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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Auskünfte persönlich einzuholen. Die Umsätze des Schmuckgeschäfts sinken seit einiger Zeit, das Haus ist mit einer Hypothek belastet und einige Mietshäuser hat Brabender im letzten Jahr bereits veräußert. Hinzu kommt, dass er Probleme mit dem Finanzamt hat. Unterm Strich kein Grund zum Jubeln für den Herrn Juwelier.«
    »Höre ich da einen Hauch von Spott?«
    »Unsinn. Ich selber habe bei Brabender meine Eheringe gekauft, der diensthabende Richter übrigens auch - das hat er mir so gesagt. Aber ich schweife ab. Nun sollten Ihre Leute klären, wie Georg Brabender versichert ist. Was geschieht, wenn er ausgeraubt wird? Kommt die Versicherung in vollem Umfang für den entstandenen Verlust und den Schaden an der Ladeneinrichtung auf? Das alles muss geprüft werden. Ich würde mich freuen, wenn wir bei der Einsatzbesprechung um achtzehn Uhr erste Ergebnisse in der Hand haben. Die Presse drängt…«
    »Wir haben also eine Einsatzbesprechung um achtzehn Uhr?«, fragte Ulbricht. »Normalerweise bestimme ich das, aber da Sie so exzellente Vorarbeit geleistet haben, will ich mal nicht so sein, Staatsanwalt.«
    »Es wird nicht lange dauern.« Schaumerts Stimme klang entschuldigend. »Ich habe heute Hochzeitstag und will mit meiner Frau essen gehen.«
    »Na dann - herzlichen Glückwunsch. Wir sehen uns um achtzehn Uhr im Präsidium.« Ulbricht drückte den roten Knopf und ließ das Handy wieder in der Hemdstasche verschwinden. Als er Maja von den Neuigkeiten berichten wollte, deutete sie aufgeregt durch die Windschutzscheibe.
    »Sie kommt«, rief sie. »Da ist Carolin Mertens.« Ohne seine Antwort abzuwarten, hatte sie die Beifahrertür aufgestoßen, dabei eine alte Dame mit einem Rollator um ein Haar umgeworfen und war an die frische Luft gesprungen. Die alte Frau zeterte und drohte Maja mit der knorrigen Faust, doch das sah sie schon nicht mehr.
    »Das wird mir alles zu hektisch«, murmelte Ulbricht kopfschüttelnd und folgte seiner Freundin. »Nimmt eigentlich niemand mehr Rücksicht auf einen alten Mann?«, lamentierte er, während er Maja folgte.
    Carolin Mertens hatte die Polizisten bereits entdeckt. Sie blickte Ulbricht und Maja verwundert entgegen. »Ist etwas passiert?«, fragte sie anstelle einer Begrüßung.
    »Nein, bitte machen Sie sich keine Sorgen.« Maja lächelte sie freundlich an. »Wir haben nur noch ein paar Fragen an Sie.«
    »Habe ich Ihnen nicht schon genug erzählt? Mein Tag war schrecklich, und ich würde jetzt gern alleine sein.«
    »Es wird nicht lange dauern«, versprach Ulbricht, der die beiden Frauen etwas atemlos erreicht hatte. Er zeigte auf die Haustür. »Vielleicht könnten wir reingehen?«
    »Von mir aus.« Die Verkäuferin seufzte und zog den Schlüssel aus der Handtasche. Als sie sich daran machte, die Haustüre aufzuschließen, schwang die Tür auf. Beinahe hätte die Frau das Gleichgewicht verloren. Sie taumelte in einen schummrigen Hausflur. »Diese scheiß Tür. Nie schließt sie richtig, und hier kann jeder rein und raus. Ich habe es dem Vermieter schon tausendmal gesagt, aber es ist ihm egal, was mit der Bude wird. Ich glaube, ihm wär' es am liebsten, wenn der Bau hier heiß saniert wird.«
    »Na na«, machte Ulbricht und hob drohend einen Zeigefinger. »Nun bezichtigen Sie Ihren Vermieter mal nicht einer Straftat, die er noch nicht begangen hat.«
    »Noch nicht - Sie sagen es. An dem Haus macht er schon seit Ewigkeiten nichts mehr, und es ist ihm egal, dass wir in einem Rattenloch leben.« Carolin Mertens' Hand wischte über die Wand zu ihrer linken, dann flammte das Treppenhauslicht auf.
    »Vorhin war die Tür zu«, bemerkte Maja.
    »Mal so, mal so.« Carolin Mertens winkte ab.
    Ulbricht blickte sich im Flur des Altbaus um. Halbhohe Vertäfelung mit Nut- und Federbrettern, verbeulte Blechbriefkasten rechter Hand und eine nackte Glühbirne als Flurbeleuchtung. Der von den Wänden blätternde Putz bestätigte Carolin Mertens' Behauptung, dass der Hausherr sich einen Dreck um den Zustand seiner Immobilie scherte.
    Der Fliesenboden wirkte abgenutzt, und sie führte ihre Gäste zu einer Wohnungstür mit Milchglasscheibe im Erdgeschoss.
    Ulbricht sah sofort, dass die Wohnungstür nur angelehnt war. »Auch nur kaputt?«, fragte er trocken. Im gleichen Augenblick erkannte er die Einbruchspuren auf Höhe des Schlosses.
    »Da hat einer eingebrochen«, murmelte Carolin Mertens fassungslos. Sie lehnte sich müde an die Hauswand. »Hat meine Pechsträhne denn überhaupt kein

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