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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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wieder von schützendem Wald umgeben.
    »In Honig«, antwortete Richard.
    »Wie bitte?«
    »Der türkische Sultan, der das Land im 15. Jahrhundert kontrollierte, wollte einen sicheren Beweis, dass sein Erzfeind Vlad Drakul tot ist. Man brachte ihm Vlads Kopf, nachdem man ihn ordentlich in Honig konserviert hatte. Der Sultan ließ den Kopf zur Abschreckung auf eine Stange spießen und weithin sichtbar aufstellen.«

    Der Schmerz hatte sich verflüchtigt. Vor Erleichterung ließ Sam die Luft ausströmen. »Dann ist Drakula also wirklich tot?«
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, Fürst Vlad ist nicht wichtig für unseren Stamm. Dass um den Pfähler bis heute so ein Brimborium gemacht wird, ist uns Vampiren ganz recht. Denn die wirkliche Macht befand sich immer woanders.«
    Ernst sah sie ihren Freund an. »Bei Fortriu?«
    Er schob die Sonnenbrille hoch und erwiderte ihren Blick. »Wir nähern uns Fortrius Stammland. Bist du sicher, dass ich nach diesem Vorfall weiterfahren soll?«
    Der milchige Tag war so düster, dass man schon den Abend vermutete, dabei waren es bis dahin noch einige Stunden. Wortlos beugte sich Sam zu Richard, nahm ihm die Brille und den Schleier ab.
    »Besser so?«
    Er spähte zum dicht verhangenen Himmel und nickte. »Ich begreife nicht, wieso du Drakulas Präsenz so deutlich spüren konntest, als wärest du ein Vampir.«
    »Keine Ahnung, warum.«
    »Nur ein Vampir weiß es, wenn er sich in der Nähe von Vampiren befindet. Euch Normalsterblichen bleibt es verborgen. Deshalb konnten wir uns so viele Jahrhunderte in eurer Mitte unbehelligt aufhalten.«
    Sie strich über ihren Bauch. »Vielleicht habe gar nicht ich es gespürt, sondern das Kind. Trotzdem …« Sam hob die Augen. »Auch jetzt fühle ich, dass wir uns auf ein Ziel … nein, auf DAS Ziel zubewegen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es ist wie eine Kraft, ein Sog. Ich weiß einfach, dass die Richtung stimmt. Am Ende dieser Strecke liegt das, wonach wir suchen.«

    »Wie ist das möglich, Sam! Du bist eine siebzehnjährige Schottin, die ein einziges Mal mit einem Vampir geschlafen hat! Wieso solltest du plötzlich so außergewöhnliche Wahrnehmungen haben?« Beinahe hätte Richard einen Steinwall übersehen. Er riss das Lenkrad zur Seite.
    »Es ist eine Art von Angst. Aber etwas anderes ist stärker, das Gefühl …« Sie zögerte. »Das Gefühl zurückzukehren.«
    Richard stieg auf die Bremse, die Räder blockierten. Mitten auf der Straße blieben sie stehen. »Mir scheint, du wirst langsam wirr im Kopf!« Er nahm sie bei den Schultern und schüttelte sie. »Du bist das erste Mal in Rumänien, bist nichts als eine schwangere Touristin. Also erzähl mir nicht so was!«
    »In meinem Körper wächst ein Wesen heran, dessen Ursprung eng mit diesem Land verbunden ist«, gab sie zurück. »Oder hast du eine bessere Erklärung?« Da Richard schwieg, fuhr sie fort: »Glaub mir, am liebsten würde ich mit dem Reiseführer durch die Gegend fahren und mir die Sehenswürdigkeiten anschauen. Aber so ist es leider nicht. Wir fahren in deine Alte Heimat, und ich habe wirklich das Gefühl, nach Hause zu kommen.«
    Richard reagierte nicht. Der Motor machte ein tiefes brummendes Geräusch.
    »Fahr weiter.« Sie stieß ihn in die Seite. »Im Gegensatz zu euch Blutsaugern haben wir Menschen Hunger. Ich sterbe vor Kohldampf. Auf zur nächsten Tankstelle.«
    Nachdenklich legte Richard den Gang ein. Vor ihnen lag die gewundene Straße.

37
    A uch wenn in den kommenden Stunden nichts Außerge wöhnliches geschah, blieb Sam unter dem unerklärlichen Eindruck, dass sie geführt, mehr noch, von etwas angezogen wurde. Sie fühlte sich nicht als Fremde, die neugierig auf Entdeckungsreise geht, sondern empfand sich auf einer Fahrt durch vertraute Umgebung. Nicht dass sie die hufeisenförmigen Berge, die mit dichtem Tannenwald bewehrten Hügel, die schneebedeckten Felszinnen je im Leben schon gesehen hätte, und doch kamen ihr die verwitterten Heiligengestalten auf den Kirchenportalen, die Ruine der Zisterzienserabtei mit ihren nackt in den Himmel ragenden Kaminen bekannt vor.
    An einer Tankstellenraststätte hatten sie essen wollen; hier war etwas Überraschendes geschehen. So groß Sams Hunger gewesen sein mochte, als die Pommes frites vor ihr auf dem Teller lagen, hatte sie nichts davon angerührt. »Ich kann nicht.«
    Richard, der ebenfalls nichts aß, hatte beide Teller an die Theke zurückgebracht.
    »Ist was damit nicht in Ordnung?«, hatte die Wirtin gefragt. »Ihr

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