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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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nicht dumm! Außerdem hast du doch gesagt, ich soll mit keinem darüber sprechen.«
    Er nickte und trat einen Schritt auf sie zu: »Ja, hab ich. Und du hast dich wirklich dran gehalten?«
    »Sag ich doch! Schon allein, um dir keinen Ärger zu machen. Du hast doch gemeint, wenn uns keiner draufkommt, dann wäre vielleicht öfter mal so was drin. Und so wie du Wort gehalten hast und jetzt schon den nächsten Hauptgewinn für mich anleierst, hab ich auch Wort gehalten«, erwiderte sie mürrisch und blickte zu dem beschriebenen Block hin. Dann richtete sie ihre Augen auf seine Hände und fragte forsch: »Warum hast du eigentlich diese Handschuhe an? Hast wohl Angst, du könntest dir bei mir was einfangen, was? Du warst immer schon ein komischer Kauz.«
    Wieder lachte sie leise, doch er wusste, dass ihr das gleich vergehen würde. Wortlos trat er einen weiteren Schritt auf sie zu und brach damit in ihre Sphäre ein. Er wusste das. Er hatte damit gerechnet, und seine Rechnung ging auf, als sie unwillkürlich einen Schritt zurück machte. Hinter ihr stand das große Kingsize-Bett, das bereits vor einigen Stunden vom Zimmermädchen zur Nacht aufgeschlagen worden war. So musste er es wenigstens nicht selber machen.
    Er deutete darauf und sagte im Befehlston: »Setz dich.«
    Sie zeigte keine Angst. Viel eher bemühte sie sich um eine gewisse Koketterie, die in einem für ihn schauerlichen Gegensatz zu ihrem Alter stand. Ohne sich umzudrehen, trat sie weiter zurück, bis ihre Waden an das Bettgestell stießen. Daraufhin ließ sie sich niederplumpsen und klopfte mit der flachen Hand neben sich auf die Matratze: »Setz dich auch, Jungchen, komm. Das scheint es ja zu sein, was du willst. Hast du doch immer schon. Hab ich mir auch gleich gedacht, als du gemeint hast, dass du mich hier besuchen kommst. Und dann noch die Verkleidung! Ich weiß, du willst nicht, dass die vom Hotel oder deine Kumpels oder Kollegen dich erkennen, und die schwirren ja überall rum. Ich bin zwar nicht mehr die Jüngste, aber das verlernt man nie. Außerdem bezahl ich gern meine Schulden: Du hast mir den Preis besorgt und ich lass dich ran. Ist gar kein Problem.«
    Ihr Verhalten brachte ihn komplett aus dem Konzept. Natürlich war es ganz in seinem Sinne, dass sie so arglos war, aber glaubte sie im Ernst, er würde sich an ihrem verwelkten Fleisch vergnügen können? Gut, er hatte sie als Junge öfter beobachtet, wenn sie sich an ihrem Saufkumpan verging, und er wusste, dass sie das wusste, obwohl sie nie etwas gesagt hatte. Doch das war ewig her. Bah, wie sie ihn anwiderte mit ihren gelben Zähnen und dem Alkoholgestank, den sie ausatmete. Er musste sich schütteln, und als wenn dieser Ruck durch seinen gesamten Körper in ihm etwas ausgelöst hatte, stürzte er sich mit wutentbranntem Gesicht auf sie. Eigentlich hatte er noch mit ihr reden wollen, bevor er sein Werk vollendete. Um Antworten auf die Fragen zu bekommen, die ihn seit über 30 Jahren umtrieben, doch das war nun vergessen. Jetzt wollte er nur noch, dass sie ihre Klappe hielt. Für immer.

    Nach getaner Arbeit setzte er sich in den Sessel nahe des Bettes und ließ sein Werk auf sich wirken. Er war stolz auf sich. Manchmal hatten Affekthandlungen auch ihr Gutes, zumindest wenn das Vorher und das Nachher wie bei ihm perfekt geplant waren. Die Alte war dermaßen überrascht gewesen, dass sie erst zu Schreien angefangen hatte, als er ihr bereits das große Daunenkissen auf das widerwärtige Gesicht gedrückt hatte. Zu seiner Verwunderung war sie durchaus kräftig gewesen und sie hatte sich heftig gewehrt, bis ihr Körper endlich schlaff unter ihm auf dem großen Bett gelegen hatte.

    Wie auch seine Gedanken ließ er jetzt seinen Blick durch die Suite schweifen und blieb beim Telefon hängen: Das war es. Das würde diesem Fall das i-Tüpfelchen aufsetzen. Er schaute auf seine unter den Frauenkleidern verborgene Uhr. Ja, die Zeit war goldrichtig! Auf seinem Gesicht breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus, als er sich nun aus dem Sessel hochrappelte, zum Zimmertelefon ging, den Hörer abnahm und die Nummer der Hotelbar wählte. Am anderen Ende meldete sich eine ihm bekannte Stimme: »Hotelbar, was kann ich für Sie tun?«
    Mit verstellter Stimme krächzte er leise zurück: »Ich möchte gern Ihren Roomservice nutzen. Können Sie mir eine Caipirinha hochbringen? Zimmer 121.«
    Die Antwort kam prompt: »Eigentlich ist die Bar bereits geschlossen. Ich mache hier grad nur noch Ordnung. Aber wissen Sie

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