Blutheide
Pappbechern. Alle anderen Tische waren unbesetzt. Kurz entschlossen ging Ben auf die beiden zu und wies sich ein weiteres Mal aus: »Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber wir suchen eine Kollegin von uns. Sie hat sich hier mit Christofer Saalbach getroffen, den kennen Sie ja sicher.« Erwartungsvoll sah er die Frauen an. »Haben Sie die zwei vielleicht gesehen?«
»Auf den Saalbach können wir gut verzichten, glauben Sie mir«, erwiderte die eine und verzog das Gesicht.
»Ihre Kollegin«, fiel die zweite Frau deutlich freundlicher ein, »ist das so eine hübsche Rothaarige?«
»Ja, genau«, mischte sich Tobi ein, der nun ebenfalls an den Tisch getreten war, »sie waren also hier?«
Die junge Frau am Tisch sah von Ben zu Tobi und berichtete: »Das weiß ich nicht, aber ich hab den Saalbach mit dieser Frau draußen auf dem Parkplatz gesehen, sie sind gerade in sein Auto gestiegen. Ich hab mich noch gewundert, was so eine Frau mit unserem Caesar zu tun hat.« Sie grinste.
»Caesar?«, fragte Ben irritiert zurück. »Wieso Caesar?«
»Ach, das ist wieder so eine typische Macke von dem Saalbach«, erklärte die junge Frau, immer noch lachend. »Er hat auf dem Kürzel CSA bestanden, obwohl CS für seinen Namen völlig ausreichend gewesen wäre. Und ein anderer Kollege hat mir erzählt, er habe das gemacht, weil sich CSA wie CAESAR lesen lässt, und er fände das für sich passend.«
Die andere Frau setzte hinzu: »Wie gesagt, das ist nur eine von vielen Macken, das ist einfach ein komischer Kauz, der Saalbach.«
Ben sah Tobi an und drehte sich dann noch einmal zu den beiden Frauen um. »Wo sie hingefahren sein könnten, wissen Sie wohl nicht zufällig?«
Beide Frauen schüttelten den Kopf. Ben bedankte sich und zog Tobi mit sich in Richtung Ausgang. »Warum, verdammt noch mal, ist Katharina mit Toffi – also mit Saalbach – zusammen weggefahren? Verstehst du das?«
Tobi schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Vielleicht sind sie irgendwohin unterwegs, wo der Saalbach ihr besser was zu den alten Fällen erklären kann«, überlegte er. »Also, ich meine, ich kann mir auch einen gemütlicheren Ort für eine Plauderei vorstellen als das hier!«
»Nein«, Ben schüttelte den Kopf. »Das passt nicht zu Saalbach. Zum einen macht der sich über gemütliche Orte keine Gedanken und zum anderen erzählt der nichts – der will nur Infos aus anderen rausholen, damit er mit seinen Artikeln den Kleinstadthelden markieren kann. Ich sag dir, irgendwas stimmt da nicht …«
Tobi sah seinen Chef erstaunt an. »Wie, meinst du etwa, der Saalbach hat selbst was mit der Sache zu tun?«
Ben schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Er hat zwar echt nicht alle Latten am Zaun, da haben die beiden Frauen schon recht, aber das macht ihn ja nicht gleich zum Verbrecher. Er war schon immer so, schon als Kind. Voller Minderwertigkeitskomplexe, die er mit komischen Aktionen zu verschleiern versuchte. Der kann einfach nicht gut mit Menschen umgehen.«
Tobi überlegte kurz. »Lass uns zurück ins Kommissariat fahren, Chef, bestimmt ist Katharina längst wieder da und erzählt uns gleich, was sie bei ihrem merkwürdigen Alleingang rausbekommen hat.«
Während die beiden mit schnellen Schritten zum Parkplatz gingen, hing Ben seinen Gedanken nach. Irgendetwas passte hier nicht – aber was? Wo zum Teufel steckte Katharina?
12.27 Uhr
Katharinas Augen mussten sich erst einmal an das Schummerlicht im Gartenhäuschen gewöhnen. Dann schaute sie sich um. Die Hütte bestand aus einem einzigen Raum. Darin befanden sich ein gemachtes Feldbett, ein leerer Tisch, über dem eine nackte Glühbirne hing, ein Stuhl und in einer Ecke ein kleiner Campingkocher. Ansonsten war der Raum leer. Am anderen Ende, gegenüber dem Eingang, war eine weitere Tür, hinter der Katharina die Toilette vermutete.
Sie runzelte ihre Stirn und wendete sich Saalbach zu, der gerade die Tür von innen wieder abschloss: »Was ist hier los? Hier ist niemand, den Sie gesehen haben könnten. Und durch welches Fenster haben Sie geschaut? Alle Gardinen sind hier zugezogen. Und warum schließen Sie die Tür ab?«
Automatisch griff sie an ihre Hüfte, wo eigentlich das Holster mit ihrer Dienstpistole hätte sein müssen, doch sie griff ins Leere. Ihre Dienstwaffe mitsamt Holster lag nach wie vor wohlverwahrt im Kommissariat. Seit dem Vorfall in München scheute sie sich davor, ihre Waffe bei sich zu tragen, und in der Regel vermied sie es. Aber bei
Weitere Kostenlose Bücher