Blutgrab
leise Musik, eine dunkelrote Stumpenkerze sorgte für einen anheimelnden Lichtschein. Die Weinflasche auf dem niedrigen Tisch war fast leer, das Glas daneben ebenfalls. Immerhin handelte es sich nur um ein einziges Glas, also war die Frau anscheinend tatsächlich alleine.
»Was soll das?«, fragte Carolin Mertens, die ihm schwankend ins Wohnzimmer gefolgt war.
Ulbricht blickte sich zu ihr um und sah, wie sie mit gespielter Lässigkeit im Türrahmen lehnte. »Haben Sie überhaupt einen Durchsuchungsbefehl?«
»Beschluss heißt das«, sagte Maja nun, die Ulbricht betont gelassen gefolgt war.
Carolin Mertens blickte sie unverwandt an. »Ist scheißegal. Also - was wollen Sie?«
»Ich will wissen, ob Ihr Freund sich bei Ihnen aufhält«, brummte Ulbricht.
»Der doch nicht.« Carolin Mertens winkte ab und kicherte. »Ich glaube, er wird nie wieder hier sein. Wahrscheinlich hatte meine Freundin doch recht, und er hat längst eine andere am Start.«
»Können Sie sich vorstellen, wo er sich aufhält?« Maja schob sich an Carolin Mertens vorbei ins Wohnzimmer und blickte sich um.
»Fragen Sie doch mal bei seiner Neuen nach«, spottete Carolin Mertens.
»Eine Adresse und einen Namen haben Sie nicht zufällig?« Maja blickte ihr tief in die Augen.
»Sie haben echt Nerven«, erwiderte Carolin Mertens leise. Sie ging zum Tisch, kippte den restlichen Inhalt der Weinflasche in ihr Glas, schüttete den Inhalt herunter und kicherte verbittert. »Nein«, sagte sie. »Ich habe keine Ahnung, wo Nils gerade herumvögelt.«
»Sie haben uns etwas von seinem besten Kumpel erzählt.« Ulbricht nahm ihr das leere Glas aus der Hand und blickte ihr tief in die Augen.
»Versuchen Sie es dort.« Carolin Mertens zuckte die Schultern. »Den Namen und die Adresse haben Sie ja vorhin schon mitgeschrieben - als gute Bullen.« Wieder kicherte sie, und Ulbricht warf Maja einen hilfesuchenden Blick zu.
»Wir werden uns darum kümmern«, versprach Maja. »Und Sie haben heute kein Lebenszeichen von ihm erhalten?«
»Nichts, nein.« Sie nahm Ulbricht das Glas ab und stellte es mit einem harten Knall auf den Tisch. »Es ist, als hätte es ihn nie gegeben in meinem Leben. Als wäre er tot. Pervers, oder?«
»Sie haben Streit«, erinnerte Maja sie voller Geduld.
»Der Überfall ging durch die Medien heute, Radio, Fernsehen. Und er weiß, dass ich bei Brabender arbeite. Ich habe Nils schon ein paar Mal auf die Mailbox gequatscht, doch das interessiert ihn nicht im Geringsten.«
»Das heißt, dass sein Handy aus ist?« Maja runzelte die Stirn. Wirkte die Verkäuferin im Laufe des Tages noch sehr verletzt, so schien sie nun verbittert, doch über den Dingen zu stehen. Wahrscheinlich lag es auch am Alkohol, dass sie ein wenig gleichgültiger wirkte.
»Ich denke schon.« Carolin Mertens nickte.
Ulbricht wurde hellhörig. »Ich weiß, dass wir heute schon einmal danach gefragt haben - aber könnten Sie sich vorstellen, dass Nils Gertz in Zusammenhang mit dem Überfall steht, weil er sich von Ihnen entsprechende Informationen zum Sicherheitssystem beim Juwelier Brabender erschlichen haben könnte?«
Carolin Mertens sank auf das Sofa und stützte das Kinn in die Hände. Der zuckende Lichtschein der Kerze zauberte Schatten auf ihr Gesicht, und sie wirkte plötzlich um Jahre gealtert. »Möglich ist alles. Natürlich habe ich ihm das eine oder andere Geschäftliche erzählt, das ihn eigentlich nichts angeht.« Nun lächelte sie matt. »Aber so macht man das in einer Partnerschaft. Man sieht sich in der Freizeit und bespricht auch berufliche Dinge. Eigentlich nicht verwerflich, weil man dem anderen vertraut.«
»Wenn Sie nicht gerade bei einem Juwelier arbeiten würden und gewissen Sicherheitsstandards unterlägen«, nickte Ulbricht und stellte fest, dass die Wirkung des Alkohols bei der jungen Frau recht schnell nachzulassen schien, denn sie sprach wieder relativ deutlich.
»Denken Sie…« Sie stockte, bevor sie fortfuhr. »Denken Sie, dass Nils etwas mit dem Überfall zu tun haben könnte?«
Maja setzte sich auf die Sessellehne und blickte ihr tief in die Augen. »Mal ehrlich: Sie haben einen vorbestraften Freund, mit dem es gestern Abend, einen Tag vor dem Raubüberfall, heftigen Streit gab. Seitdem erreichen Sie ihn nicht telefonisch. Wir besuchen ihn und fragen ihn nach seinem Alibi für die Zeit des Überfalls, das sehr, sehr dünn ist. Als wir ihn erneut aufsuchen wollen, ist er, so scheint es, untergetaucht.«
»Er hat sein Handy
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