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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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Mädchen muss essen – in ihrem Zustand.« Sie war in die Küche gelaufen und mit einem Teller dicker roter Suppe zurückgekommen. »Iss, Kind, das gibt Kraft.«
    Sam hatte den Blick lustlos auf die Suppe gerichtet und nur aus Höflichkeit gekostet. Plötzlich war sie von Heißhunger befallen worden; sie löffelte so hastig, dass es auf ihre Brust und den Tisch tropfte.
    »Was ist das?«, hatte sie gierig gemurmelt.
    »Blutsuppe«, lachte die Wirtin, die sich freute, dass ihre Hausmannskost geschätzt wurde. »Das ist was Richtiges, jaja.«

    Auf der Weiterfahrt war Richard immer schweigsamer geworden. Der düstere Tag war einer verhangenen Dämmerung gewichen und schließlich einer eiskalten Nacht. Die Straße wurde schlechter, schmaler, sie führte kurvenreich in die Höhe. Kein Zweifel, sie hatten den Anstieg in die Karpaten begonnen. Durch kleine Städte mit klingenden Namen waren sie gekommen – Cinçsor, Hârteni, Víldíhid . Dort war ihnen das merkwürdige Gemisch aus Uraltem und Modernem aufgefallen: Bauern mit kleinen Hüten saßen am Straßenrand, ihre Frauen trugen unter den Mänteln bestickte Blusen, sie hatten ihren Proviant als Bündel dabei. Daneben unterhielten sich junge Frauen in Jeans und hohen Stiefeln, westeuropäische Autos glitten in die Parklücken, vor der Hotdog-Bude drängte sich eine Schlange. Wieder auf freier Strecke, nach Stunden, in denen sie stetig an Höhe gewannen, fragte Richard, ob Sam nicht müde sei; man sollte sich nach einer Übernachtungsmöglichkeit umsehen.
    »Wie weit ist es noch bis Sibiu?« Aus munteren Augen sah sie ihn an.
    »Im Grunde müssten wir längst da sein.« Er zog die Karte zu Rate, die ihnen der Mann von Brâncuçi Cars mitgegeben hatte. »Ich bin immer der Straße gefolgt. Bloß hätte schon seit einiger Zeit diese Abzweigung auftauchen sollen, die uns auf schnellstem Weg nach Sibiu bringt.«
    »Ist doch egal.« Sie lächelte auf eine Weise, die er nicht an ihr kannte. »Fahr einfach weiter – solange du auf der rechten Seite fährst.« In der engen Kurve kam der Wagen den Felskanten gefährlich nahe, Sam griff ins Lenkrad und brachte ihn wieder auf Kurs. »Hoppla«, kicherte sie.
    Nun hatte Richard genug von ihrem unerklärlichen Verhalten. Er fuhr an den Straßenrand und hielt. »Wir haben seit zwei Tagen kaum geschlafen. Du musst umkommen vor Müdigkeit.«

    »Unsinn, mir geht’s bestens.« Sie rückte unverschämt nahe. »Ich bin hellwach, schau nur.« Scherzhaft klimperte sie mit den Wimpern.
    »Das ist aber nicht normal! Menschen werden nachts müde und müssen schlafen. Bloß weil ich und meinesgleichen die Nacht zum Tag machen, brauchst du dich nicht auch so zu verhalten!«
    » Üüch und meuuunesgleichen« , spottete Sam. »Huhuu! Es spricht der große Vampir persönlich! Ich mag aber nicht schlafen, ich mag weiterfahren. Und weißt du, warum? Weil es mir hier gefällt.«
    »Aber wie kann es …!« Fassungslos zeigte er zum Fenster hinaus. »Man sieht nichts in dieser Milchsuppe, es ist stockfinster und kalt!«
    »Trotzdem fühlt es sich gut an.« Sie nahm seine erhobene Hand. »Dazu muss ich nichts sehen und nichts hören, ich brauche nur meinem sechsten Sinn zu vertrauen, um zu wissen, dass die Gegend hier zu mir passt.«
    »Und was ist das für ein neuer Sinn, der dir so unglaubliche Informationen verschafft?« Mit verschränkten Armen lehnte er sich zurück. »Etwa dein Mutterinstinkt?«
    »Kann sein.« Sie legte die Hand auf den Bauch. »Es ist ein Gefühl von Geborgenheit.«
    »Samantha.« Er zwang sich zur Ruhe. »Du bist ein paar tausend Kilometer fort von England. Wir stehen auf einer verdammten Höhenstraße in den Karpaten, und ich bin ziemlich sicher, dass ich eine Abzweigung übersehen habe. Wie kannst du dich in unserer Lage geborgen fühlen?«
    »Wenn ich’s wüsste, würde ich es dir sagen!«, blaffte sie zurück. »Und jetzt habe ich genug von dem Frage-und-Antwort-Spiel. Fahr weiter oder bleib stehen, mach was du willst!« Sie rutschte auf ihre Seite und schloss die Jacke bis obenhin.

    »Also schön.« Richard manövrierte den Wagen noch ein Stück ins Dickicht und stellte den Motor ab. »Wir machen jetzt Rast. Wenn sich der Nebel legt, oder wenn es hell wird, oder wenn ich verstanden habe, was mit dir los ist, geht es weiter.«
    Sie antwortete nicht, rutschte in die Kuhle zwischen Tür und Rückenlehne, schloss die Augen und war gleichzeitig hellwach. Sam konnte sich die Veränderung, die in ihr vorging, selbst nicht

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