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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Ende?«
    »Kennen Sie einen Mann zwischen zwanzig und dreißig, gut eins achtzig groß, schlank, sportliche Kleidung?«, fragte Maja sofort und warf Ulbricht einen vielsagenden Blick zu.
    »Warum wollen Sie das wissen? Ich kenne meine Nachbarn gar nicht alle. Hier zieht man ständig ein und aus; mindestens eine Wohnung steht immer leer.« Dann stutzte die Verkäuferin. »Moment«, rief sie. »Wollen Sie mir erzählen, dass Sie den Kerl gesehen haben?« Als die Kommissare schwiegen, fuhr sie fort: »Sie haben das Schwein gesehen und lassen ihn laufen?«
    »Wir wissen nicht, um wen es sich handelt, und hatten keinen konkreten Tatverdacht«, murmelte Ulbricht.
    »Wir haben im Auto auf Sie gewartet, und er kam aus dem Haus, mehr nicht. Es hätte sich genauso gut um einen Ihrer Nachbarn handeln können.« Dann zeigte er auf die Wohnungstür. »Sie warten bitte hier.« Er griff unter die Jacke und zog die Dienstwaffe aus dem Schulterholster. Dann gab er Maja ein Zeichen.
    »Haben Sie keine Knarre?«, fragte Carolin Mertens.
    »Nein«, sagte Maja schnell. »Ich arbeite in der verdeckten Ermittlung.«
    »Ach so.«
    Ulbricht hielt die Waffe im Anschlag und stieß die Wohnungstür ganz auf. Vor ihm lag ein langer Flur, von dem die Türen nach rechts und links in die angrenzenden Räume abzweigten. Da auch im Korridor nur schummriges Licht herrschte und er keine Lust auf eine unliebsame Überraschung hatte, betätigte er den Lichtschalter.
    »Hallo? Ist hier jemand?« Er hielt den Atem an und lauschte. Stille umfing ihn, die nur vom Ticken einer Küchenuhr durchschnitten wurde. »Hier ist die Polizei. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!«
    Nachdem sich erwartungsgemäß nichts tat, setzte Ulbricht einen Fuß in den Flur.
    Maja folgte ihm auf den Fersen.
    Rechts gab es ein enges Bad mit Duschkabine und einem kleinen Waschbecken. Einige der dunkelgrünen Fliesen fehlten. Offenbar hatte man es nach einem Rohrbruch nicht für nötig gehalten, den Fliesenspiegel wieder zu komplettieren. Ein kleines Waschbecken mit altmodischen Armaturen, auf der Ablage zwei Plastikbecher mit Zahnbürsten, neben den üblichen Schminkutensilien erblickte Ulbricht Rasierschaum und einen Nassrasierer. Über der Toilette gab es ein kleines Fenster mit Milchglas, das auf Kipp stand.
    Selbst wenn es sperrangelweit offen gestanden hätte, war es zu klein, um dem Dieb eine Fluchtmöglichkeit zu bieten.
    »Sauber«, rief Ulbricht, nachdem er auch einen Blick hinter die Tür geworfen hatte.
    Gegenüber gab es das Wohnzimmer, einen fast quadratischen Raum mit einem kleinen Erker, der dem Zimmer etwas Gemütliches verlieh. Der Inhalt der Schrankwand lag wild auf dem Boden verteilt. Aktenordner, Bücher, Dekoartikel und Scherben bildeten ein Bild der Zerstörung. Hier hatte jemand etwas gesucht. Ob er es auch gefunden hatte, das würde ihnen Carolin Mertens später sagen können. Von einem Einbrecher fehlte auch hier jede Spur.
    »Sauber.« Ulbricht wandte sich zu Maja um. Die zweite Tür der linken Seite zweigte in das Schlafzimmer ab. Der Raum war nichts als ein Schlauch mit Fenster. Unter dem Fenster ein Futonbett mit verwühlter Bettwäsche. Ob Carolin Mertens in morgendlicher Eile das Bettenmachen versäumt hatte, oder ob die Einbrecher auch hier etwas gesucht hatten, wusste Ulbricht noch nicht. Die gegenüberliegende, freie Wand wurde von einem Schlafzimmerschrank mit Spiegeltüren eingenommen. Auch hier hatte der Täter den Inhalt auf Bett und Boden verteilt. Nichts, so schien es, befand sich mehr an seinem Fleck. Die Nachttischlampe lag in Scherben auf dem Boden. Der oder die Einbrecher waren nicht zimperlich vorgegangen.
    »Sauber«, raunte Ulbricht über die Schulter. »Wenn man mal vom Chaos absieht, das hier herrscht.«
    »Gegenüber liegt die Küche«, flüsterte Maja, die bereits in den kleinen quadratischen Raum gespäht hatte und sich dafür prompt einen missbilligenden Blick von Ulbricht einfing.
    Die Einrichtung der Küche war sehr einfach, aber modern. In der Spüle ein paar Gläser vom Vorabend, ein Teller und eine Tasse. Auf der Arbeitsplatte zwei leere Weinflaschen und ein überquellender Aschenbecher. Vom Fenster aus konnte man in den Innenhof des heruntergekommenen Altbaus blicken. Ulbrichts Blick fiel auf eine Batterie von Mülltonnen und auf hüfthohes Unkraut, das zwischen den Fugen der alten Betonplatten wucherte. Irgendwo im Haus dudelte ein Radio eine orientalische Melodie.
    Neben der Küchentür zwei Mülleimer, die randvoll

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