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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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berichtete ihm vom Besuch bei Brabender und dem Gespräch mit Körner.
    »Sie meinen, Brabender ist pleite und er versucht mit einem vorgetäuschten Raubüberfall und der Ausschüttung der Versicherungssumme den Kopf aus der Schlinge zu ziehen?«
    »Ich meine gar nichts«, bellte Ulbricht. Holen Sie eine Bank- und eine Schufa-Auskunft ein, dann wissen wir mehr. Die richterlichen Beschlüsse lasse ich durch Schaumert nachreichen.«
    »Natürlich. Was machen Sie?«
    »Essen gehen, wir haben Hunger. Mit leerem Magen kann ich nicht denken. Und ich bin unausstehlich.«
    »Das stimmt«, erwiderte Heinrichs und legte auf, bevor Ulbricht ihn zurechtweisen konnte.
    Der Kommissar starrte fassungslos auf das Handy in seiner Hand und schüttelte den Kopf.
    »Du lässt also andere arbeiten, während du dir den Bauch vollschlägst?«, fragte Maja ungläubig.
    »Wie lange kennen wir uns jetzt?« Er warf das Handy in die Mittelkonsole und startete den Motor. »Du müsstest wissen, dass die Nahrungsaufnahme für mich zum Erhalt der Arbeitskraft zuträglich ist.« Dann lächelte er sie sanft an. »Außerdem muss dir der Magen in den Kniekehlen hängen - du hast sicherlich seit einer Ewigkeit nichts gegessen.«
    »Das ist in unserem Job nichts Neues«, erwiderte sie. »Wir haben keine Zeit, uns in ein Restaurant zu setzen.«
    »Es wird schnell gehen«, versprach er, während er sich am Kreisverkehr in den Ostersbaum einordnete. »Ich lade dich zum Essen ein - amerikanische Küche.«
    Wuppertal-Bannen, Alter Markt, 12.10 Uhr
    Da sie noch viel vorhatten und Ulbricht auf Ergebnisse wartete, war seine Wahl auf das Fast-Food-Restaurant gefallen. Niemand der Gäste schien heute zu ahnen, dass sich in diesem Gebäude früher ein Kino befunden hatte. Doch das war längst vorbei, und in Wuppertal hatten in den letzten Jahren zahlreiche Kinos ihre Pforten für immer geschlossen. Am Alten Markt wurden seit Jahren Burger anstatt Hollywood-Streifen serviert.
    Ulbricht hatte die Burger-Schmiede mit Bedacht gewählt: Von hier aus konnten sie in fünf Minuten im Präsidium sein, sollte es Neuigkeiten geben.
    Nachdem sie sich mit ihrem Plastiktablett, auf dem Pommes Frites und verschiedene Burger lagen, einen Tisch im oberen Stockwerk besetzt hatten, genoss Maja den Blick auf die benachbarte Schwebebahnstation.
    »Ist schon ein Ding, eure Schwebebahn«, sagte sie kauend, als einer der orange-blauen Züge auf Augenhöhe die Station in Richtung Westen verließ und schnell Fahrt aufnahm.
    Ulbricht grunzte zustimmend. »Ja, guck sie dir noch mal an, bald schon kommen neue Züge.«
    »Ich finde die aber schick.«
    »Typisch Frau«, lachte Ulbricht. »Die Bahnen sind vierzig Jahre alt, deshalb wird modernisiert. Frag mich nicht, wie viele Millionen der Spaß kostet. Dazu noch der neue Döppersberg, und in ein paar Jahren kann sich die Stadt wieder sehen lassen.«
    »Und du willst weg von hier.« Maja klang verwundert und spülte ihren Burger mit einem Schluck eiskalter Cola herunter.
    »In dieser Stadt hält mich nichts mehr, mal ganz abgesehen davon, dass wir durch den Umbau am Bahnhof jahrelang mit einer Großbaustelle leben müssen, die alles lahmlegt«, brummte Ulbricht ein wenig melancholisch. »Meine Tochter Wiebke hat es richtig gemacht - sie lebt in Nordfriesland und schiebt da eine ruhige Kugel. In ihrem Bezirk gibt es die geringste Kriminalitätsrate von ganz Deutschland.«
    Maja lächelte und wickelte einen dampfenden Cheeseburger aus. »Sie fehlt dir, was?«
    Ulbricht schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht mehr. Ich habe sie ja endlich wiedergefunden. Natürlich fehlen uns viele Jahre, aber wir verstehen uns und sind ein gutes Team.« Er seufzte. »Ich wünschte mir, hier wär' es nur halb so ruhig wie in Nordfriesland.«
    »Das wär' nichts für dich, Norbert. Du brauchst die Action, liebst es, Verbrecher zu jagen.«
    Ulbricht tunkte eine Pommes in die Majo und winkte ab. »Aus dem Alter bin ich längst raus, Maja. Was hab ich denn von meinem Leben gehabt? Stress, viel Arbeit, eine gescheiterte Ehe und eine Tochter, die ich nicht aufwachsen sehen habe. Und nun, kurz vor dem Ruhestand, fühle ich mich einfach nur noch ausgebrannt. Ist es das, wofür man lebt?«
    »Das nun nicht gerade«, räumte Maja ein. »Aber ein Beziehungsmensch war ich auch nie - vielleicht liegt das tatsächlich an unserem Beruf. Kein Wunder, dass unsere Partner da wegrennen, während wir uns die Nächte um die Ohren schlagen, um Täter zu fassen, die von einem Richter aus

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