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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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während du schliefst, habe ich in einer Broschüre geblättert. Der Balkan beginnt erst in Bulgarien.«
    »Und was sind das für Leute?« Vor dem Ausgang lagerte eine bunt gekleidete Familie. Der Vater spielte Akkordeon, die Mutter sang, die Kleinen flitzten umher und bettelten die Leute an. Die überrumpelten Fluggäste versuchten, ihr Gepäck in Sicherheit zu bringen, immer wieder fielen Münzen für die Musikanten ab.
    »Das ist … die Ausnahme von der Regel.« Richard zeigte auf ein Hinweisschild. »Wir brauchen ein Auto.«
    »Ich dachte, du hast keinen Führerschein.« Sie versuchte, Schritt zu halten.
    »Hab ich auch nicht.«
    Schon tauchten die beleuchteten Mietwagenschalter auf. Den renommierten Firmen schenkte Richard keine Beachtung. Rechts außen entdeckte er ein kleines Büro mit dem Schild: Brâncuçi Cars – Best in Romania!
    »Guten Tag. Was kostet mich Ihr billigster Wagen für drei Tage?«, fragte er den Angestellten.
    »Den billigsten würde ich Ihnen nicht empfehlen.« Ein spitznasiger Mann hob den Blick von der Zeitung und musterte Sam. »Beim Zustand Ihrer Frau sollten Sie ein bequemes Modell nehmen, Sir. Wohin soll die Fahrt denn gehen?«
    »Nach Sibiu.«
    »Ein schönes Reiseziel«, nickte der Mann. »Aber die Autobahn
führt leider nur bis Pitesti. Danach sind unsere Straßen um diese Jahreszeit … gewöhnungsbedürftig.« Er tippte auf das Foto eines geländegängigen Wagens. »Mit Vierradantrieb kann Ihnen allerdings nichts passieren.«
    »Dann nehmen wir den.«
    »Ihre Kreditkarte bitte, Sir, und den Führerschein.«
    Ohne zu zögern, legte der vermummte Vampir das Gewünschte auf den Tresen.
    Sam warf einen neugierigen Blick auf die in Plastik eingeschweißte Karte; sie zeigte Richards Bild. Darunter stand Führerschein-Einführungskurs. Schaute man nicht genau hin, übersah man, dass das Dokument unecht war.
    Der Angestellte zog die Kreditkarte durch seine Maschine und schrieb Richards Daten ab. »Hier steht kein Geburtsdatum, Sir.«
    »Das ist auch nicht nötig.« Dickie zog die Karte zu sich. »Die haben in die britischen Führerscheine so viele Sicherheitscodes eingebaut, dass sie unmöglich zu fälschen sind.«
    »Ich verstehe.« Der Spitznasige betrachtete den Kreditkarten-Ausdruck, der die gewünschte Summe zeigte. Er musterte die junge Schwangere und ihren vermummten Begleiter – nur dem Führerschein schenkte er keinen Blick mehr. Das Geschäft war gemacht.
    »Viel Vergnügen mit Brâncuçi Cars. Sie werden Ihre Wahl nicht bereuen.« Er drückte Richard einen Autoschlüssel in die Hand. Der ließ sich den Standort des Fahrzeugs erklären und verließ mit Sam die Ankunftshalle.
    »Bei diesem Auto ist ja alles verkehrt rum«, sagte Richard, als er den Fahrersitz vergeblich auf der rechten Seite suchte. »Oh Mist, die Rumänen fahren auf der falschen Seite!«
    Bevor sie sich in Bewegung setzten, gab es noch die Frage zu lösen, wie man ein Auto lenkt, das nicht eine, sondern zwei
Gangschaltungen besitzt. Nervös saß Richard über den Hebeln, erschrak über die Warnleuchten, die bei unsachgemäßer Bedienung aufblinkten, und schob Sam unwirsch beiseite, als sie ihm auch noch dreinreden wollte. Sie waren übernächtigt, hatten eine unglaubliche Flucht hinter sich, und Sam wurde hungrig. Dennoch beschlossen sie, erst einmal die Stadt hinter sich zu lassen. Endlich fand Richard den richtigen Gang und die Scheibenwischer, schaltete die Heizung ein und fuhr im Schritttempo in den Nieselregen.
    »Ist bloß ein bisschen ungewohnt«, murmelte er.
    Trotz der fremdsprachigen Beschilderung fand er mit Samanthas Hilfe die Autobahn, die in den Norden des Landes führte. Auf den ersten Kilometern war sein Fahrstil ruckartig, er gab zu wenig Gas, schaltete zu spät, der Motor klopfte, heulte und starb ab. Zweimal gelangte er nach dem Abbiegen auf die falsche Spur und wurde angehupt. Sam verkniff sich jede Bemerkung, sie wusste, er tat sein Bestes.
    Zuerst wurde die Straße von heruntergekommenen Wohnkasernen flankiert, die Fassaden hatten längst ihre Farbe verloren; die TV-Schüsseln auf den Balkonen machten das Bild noch trostloser. Sind die Außenbezirke von London etwa schöner, dachte Sam und nahm sich vor, kein vorschnelles Urteil zu fällen. Ihre Geduld wurde belohnt. Sie kamen in eine Landschaft, wie sie samtiger und einladender nicht hätte sein können. Auch wenn die Sonne nicht durch den Nebel fand und der Regen sich wie eine nasse Hand über alles legte, wirkte der harmonische

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