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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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bezichtigen einen angesehenen Unternehmer unserer Stadt, an organisierten Raubzügen beteiligt zu sein? Verstehe ich Sie richtig?«
    »Unsinn. Ich will nur wissen, ob wir uns auf weitere Überfälle vorbereiten müssen oder ob Brabender eventuell in Schwierigkeiten steckt und deshalb seine Versicherung bemühen möchte.«
    »Sie machen mich fertig.« Schaumert seufzte. »Und Sie bringen mich in Teufels Küche.«
    »Ich hol Sie auch wieder raus, wenn ich auf dem Holzweg bin, aber zuerst will ich den Beschluss eines Richters, um die finanzielle Situation des Juweliers zu überprüfen. Nur, um nach dem Ausschlussverfahren weiterzumachen.«
    »Sie gucken zu viel Jauch im Fernsehen«, erwiderte Schaumert und legte auf.
    Ulbricht knüllte das Papier, in dem die inzwischen vertilgten Bürger eingeschlagen waren, zusammen, leerte den großen Colabecher und gab Maja das Zeichen zum Aufbruch.
    Industriegebiet Sonnborn, 12.50 Uhr
    Von der Halle war nicht mehr viel übrig. Die unter der Hitze geschmolzenen Stahlträger der Fabrik ragten unheilvoll wie das Skelett eines Dinosauriers in den wolkenverhangenen Himmel. Teile der Dachkonstruktion hingen herab und neigten sich über die verrusten Überreste des Kastenwagens inmitten der kleinen Halle. Vor einer Viertelstunde hatte wieder dieser widerliche Nieselregen eingesetzt, der Ulbricht und Maja frösteln ließ. Sie schlug den Kragen ihrer Jacke hoch und atmete flach. Beißender Qualmgeruch reizte ihre Atemwege.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag sah Ulbricht die Aasgeier von der Presse herumlungern. Seine Laune sank augenblicklich in den Keller, daran konnte auch Majas Anwesenheit nichts ändern. Die Kollegen von der Pressestelle waren damit beschäftigt, die Journalisten mit den gewünschten Informationen zu versorgen.
    Blaulicht zuckte durch den grauen Novembertag, und die Feuerwehrleute packten ihre Ausrüstung zusammen. Wahrscheinlich würde nur eine kleine Brandwache vor Ort bleiben.
    Der grüne Kastenwagen der Kriminaltechniker rollte gerade auf das Werksgelände. Hummel saß am Steuer und winkte ihm zu.
    Maja, die dicht neben Ulbricht stand, ließ den Blick über die alte Fabrik schweifen. »Die haben ganze Arbeit geleistet.«
    Ulbricht nickte. »Sie spielen volles Risiko, wollen es uns aber nicht leicht machen und konsequent alle Spuren vernichten.«
    »Das dürfte ihnen gelungen sein.«
    Unterwegs im Auto hatte Ulbricht ihr die ganze Geschichte erzählt. Maja befürchtete, dass es sich bei den Tätern um eine gut organisierte Bande handelte, der ein Menschenleben nichts wert ist. »Womöglich aus Bulgarien oder Rumänien«, hatte sie getippt.
    »So viel zum Thema EU-Erweiterung«, murmelte Ulbricht und vergrub die Hände in den Taschen seiner Jacke. »Schönen Dank auch.«
    »Ich frage mich, wie sie an die vielen Fluchtfahrzeuge kommen. Wenn die Augenzeugenberichte stimmen, und sie sind mit dem BMW geflohen, dann sind sie jetzt mit dem dritten Auto unterwegs, um alle Spuren hinter sich zu verwischen. Die Autos müssen doch irgendwie beschafft werden.« Sie rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »So etwas kostet Geld.«
    »Ja«, stimmte Ulbricht zu. »Es sei denn, man gehört zu einer Autoschieber-Bande und klaut die gewünschten Autos auf Bestellung für den nächsten Überfall.«
    »Dann wären der Waffendiebstahl aus der Polizeiwache und der Raub bei Brabender so etwas wie ein zweites Standbein?«
    »Ausschließen kann ich nichts - noch nicht«, brummte Ulbricht entnervt.
    »Norbert - bitte: Das hier ist bestimmt nicht die Handschrift eines bankrotten Juweliers. Wenn er denn bankrott ist, wie du ihm unterstellen willst.«
    »Ich will Brabender gar nichts unterstellen«, konterte Ulbricht ein wenig ungehalten. Dann blickte er auf die Überreste der Fabrikhalle. »Aber es könnte die Handschrift von Männern sein, die er sich gekauft hat.«
    »Wenn er pleite wäre, könnte er sich niemanden leisten, der seine Drecksarbeit macht«, gab Maja zu bedenken.
    »Er stellt ihnen die hohe Deckungssumme in Aussicht, die er von der Versicherung einstreicht, wenn alles gut läuft.«
    Maja schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das ist ein wenig weit hergeholt, Norbert.«
    Er betrachtete sie nachdenklich. »Vielleicht hast du recht, Maja. Aber ich will einfach nichts außer Acht lassen. Und du siehst ja selber, wie diese Schweine ihr Ding durchziehen.«
    »Denk mal nach: Die fahren zu jedem Raub oder Einbruch mit einem anderen Wagen vor. Immer schnell und teuer, immer werden die Fahrzeuge

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