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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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würde später beim Betrachten nicht stören. Ihm kam es jetzt nicht auf die Qualität der Fotos an. Es zählte nur, sie schon einmal gefangen zu halten. Heute im Bild – bald schon mehr als das.

    Kaum hatte er seine Fotos geschossen, verschwand die Kleine auch schon durch den Torbogen. Er schaute auf seine Armbanduhr. Es war fünf Minuten nach halb acht. Er fühlte kurz in sich hinein. Das Fieber war noch immer in ihm. Es war nicht stärker geworden, und so schnell würde es nicht gehen. Das wusste er, dennoch hatte er es die letzten Minuten überhaupt nicht in sich bemerkt. Jetzt, sich des Fiebers erneut bewusst, sehnte er sich wieder nach seinem Bett. Andererseits war er nun schon einmal hier draußen in Lüneburgs Gassen. Er müsste nur einen kleinen Schlenker auf seinem Nachhauseweg machen, dann könnte er der Alten auch noch einen kurzen Besuch abstatten. Ja, warum eigentlich nicht? Er würde diesen Fall einfach schnell hinter sich bringen und sich dann voll in sein Meisterstück, zu dem er jetzt gerade den ersten Schritt gesetzt hatte, stürzen. Ja, so war es richtig, so befahl es ihm sein Inneres, das keinen Zeitaufschub mehr duldete. Er würde einen Termin für morgen mit der Alten vereinbaren. Es würde gehen, das meiste hatte er hierfür ohnehin schon vorbereitet. Außerdem würde er heute noch ein paar zusätzliche Bilder von ihr knipsen – sie stand ihm doch so gern Modell, und seine Kamera hatte er sowieso dabei.

    Er setzte sich in Bewegung und schlug die Richtung zur Michaeliskirche ein, in deren Nähe die ›Herberge Plus‹ lag, ein Obdachlosenwohnheim. Die Alte trieb sich um diese Uhrzeit stets dort herum. Nicht etwa, um noch einen Nachschlag aus der Suppenküche zu ergattern oder ein warmes Plätzchen, sondern um an dem hier eigens zu diesem Zweck errichteten Obelisken zu knien und ihres toten, nie aufgefundenen Saufkumpans zu gedenken. Wenn sie wüsste …!
20.34 Uhr
    »Mann, war das lecker!« Alex schob den leeren Teller von sich weg und lehnte sich entspannt auf dem Sofa in Bens Wohnzimmer zurück. »Das war das beste Steak, das ich seit Langem gegessen hab, du Meisterkoch!«, fügte er hinzu und strich sich über den gut gefüllten Bauch.
    Ben lächelte vor sich hin, während er das schmutzige Geschirr in die Küche brachte. Es war gut, dass Alex gekommen war. Allein seine Gegenwart brachte Ruhe und Bodenhaftung in Bens Gedanken. Alex hatte pünktlich um 19.00 Uhr in der Tür gestanden, zuverlässig wie eh und je. Auch er schien sich sehr auf einen Männerabend mit seinem besten Kumpel gefreut zu haben und übertrug seine gute Laune auf Ben. Während die Steaks in der Pfanne brutzelten und Ben sich um die restlichen Zutaten gekümmert hatte, waren die Gespräche fröhlich und oberflächlich geblieben. Das übliche Geplänkel, nachdem man sich einige Zeit nicht gesehen hatte. Als Ben nun ins Wohnzimmer zurückkehrte, sah Alex ihn erwartungsvoll an. »So, mein Freund – nun schieß mal los. Du sagtest, es gibt Neuigkeiten?«
    »Ja, das kann man wohl sagen – ob du es glaubst oder nicht, Benedict ist wieder da!«
    »Ach Quatsch!« Alex Gesicht zeigte eine Mischung aus Überraschung und Misstrauen. »Einfach so? Oder steckt er wieder in der Klemme und braucht deine Hilfe? Wäre ja irgendwie nicht so ganz unwahrscheinlich, nach allem, was er sich geleistet hat.«
    »Ich weiß schon, was du meinst«, räumte Ben ein. »Aber ich glaube tatsächlich, dass er sich geändert hat. Er stand plötzlich zufällig vor mir, ich wusste bis dahin selbst nicht, dass er wieder in Lüneburg ist. Und du kannst mir glauben, das war nicht gerade die angenehmste Situation. Aber inzwischen haben wir geredet. Er hat hier einen Job und er scheint es ernst zu meinen. Hoffe ich wenigstens …«
    Ben schenkte Alex und sich selbst etwas von dem guten Rotwein nach, den er extra bei seinem Lieblingsweinhändler in der Altstadt nahe des Rathausmarktes für diesen Abend besorgt hatte. »Halt mich meinetwegen für verrückt, aber er ist, glaub ich, erwachsen geworden.«
    Alex betrachtete seinen besten Freund von der Seite. »Dein Wort in Gottes Ohr, Ben. Ich hoffe, du täuschst dich nicht.«
    Alex hatte einen Großteil seiner Jugend mit den Zwillingen verbracht, jedoch Benjamin von Anfang an näher gestanden als Benedict. Die Geschichte, die Benedict dann abzog, bevor er die Stadt verließ, hatte Alex ihm nie verziehen. Zu direkt hatte er mit ansehen müssen, wie es Ben dabei ergangen war. Ebenso wie er in vorderster Front

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