Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
Vom Netzwerk:
geschickt. Der Polizeitrupp hatte keinerlei Spur von Laura ausmachen können und brach die Suchaktion für heute Nacht ab. Katharina leitete die Information auf das Handy von Kommissar Rehder weiter. Sie war sich sicher, dass auch er noch wach war.
01.16 Uhr
    Unschlüssig stand Bene vor Zimmer 121. Die Tür war wie angekündigt nur angelehnt. Sollte er dennoch klopfen? Ja, es gehörte sich schließlich so. Selbst wenn die Frau am Telefon gesagt hatte, er solle einfach reinkommen, war er immer noch ein Hotelangestellter. Das Tablett mit dem Cocktail auf der einen Hand balancierend, klopfte Bene nach diesen Überlegungen ein wenig zu doll mit der anderen, freien Hand gegen die Tür. Die Tür sprang dabei nicht nur weiter auf, sondern schlug auch noch gegen den Garderobenschrank im kleinen, schlauchartigen Flur der Hotelsuite. Das laute Geräusch ließ Bene unwillkürlich zusammenzucken. So hatte er seine Ankunft nicht ankündigen wollen. Hoffentlich war niemand aus den anliegenden Zimmern aus dem Schlaf gerissen worden, denn das würde möglicherweise Ärger für ihn bedeuten. Bene blieb noch einen Augenblick auf dem Flur stehen und lauschte den Gang hinab. Als sich nach einer Weile nichts regte und auch kein verärgerter Gast seinen Kopf aus einer der anderen Türen steckte, wendete Bene sich wieder Zimmer 121 zu. Es schien ihm, als schaue er in ein tiefes schwarzes Loch, denn das Licht in der Suite war aus. Bene wurde es ein wenig mulmig zumute. Was sollte das? Hatte da etwa eine alleinstehende Dame ein Auge auf den Barmann geworfen und wollte ihn jetzt in ihr Bett locken? Ihm war heute zwar nichts aufgefallen, was auf so etwas hingedeutet hätte, aber das musste schließlich nichts heißen – es wäre nicht das erste Mal in seiner langen Barmannkarriere. Früher hatte er solche Spielchen recht amüsant gefunden, aber heute wollte und konnte er sich so etwas nicht mehr leisten. In Benes Kopf tauchte kurz das Bild seines Chefs auf und wurde dann abgelöst von Katharinas Gesicht. Kurz entschlossen rief Bene ein kräftiges »Hallo« in die Suite hinein, trat einen Schritt vor und rief dann noch einmal: »Hallo, ist da jemand? Ich … ich mach jetzt das Licht an. Nicht erschrecken!«
    Er wartete einen Augenblick, und als sich noch immer nichts rührte, tastete er nach dem Lichtschalter und knipste ihn an. Sofort waren der Flur und die gesamte Suite in helles Licht getaucht. Bene musste blinzeln, um seine Augen nach der Dunkelheit daran zu gewöhnen.

    Irgendetwas war hier merkwürdig, das spürte Bene sofort, als er langsam die wenigen Schritte durch den Flur ging, der ihn in die zwei anliegenden und ineinander übergehenden Zimmer der Suite führte. Bereits im Flur hatte er den Alkohol gerochen. Der Geruch hatte zugenommen, je weiter er in den Wohnbereich gekommen war. Im ersten Augenblick nahm er neben dem Geruch nur die zugezogenen Verdunkelungsgardinen und die leichte, aber für ein Hotelzimmer fast schon normale Unordnung wahr. Erst dann sah er die voll bekleidete Person mitten auf dem großen zerwühlten Bett liegen. Es handelte sich um die alte Frau, die er heute bereits zweimal gesehen hatte: einmal, als sie im Hotel eingecheckt hatte und dann noch einmal heute Abend, als sie wahrscheinlich von einem Ausflug in die Stadt zurückgekehrt war. Die Frau schien zu schlafen. Zumindest bewegte sie sich nicht. Bene räusperte sich laut. Als die Frau sich auch daraufhin nicht regte, blieb er unschlüssig stehen. Was sollte er nun mit dem Cocktail machen? Ihn einfach hier stehen lassen und wieder verschwinden konnte er nicht. Er brauchte ihre Unterschrift auf dem Quittungsbeleg. Bene war überhaupt nicht wohl in seiner Haut, als er jetzt an das Bett herantrat. Das Tablett mit dem Cocktail stellte er auf dem Nachtschrank ab, dann betrachtete er die Frau. Ihre Augen waren fest geschlossen und ihr Mund stand sperrangelweit offen. Sie sah ziemlich verlebt aus, was kein Wunder war, wenn sie schon länger so trank, wie es hier in der Suite roch. Es hätte jetzt nur noch gefehlt, dass sie schnarchte, so wie es betrunkene Schläfer in der Regel taten. Bene stutzte bei diesem Gedanken. Plötzlich wusste er, was hier so merkwürdig war: Im Raum war es mucksmäuschenstill! Er hörte noch nicht einmal ein sanftes Atmen. Auch der Brustkorb der alten Frau hob und senkte sich nicht. Bene kam sich vor wie mitten in einem Such-den-Fehler-Bild, aber er wollte das Offensichtliche immer noch nicht wahrhaben und so stupste er die Frau jetzt

Weitere Kostenlose Bücher