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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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erklärt auch das seltsame Verhalten an der Haustür, dachte Maja. »Ist es damals zu … körperlichen Übergriffen gekommen?«
    Gisela Brabender nickte. »Man hat uns mit Schusswaffen bedroht, man hat mit vorgehaltener Waffe die Herausgabe von hochwertigem Schmuck und Uhren gefordert. Hat man Ihnen schon mal die Mündung einer Waffe auf die Schläfe gedrückt?« Als die Polizisten schwiegen, fuhr die Frau des Juweliers fort: »Das hat mir schon genügt. Nicht auszudenken, wenn …« Gisela Brabender brach ab und barg das blasse Gesicht in den Händen. Maja sah ihr an, dass sie den Überfall im Geiste noch einmal durchlebte.
    Dann ruckte ihr Kopf hoch. Sie blickte erst Ulbricht, dann Maja an. »Aber, nein«, sagte sie dann leise. »Nein, es hat keine körperliche Gewalt im eigentlichen Sinne gegeben.« Sie stockte. »Und heute? Gab es Verletzte?«
    »Verletzte nicht«, erwiderte Ulbricht mit versteinerter Miene. So ernst hatte Maja ihn selten erlebt. »Es hat sogar einen Toten gegeben. Ein Kunde, der sich im Laden befand, als die Räuber das Geschäft betraten, wollte die Täter an der Flucht hindern. Er musste seinen Einsatz mit dem Leben bezahlen.«
    Maja betrachtete Ulbricht von der Seite. Seine Miene war verschlossen; sie wusste nicht, ob er sich an den Fall erinnerte.
    »Wie schrecklich«, bemerkte sie, um das eingetretene Schweigen zu überbrücken.
    »Allerdings.«
    Gisela Brabender zupfte sich den Rock zurecht. »Sie sagten, Sie suchen meinen Mann?«
    Ulbricht nickte. »Frau Mertens, seine Mitarbeiterin, kann ihn telefonisch nicht erreichen. Weder hier noch über Handy.«
    »Das ist seltsam.«
    »Sie waren aber doch zu Hause, nehme ich an?« Ulbricht richtete sich auf und blickte in die ängstlichen Augen der Juweliersfrau.
    »Gehen Sie nicht ans Telefon, wenn jemand anruft?«, fragte Maja.
    Gisela Brabender schüttelte den Kopf. »Niemals. Ich besitze auch kein Handy. Aber dass Georg sich nicht meldet, ist seltsam.« Sie blickte die Kommissare an. »Meinen Sie, ihm ist etwas zugestoßen?«
    »Das wissen wir nicht, Frau Brabender.« Maja war bemüht, sachlich zu klingen. »Deshalb sind wir hier.«
    »Was denken Sie - wo könnte er sich aufhalten? Haben Sie Kinder, Freunde, Verwandte?« Ulbricht zückte den Notizblock.
    »Nein, unsere Ehe ist kinderlos. Georg kann nicht… egal. Freunde gibt es einige, die Verwandten leben in der Schweiz. Ich muss aber sagen, dass ich mich seit dem Überfall sehr aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen habe und dass Georg unsere Freundschaften größtenteils alleine pflegt.« Nun lächelte sie wieder, und diesmal wirkte es sehnsüchtig. »Ich gehe nur noch vor die Türe, wenn es unbedingt sein muss. Immer wieder überkommen mich diese Panikattacken.«
    Gisela Brabenders zuckte zusammen, als von außen ein Schlüssel in die Haustür geschoben wurde. Ein eisiger Wind fegte ins Haus, dann erschien ein hochgewachsener Endvierziger mit breiten Schultern und Stiernacken auf der Bildfläche. Trotz seiner eigenartigen Statur saß der dunkle Anzug perfekt. Die dichten Haare waren gefärbt, das erkannte Maja auf den ersten Blick. Und sie sah, dass der Mann offensichtlich ein Kreislaufproblem hatte: An seiner tiefroten Gesichtsfarbe stellte sie fest, dass er kurz vor der Explosion stand.
    »Was hat das hier zu bedeuten?«, polterte er wütend und baute sich vor der Sitzecke auf.
    »Georg…«, setzte Gisela erschrocken an und wurde mit einer herrischen Geste ihres Gatten zum Schweigen gebracht. So räumte er gleichzeitig Majas letzten Zweifel aus, dass es sich bei dem unsympathischen Choleriker offensichtlich um den Mann handelte, den sie in den letzten Stunden vergeblich gesucht hatten.
    »Warum lässt du in meiner Abwesenheit wildfremde Menschen ins Haus?«, fragte Brabender an seine Frau gewandt. »Ich habe dir schon hundertmal gesagt, dass …«
    Ulbricht sprang auf. »Herr Brabender, ich muss Sie doch sehr bitten.« Er zog den Dienstausweis aus der Tasche und hielt ihn Brabender vor das Gesicht. »Hauptkommissar Ulbricht, Kripo Wuppertal.« Als Brabender den Ausweis an sich nahm und ihn schweigend studierte, fuhr Ulbricht fort. »Meine Kollegin, Hauptkommissarin Klausen.«
    Er ließ die Hand, in der er den Ausweis hielt, sinken, und betrachtete Maja wie ein lästiges Insekt. »Auch von der Wuppertaler Kriminalpolizei?«
    Maja wurde kurz heiß, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. »Zentraler Kriminaldienst«, sagte sie schnell und ließ ganz bewusst den Sitz ihrer

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