Blutheide
Durst getrunken und schläft gemütlich seinen Rausch aus. Wir können nur hoffen, dass Heinz sich nicht gerade heute zu Tode gesoffen hat«, murmelte Saalbach mehr zu sich selbst, doch so, dass Katharina ihn gut verstehen konnte.
Sie setzte sich in Bewegung, um einmal um die Hütte herumzugehen. Vielleicht war dort ein Fenster, dessen Gardinen nicht zugezogen waren und durch das man hineinspähen konnte.
»Was machen Sie?«, fragte Saalbach hastig, als er bemerkte, dass Katharina sich von ihm entfernte.
»Ich schau mich nur ein wenig um. Wie heißt eigentlich Ihr Informant, wenn es ihn denn gibt?«
»Müller«, kam es prompt von Saalbach »Heinz Müller.«
»Nicht gerade ein seltener Name«, stellte Katharina fest und setzte sich erneut in Bewegung, was Saalbach dazu veranlasste zu sagen: »Wissen Sie was, Sie warten hier. Ich weiß, wo Heinz einen Zweitschlüssel versteckt hat, ich hole ihn kurz.« Katharina blieb stehen und runzelte ihre Stirn: »So gut kennen Sie den Mann, dass Sie so etwas wissen?«
»Sag ich doch«, entgegnete Saalbach leicht unwirsch, drängte sich an Katharina vorbei und verschwand um die Ecke des Gartenhauses.
Katharina nutzte die Zeit, um ihr Handy aus der Tasche zu holen, denn abgesehen von ihrem Alleingang in den Verlag, war sie jetzt außerdem schon eine ganze Weile aus dem Büro verschwunden. Außerdem war ihr gerade eingefallen, dass sie an der Zentrale nur schnell Bescheid gegeben hatte, dass sie weg wollte, aber nicht gesagt hatte, wohin. Natürlich hätte Rehder sie sicher angerufen, wenn es etwas Dringendes gab. Doch sie hielt es für angebracht, ihrem Chef mit einem Anruf zuvorzukommen. Oder nein, besser mit einer SMS, das ging schneller und außerdem entging sie so unter Umständen seinen Vorwürfen. Die wären zwar berechtigt, aber darauf hatte sie jetzt definitiv keine Lust. Den Einlauf konnte sie sich später auch noch abholen. Als Katharina auf ihr Display schaute, erschrak sie. Mist! Ein Anruf in Abwesenheit von Rehder oder Tobi. Zumindest vermutete sie das, denn die angezeigte Nummer war die ihres Anschlusses im Büro. Wieso hatte sie das Klingeln nicht gehört? Katharina schaute auf die Einstellungen ihres Mobiltelefons und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Schön blöd! Sie hatte vergessen, dass sie ihr Handy während der morgendlichen Besprechung im Kommissariat stumm geschaltet und es dann nicht wieder umgestellt hatte. Na, wenigstens hatte sie keine Nachricht vom Einsatzleiter des Laura-Suchtrupps erhalten. Sie hoffte, dass das ein gutes Zeichen war. Katharina änderte schnell die Klingeleinstellung auf ›laut‹ und begann dann, ihre SMS einzugeben: ›Hi, bin in einer Laubenkolonie.‹ Eigentlich wollte sie noch schreiben, dass sie in Bezug auf Laura hier einen Informanten treffen wollte und mit Christofer Saalbach unterwegs war, doch so weit kam sie nicht, weil genau in diesem Moment der Journalist um die Ecke bog und strahlend einen Schlüssel in der erhobenen Hand hin und her schwang.
»Mission geglückt! Lassen Sie uns reingehen«, meinte er drängelnd und mit einem kritischen Blick auf Katharinas Handy, was ihr nicht entging.
»Warten Sie, ich will nur noch meine SMS zu Ende schreiben, dann können wir reingehen.«
»Machen Sie das drinnen. Wir müssen schnell machen. Ich konnte durch eines der hinteren Fenster in die Hütte sehen. Das sah gar nicht gut da drinnen aus…«, erklärte Saalbach unruhig und steckte schon den Schlüssel ins Schloss.
Katharina wollte dennoch schnell ihre bisher geschriebene SMS absenden, das war immer noch besser als gar nichts von sich hören zu lassen. Eilig gab sie mithilfe des mobilen Adressbuches den Empfänger ein und drückte auf ›Senden‹, ohne sich vorher noch einmal zu vergewissern, ob sie die richtige Nummer eingegeben hatte. So bemerkte sie nicht, dass sie versehentlich in der Adresszeile verrutscht war und anstatt Benjamin Rehders Nummer die von Benedikt Rehder erwischt hatte. Saalbach hatte zwischenzeitlich die Tür geöffnet.
»Schnell, schnell«, raunte er ihr zu und schob sie mit sanftem Druck vor sich her in die Hütte.
12.23 Uhr
Ben und Tobi hatten die Cafeteria des Lüneblicks problemlos gefunden und standen nun mitten in einem klinisch kalten Raum mit vielen weißen Tischen und Stühlen.
»Also, Cafeteria würde ich das Ding hier nicht gerade nennen«, sagte Tobi, während er sich in dem ungastlichen Raum umsah.
Am hintersten Tisch saßen zwei junge Frauen und tranken Kaffee aus
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