie witzig, Freundchen? Wir haben Ihr Opfer. Eine illegale
Einwanderin, die Sie ins Land zu schmuggeln geholfen haben, die Sie
vergewaltigt und dann zur Prostitution gezwungen haben. Wir haben diese Frau.
Was bedeutet, wir haben auch Sie, Freundchen.«
    Als der Pflichtverteidiger merkte, dass es in seinem neuen Fall um
etwas Schwerwiegenderes als einen Verkehrsverstoß ging, spitzte er die Ohren.
Strandmann seinerseits antwortete immer noch nicht, doch er lächelte auch nicht
mehr.
    »Sie sitzen in der Scheiße, Freundchen .« Gilmore
schob seine Unterlagen in die Mappe, als wollte er gehen. Diesen Trick hatte
Strandmanns Verteidiger offenbar noch nie gesehen, denn er starrte Gilmore
offenen Mundes an und wunderte sich anscheinend, warum alles so schnell vorüber
war.
    »Ich heiße Pol «, korrigierte ihn Strandmann.
    Bedächtig setzte Gilmore sich wieder hin und öffnete die Mappe erneut.
    »Pol«, stimmte er zu.
    Im
Verlauf der nächsten Stunde gab Strandmann zu, geschmuggelte Zigaretten sowie,
nach anfänglichem Leugnen, DVD -Raubkopien verkauft
zu haben. Er stritt jedoch ab, irgendetwas über Natalia oder die übrigen
tschetschenischen Illegalen zu wissen. Er kenne niemanden, auf den die
Beschreibung des Mannes mit dem Pferdeschwanz zutreffe, und habe noch nie von
dem Mann gehört.
    »Wir haben
eine Zeugin, die Sie bei verschiedenen Verbrechen gesehen hat«, sagte Gilmore.
»Eine Frau, die behauptet, Sie hätten sie vergewaltigt und sie dann zur
Prostitution gezwungen …«
    »Eine Nutte?«, unterbrach ihn Strandmann. »Sie wollen einer Hure
glauben?«
    »Kommen Sie mir nicht auf die Tour, Junge«, sagte Gilmore. »Wir
brauchen nur die Zeugenaussage der Frau, und Sie werden verknackt. Wollen Sie
den Kopf hinhalten für den, der über Ihnen steht? Sie sind doch nur ein kleines
Würstchen, Junge – Sie haben diese Mädchen nicht reingelegt. Aber Sie wissen,
wer es war. Zeit, egoistisch zu werden, Pol.«
    Strandmann lächelte einfach nur. Falls er schauspielerte, dann war er
gut. Ich beschloss, einen anderen Ansatz zu verfolgen.
    »Was ist VM Haulage?«, fragte ich. Gilmore wandte sich um und sah mich
mit erhobenen Brauen an. Offensichtlich fragte er sich, woher ich diesen Namen
hatte.
    »Warum?«, fragte Strandmann nervös.
    »Ich habe das Logo an Ihrem Transporter gesehen.«
    Er entspannte die Schultern wieder. Die Veränderung in der
Körpersprache war kaum merklich, doch sie genügte, um mir zu sagen, dass die
Erwähnung des Namens ihn nicht unberührt ließ. »Für die arbeite ich«, sagte er.
    »Mädchenhandel?«
    »Toilettenpapierverkauf«, gab er zurück.
    »Das tun die also? Toilettenpapier verkaufen?«
    Er zuckte die Achseln. »Die machen alles Mögliche.«
    »Was genau?«, hakte ich nach. »Sie arbeiten für die – Sie müssen
wissen, was die tun.«
    »Alles Mögliche«, wiederholte er, als wäre das Erklärung genug. Was in
gewisser Weise auch stimmte.
    »Natalia
wird ihn für uns identifizieren müssen«, sagte Gilmore draußen vor dem
Vernehmungszimmer. Ich warf einen Blick in den Raum: Strandmann hatte sich
zurückgelehnt und die Beine wieder unter den Tisch gestreckt, während der
Pflichtverteidiger sich offenbar vergeblich bemühte, ihn in ein Gespräch zu
verwickeln. »Wo haben Sie

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