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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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offensichtlich alarmiert durch das Knacken im Gehölz. Er schien zu prüfen, ob es nur ein Tier war, das sich bewegt hatte, oder ob er in Gefahr war. Das menschliche Bündel am Boden bewegte sich noch immer nicht, und Katharina schauderte es bei dem Gedanken, dass sie zu spät kam. Gerade, als sie glaubte, den Täter wieder in Sicherheit zu wiegen und einen weiteren Schritt nach vorn wagen wollte, sah der Kerl genau in ihre Richtung. Das Licht der schmutzigen Lampe fiel direkt in sein Gesicht und Katharina erschrak bis ins Mark – es war Bene!

Anmutig, geistig, arabeskenzart
    Scheint unser Leben sich wie das von Feen
    In sanften Tänzen um das Nichts zu drehen,
    Dem wir geopfert Sein und Gegenwart.
    Schönheit der Träume, holde Spielerei,
    So hingehaucht, so reinlich abgestimmt,
    Tief unter deiner heiteren Fläche glimmt
    Sehnsucht nach Nacht, nach Blut, nach Barbarei.

    Im Leeren dreht sich, ohne Zwang und Not,
    Frei unser Leben, stets zum Spiel bereit,
    Doch heimlich dürsten wir nach Wirklichkeit,
    Nach Zeugung und Geburt, nach Leid und Tod.
    (Hermann Hesse)

Kapitel 6: Freitag, 06. Mai 2011
00.07 Uhr
    Natürlich wäre ihm ein abgelegener Ort für sein Vorhaben lieber gewesen, doch schließlich konnte er die Geschichte nicht neu schreiben. Alles musste so in Szene gesetzt werden, wie es einstmals stattgefunden hatte, nur diesmal eben ohne Fehler. Da er wusste, was der andere falsch gemacht hatte, würde ihm das ganz sicher nicht passieren. Außerdem handelte er nicht im Affekt wie der andere, sondern wohlüberlegt. Bei seinen vorangegangenen Fällen war es auch so gewesen. Schon der erste war wie am Schnürchen gelaufen: die Wasserleiche, die leider erst nach dem Auffinden der überfahrenen Studentin angetrieben worden war. Im ersten Augenblick war dies für ihn ein Wermutstropfen gewesen, doch dann hatte er sich schnell damit versöhnt. Die Polizei würde schon feststellen, wer von beiden als Erster an der Reihe gewesen war. Und dann waren da ja auch noch die Gedichtstrophen, die einfach nur von den Ermittlern in die richtige Abfolge gebracht werden mussten. Das Gedicht und das Verteilen der Strophen, diesen Clou hatte er sich natürlich ausgedacht. Sie waren das Sahnehäubchen. Und seine Opfer waren unter anderem auch diesen Zeilen entsprechend ausgesucht, denn es hätte natürlich unzählige andere Schuldige gegeben, die er hätte auswählen können. Seine dilettantischen Vorgänger hatten nicht an so etwas gedacht, allerdings hatten sie es auch nicht gebraucht. Ihnen ging es schließlich allein ums Töten. Töten aus Rache, Eifersucht, Gier oder auch blinder Wut, fokussiert auf eine bestimmte Person. Er hingegen sah das große Ganze, und letztlich war das Töten für ihn nur Mittel zum Zweck, um seine Botschaft der Welt zu verkünden. Es war sogar so gewesen, dass das Gedicht ihn erst zu seinen Taten inspiriert hatte. Sicherlich, er hatte sich schon immer für die menschlichen Unzulänglichkeiten interessiert. Irgendwann hatte er dann angefangen, wahre Begebenheiten darüber zu sammeln und zu analysieren, um ein Buch daraus zu machen, ein Lehrbuch. Hierfür trug er Zeitungsartikel aus aller Welt zusammen. Über kurz oder lang war er dabei auch über Tötungsdelikte gestolpert und hatte sich aus der Faszination heraus dann ausschließlich darauf konzentriert. Die aus seiner Region legte er heraus und behandelte sie extra. Für ihn war es schier unglaublich, welche Fehler Menschen begingen. Dazu noch Menschen, die er zum Teil kannte. Wie dumm sie doch allesamt waren!

    Das Lehrbuch sollte solang ein Lehrbuch werden, bis das Schicksal ihn mit dem Gedicht konfrontierte, das quasi durch die Zeilen und den Mund seiner Mutter zu ihm sprach. Er hatte keine Ahnung, woher sie es hatte. Vielleicht von ihrem Pseudo-Beichtvater, dem ewigen Möchtegern-Onkel, der seine Mutter, nachdem der Alte sich verpisst hatte, immer jeden ersten Montag im Monat für exakt zwei Stunden besucht hatte, bis damals, als es nicht mehr ging, weil er die Eltern erneut zusammengebracht hatte. Seine Mutter hatte während seiner Plackerei bei der Wiedervereinigung das Gedicht immer und immer wieder deklamiert. Es brannte sich während der Arbeit, die er damit hatte, in seinem Hirn ein. Später hatte er dann herausgefunden, wer es geschrieben hatte: Erich Fried. Bislang hatte er keine Beziehung zu Fried gehabt. Er hatte immer andere, ältere Dichter und Denker bevorzugt und so gar keine Berührung zu Fried gesucht. Dies tat er noch immer nicht,

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