Blutheide
jemandem, der uns aller Wahrscheinlichkeit nach den Weg zu dem entführten Kind weisen kann. Wir sind gleich da«, antwortete der Journalist vage.
»Und wer soll das sein? Ein Informant von Ihnen?«, fragte Katharina überrascht nach, denn damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Katharinas Herz begann aufgeregt zu wummern.
»Das werden Sie gleich sehen. Haben Sie ein klein wenig Geduld«, erwiderte der Journalist.
Es fiel ihr enorm schwer, doch entgegen ihrer Art insistierte Katharina nicht weiter, da sie Saalbach so einschätzte, dass er dann womöglich unverrichteter Dinge wieder kehrtmachte. Dieser Mensch genoss es offenkundig, die Oberhand zu besitzen. Und wenn er dieses Gefühl für sein Ego brauchte, wollte sie ihm für den Moment diese Genugtuung lassen. Letztlich ging es darum, Laura zu retten, und dafür hielt sie jetzt gern den Mund.
Nur wenige Minuten später bog Saalbach auf den kleinen Schotterparkplatz eines Kleingartenvereins ein und brachte den Wagen zum Stehen.
»Sehen Sie, Ihre Geduld wird jetzt belohnt. Wir sind angekommen. Bitte aussteigen«, sagte der Journalist freundlich. Eigentlich fast zu freundlich, wie Katharina fand.
»Und jetzt?«, wollte sie wissen.
»Jetzt müssen wir nur noch ein paar Meter zu Fuß gehen, und ich garantiere Ihnen, dass sich das für Ihre Suche lohnen wird.«
12.11 Uhr
»CSA – das ist das Kürzel von Christopher Saalbach.« Ben sah zu Tobi, der noch immer den kleinen Notizzettel in der Hand hielt.
»Klar, dieser verkrachte Starreporter, der uns an jedem Tatort nervt und immer der Erste der Journaille ist, der vor Ort ist«, bestätigte Tobi, »aber was hat der mit unserem Fall zu tun?«
Ben schwieg einen Moment und sah aus dem Fenster über die Lüneburger Altstadt. »Du hast es gerade selbst gesagt, Tobi – Toffi, also ich meine Saalbach, ist immer der Erste. Das war schon immer so. Und das heißt, er war auch damals bei allen Fällen der Reporter, der für den Lüneblick über die einzelnen Mordfälle berichtet hat.«
Tobi sah seinen Chef an: »Ach so, und du meinst, dass Katharina zu ihm gegangen ist, um weitere Informationen von ihm zu erfragen?«
»Warum sonst diese Notiz?« Ben nahm Tobi den Zettel aus der Hand und betrachtete ihn. »Vermutlich hat sie gedacht, sie kann von einem Reporter noch mehr erfahren als das, was hier ganz sachlich in den Akten vermerkt ist.«
»Sorry, Chef, aber besonders schlau ist das jetzt nicht gerade von der charmanten neuen Kollegin. Also ich meine, ausgerechnet einen Reporter auszufragen. Noch dazu einen wie den Saalbach, der außer mit seinen Artikeln niemandem auffällt. Der leckt sich doch jeden Finger einzeln, wenn sie ihm jetzt von einer möglichen Parallele zwischen den alten und den aktuellen Fällen erzählt.«
»Da könntest du recht haben, Tobi, und wenn wir eines im Moment nicht gebrauchen können, dann ist das schlechte Presse oder Panikmache in Lüneburg. Mausi springt im Dreieck, wenn das passiert, und in dem Fall sogar mit Recht. An Friedl gar nicht zu denken!« Ben sah den jungen Kollegen auffordernd an. »Los, wir fahren direkt zum Verlag. Vielleicht erwischen wir Katharina noch, bevor sie Saalbach zu viel erzählt!«
Bereits zehn Minuten später parkte Benjamin Rehder seinen Dienstwagen vor dem Verlagsgebäude des Lüneblicks. Zusammen mit Tobi eilte er im Laufschritt zum Empfang, wo ein älterer Herr ihnen einladend entgegen lächelte.
»Was kann ich für Sie tun, meine Herren? Eine Familienanzeige vielleicht?«
Tobi hatte bereits einen dummen Spruch parat, aber Ben Rehder kam ihm zuvor: »Guten Tag, nein, keine Anzeige. Wir suchen eine Kollegin!«
Benjamin wies sich aus und fing an, Katharina zu beschreiben: »Katharina von Hagemann. Ungefähr meine Größe, rote Haare, ziemlich hübsch.« Ben sah aus dem Augenwinkel, dass Tobi neben ihm breit grinste, doch er ließ sich davon nicht provozieren. »Haben Sie sie vielleicht vor Kurzem gesehen? Ist sie hier im Verlagsgebäude?«
»Aber natürlich hab ich sie gesehen.«, erwiderte der Mann. »So ein hübsches junges Ding fällt einem ja auf! Außerdem war sie ja schon zum zweiten Mal hier!« Benjamin Rehder stutzte. »Entschuldigen Sie, wie meinen Sie das – schon zum zweiten Mal?«
»Na ja, heute Morgen ganz früh, gerade als meine Schicht begann. Da hab ich sie das erste Mal gesehen. Da war sie in unserem Archiv. Und als sie dann vorhin – das muss so ungefähr vor einer Stunde gewesen sein – also, als sie dann wieder hier stand,
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