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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Freund besucht.«
    »Bitte nennen Sie uns jetzt den Namen und die Anschrift des Freundes, bei dem Sie sich in der betreffenden Zeit aufgehalten haben«, bat Maja ihn. Sie befürchtete, dass Gertz gleich die Fassung verlieren würde.
    »Er heißt Stefan. Stefan Markert. Ein alter Bekannter, haust in einer Hütte am Loh.« Nils Gertz diktierte Maja die genaue Anschrift.
    »Wie heißt die Zeitarbeitsfirma?«, hakte Ulbricht nach.
    »Timeless, sitzen an der Wasserstraße in Barmen.« Auch hier folgte die genaue Adresse.
    Maja steckte ihr Notizbuch weg und nickte Ulbricht zu.
    »Eine Frage noch, Herr Gertz«, sagte sie an der Wohnzimmertür. »Warum haben Sie mit Ihrer Freundin gestritten?«
    »Eifersucht. Ihre beste Freundin hat ihr Scheiße erzählt. Ich hätte eine andere am Start und so.« Eine wegwerfende Handbewegung. »Stimmt aber nicht.« Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft erhellte sich die Miene von Nils Gertz. »Ich liebe sie wirklich, und das, was mit einem Flirt in der Börse und einem One-Night-Stand angefangen hat, na ja, das ist inzwischen eine feste Liebe geworden, und nein, es stört mich nicht im Geringsten, dass Caro älter ist, obwohl ich nicht ausschließlich auf ältere Frauen stehe. Reicht Ihnen das so?«
    »Danke, ja.« Maja lächelte freundlich.
    »Und Ihre Freundin weiß auch, dass Sie eine Anzeige bekommen haben, weil Sie Ihrer Exfreundin gegenüber handgreiflich geworden sind?«
    »Gehen Sie jetzt.« Nils Gertz machte eine ausladende Geste.
    »Vielleicht fragen wir sie einfach«, brummte Ulbricht, als sie alleine im Treppenhaus standen.
    *
    »Und?«, fragte Maja, als sie im Auto saßen. Der Regen hatte wieder eingesetzt und ließ sie frösteln. Die Scheiben waren im Nu beschlagen, und die Stadt zeigte sich von ihrer grauen Seite.
    »Der Typ ist seltsam. Und ich könnte schwören, dass Carolin Mertens nichts über seine Vergangenheit weiß.«
    »Womöglich hat er was mit Drogen zu tun. Dass er Gras raucht, war ja offensichtlich.«
    Ulbricht nickte. »Das Zeug hatte er ganz offen auf dem Wohnzimmertisch liegen. Dass er kifft, macht ihn noch lange nicht kriminell.« Nun grinste er vielsagend.
    Ulbricht fummelte den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor des alten Vectra. »Jedenfalls nicht für meinen Geschmack - und für meine Abteilung.«
    »Stimmt, aber ich denke, dass er Kontakte zu dunklen Gestalten hat - immerhin muss er sich das Gras ja irgendwie beschaffen.«
    »Diese kleinen Beutel kriegst du von jedem Dealer in der Stadt und ich behaupte sogar, an jeder weiterführenden Schule.« Ulbricht schaltete das Gebläse ein und sah dem Beschlag dabei zu, wie er langsam verschwand und die Sicht nach außen freigab. Dann betätigte er den Scheibenwischer und rangierte den Opel umständlich aus der engen Parklücke.
    »Und jetzt?«, fragte Maja, während sich der alte Opel den Paradeberg hinaufquälte.
    »Zu Carolin Mertens. Ich schätze mal, dass wir sie zu Hause antreffen.«
    Schwebebahnstation Döppersberg, 13.30 Uhr
    Sie nahm die Menschen auf dem Bahnsteig kaum wahr. Gelangweilte Gesichter, Wartemienen. Zwei Jugendliche unterhielten sich lautstark, in einer Ecke zeterte eine alte Frau mit den Passanten. Als sich die Bahn aus Richtung Osten näherte, erhob sich eine Taube, die das grüne Gerüst der Schwebebahn als Unterschlupf genutzt hatte, mit weit ausladenden Flügelschwingen in die Luft und verließ das zugige Gebäude.
    Der Zug hielt an, die vier Türpaare öffneten sich und spien Fahrgäste aus. Dann enterte Carolin Mertens den Wagen. Natürlich hatten die Polizisten ihr nach dem Überfall angeboten, sie nach Hause zu fahren, doch Carolin Mertens hatte darauf bestanden, mit der Schwebebahn heimzufahren. Normalerweise legte sie den Weg zu ihrer Wohnung am Ölberg zu Fuß zurück, doch heute war kein normaler Tag. Sie war im Laden überfallen worden, und ein Mensch war vor ihren Augen gestorben. Kaltblütig hatte man den jungen Mann erschossen.
    Carolin Mertens war froh, sich heute für die Schwebebahn entschieden zu haben, auch wenn sie nur zwei Stationen mit dem Wahrzeichen fuhr.
    Ihr war daran gelegen, sich nach dem Überfall nicht zu verkriechen. Es galt, das Vertrauen in ihre Umwelt wiederzugewinnen. Und aus diesem Grunde war sie durch die Poststraße zur Schwebebahnstation gelaufen und hatte in der zugigen Station Döppersberg auf die Schwebebahn gewartet. Dass es eine Flucht in die Realität war, bemerkte sie nur unterschwellig, als sie den leicht am Gerüst pendelnden Zug

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