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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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letztes Mal auf ihre Mission vorbereitet, bevor sie in die Schlafsäcke gekrochen waren, um ein wenig Kraft zu tanken für ihre erste Mission.
    Nachdem er ein paar Stunden geschlafen hatte, sah er die Dinge entspannter: Ja, der alte Mann hatte sterben müssen, weil er zu einem gefährlichen Zeugen geworden war. Es wäre fatal gewesen, wenn er sie bei den Bullen angeschwärzt hätte, noch bevor sie überhaupt ihren ersten Coup gelandet hatten. So betrachtet war der Tod eines alten Mannes ein zu verschmerzender Verlust gewesen. Ein kalkuliertes Risiko.
    Ihre Strategie war so einfach wie genial: Fritz, Michels und er handelten wie eine Schlange. Nachdem das Opfer lange genug beobachtet worden war, würden sie so schnell zuschlagen, dass niemand mehr rechtzeitig reagieren konnte. Es galt, so schnell zu sein, um längst untergetaucht zu sein, bevor der träge deutsche Behördenapparat überhaupt angelaufen war.
    Nichts und niemand würde sie aufhalten, da waren sich die drei einig.
    Und sie wollten um keinen Preis der Welt Spuren hinterlassen. Deshalb war es nur konsequent gewesen, die Scheune des Bauern in Wipperfürth anzuzünden, nachdem sie ihr provisorisches Quartier verlassen hatten. Dass der Fluchtwagen der letzten Nacht bei Ausbruch des Feuers noch zwischen den Strohballen gestanden hatte, war einkalkuliert. Es galt, keine verwertbaren Spuren zu hinterlassen.
    Im Morgengrauen hatten sie auf einer Waldlichtung von einem Kurier aus dem holländischen Utrecht den Mercedes Sprinter übernommen. Der Mann war zuverlässig und schweigsam, vorausgesetzt, dass man ihn für seine Arbeit fürstlich entlohnte. Geld hatten sie noch keines, und so war es die einzige Alternative gewesen, den Holländer mit einem einzigen Schuss einer MP5 zu eliminieren. Seine Leiche hatten sie im Wald verscharrt. Wahrscheinlich würde es Wochen dauern, bis man den verwesten Leichnam unter dem Laub fand. Bis dahin waren sie langst über alle Berge.
    Den Audi hatten sie also gegen den Kastenwagen getauscht. Kein billiger Lieferwagen, die Karre war so gut wie neu und mit der größtmöglichen Motorisierung ausgestattet. Trotz der mächtigen Ausmaße war der Sprinter schneller als mancher Pkw, genau das richtige Fahrzeug also für ihre Mission.
    Der Holländer hatte gute Vorarbeit geleistet: Nachdem er den Wagen in Venlo gestohlen und über das, was einst die Grenze gewesen war, überführt hatte, wurde aus dem holländischen Wagen ein deutsches Fahrzeug. Die gelben Nummernschilder, mit denen er den 160 PS-Sprinter übernommen hatte, lagen irgendwo bei Düsseldorf im Rhein.
    Niemand schenkte dem unauffälligen Transporter Beachtung, als er im Schritttempo in die Elberfelder Fußgängerzone rollte. Zwischen all den anderen Fahrzeugen der Kurier- und Paketdienste fiel der sperrige Wagen gar nicht auf. Hier wären sie mit einem normalen Personenwagen sicherlich schon auf den ersten Metern in der Fußgängerzone von einem Polizisten angehalten worden. Mit dem Sprinter aber bezweifelte niemand, dass die Männer Lieferanten auf dem Weg zu einem der zahlreichen Geschäfte in der Elberfelder City waren.
    Ja, dachte er triumphierend, als der den Lieferwagen durch die engen Straßen lenkte, sein Plan war einfach genial gewesen.
    Sie gelangten im Schneckentempo an ihr Ziel, doch das machte nichts. Er wunderte sich selbst darüber, wie gelassen er war. Erst später, wenn alles gelaufen war, würden sie sich beeilen müssen, doch noch war es nicht so weit.

5
    Mitten in der Einsatzbesprechung klingelte ein Handy. Ulbricht blickte entnervt auf und sah, wie Kegelmann eine Entschuldigung murmelte und sein Mobiltelefon aus der Innentasche seines Sakkos zog. Nachdem sich Kegelmann mit einem knappen »wer stört?« gemeldet hatte, lauschte er, murmelte ein paar leise Worte und zwei, drei »Ja« und »interessant« in den Hörer, bevor er sich von seinem Anrufer verabschiedete. Als das Handy wieder in seine Tasche wanderte, blickte er in die neugierigen Mienen der Kollegen.
    »Und?«, fragte Ulbricht so nebensächlich wie möglich.
    »Das waren die Kollegen aus dem Oberbergischen.«
    »Ist wieder ein Kegelabend geplant, den sie verlieren werden?« Ulbricht frotzelte mit seinem typischen trockenen Humor und versuchte sich so bei Laune zu halten.
    »Nein, das war dienstlich. In Wipperfürth hat gegen fünf Uhr in der Früh eine Scheune gebrannt. So wie es nach jetzigem Kenntnisstand aussieht, handelt es sich um Brandstiftung.«
    »Wie interessant.« Spott lag in

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