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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wie Metall …?«
    Pilny tat es, und wirklich, ganz leise schlug die Nadelspitze an.
    »Es ist Metall«, flüsterte er. »Sie ist es … die Kugel …«
    »Wie tief?«
    Pilny zog die Nadel heraus und hielt einen Fingernagel dorthin, wo er die Brust berührt hatte. Er war erschüttert, wie tief er in die Wunde eingedrungen war. Lucek schien es nicht verwunderlich, – er nickte ganz schwach.
    »Wir kommen gut heran«, sagte er. »Es ist gar kein Problem. Wir haben eine reelle Chance …«
    »Wovon redest du überhaupt?« fragte Pilny heiser.
    »Von dir, Karel. Du wirst mir die Kugel aus der Brust holen.«
    »Verrückt, was?« Pilny richtete sich auf den Knien auf. »Das ist völlig unmöglich! Was Dr. Matuc nicht getan hat, soll ich … Micha, das ist doch Wahnsinn! Ich habe keinerlei Ahnung. Ich schneide dir glatt das Herz aus der Brust –«
    »Das wäre nicht schade … es ist schon lange tot, Karel.« Lucek schloß die Augen. »Es ist mit Miroslava gestorben … Du hast nie wieder etwas von ihr gehört?«
    »Nein. Nichts, Micha.«
    »Dann bereite alles vor.«
    »Wozu?«
    »Zur Operation.«
    »Nie und nimmer!«
    »Sei kein Feigling, Karel.« Lucek versuchte, sich aufzurichten, aber es mißlang. Er war zu schwach dazu. »Hast du ein Messer?«
    »Ja –«
    »Scharf?«
    »Ich kann es zur Not am Stein wetzen. Aber das ist doch Irrsinn, Micha –«
    »Koch es aus. Zwanzig Minuten lang, das genügt. Dann wäschst du dir die Hände. Haben wir noch Schnaps?«
    »Ja, zwei Flaschen. Aber –«
    »Tauch die Hände in den Schnaps, laß sie eine Minute drin … und dann kannst du operieren … Ich sage dir jeden Griff vor …«
    Pilny sprang auf und schüttelte wild den Kopf. »Ich tue es nicht!« schrie er. »Es geht schief, das weiß ich! Und jeden Griff vorsagen … du bist in einer Minute vor Schmerzen ohnmächtig. Was tu ich dann?«
    »Ich werde mich anästhesieren wie die grauen Vorfahren … ich besaufe mich, Karel –« Lucek hob den Arm und ergriff Pilny am Hosenbein. »Ich bitte dich … tue es! Es ist eine Chance, meine letzte … Oder – oder wartest du noch auf Irena?«
    Pilny schüttelte stumm den Kopf. Dann ging er aus der Höhle, holte aus dem Werkzeugkasten ein langes, schmales Messer und eine verchromte, kleine Elektrikerzange, setzte einen Topf mit Wasser auf den Gaskocher, nahm die beiden Flaschen Schnaps aus dem Verpflegungssack und entkorkte sie. Er trank einen kräftigen Zug und kehrte dann in die Höhle zurück.
    Wie Lucek es geschafft hatte, war fast ein Wunder … er lag wieder auf dem Rücken, aber jetzt auf dem blanken Stein, die Decke hatte er zu einer Rolle gedreht und unter seinen Rücken geschoben. Hoch wölbte sich nun die nackte Brust mit den beiden Einschußlöchern Pilny entgegen.
    »So ist die Lage gut«, sagte Lucek stockend und um seine Kraft kämpfend. »Haut und Muskeln sind entspannt … wenn du einschneidest, klafft sofort eine gut übersichtliche Wunde. Gib mir was zu trinken … nein, kein Wasser … den Schnaps … es brennt höllisch in der Brust, Karel –«
    Pilny kniete sich wieder neben Lucek und drückte ihm die Flasche an die Lippen. Lucek trank ein paar tiefe Schlucke, dann drehte er den Kopf weg. Ein Rest Alkohol lief über sein Kinn.
    »Genug. Paß auf …« Michael stützte sich ein wenig in die Höhe. »Du hast gesehen, wie der Arzt mich neulich betäubt hat. Genau so machst du es. Chloräthyl auf einen Wattebausch. Den Bausch vor meine Nase legen. Und wenn du merkst, daß ich hinüber bin, fängst du an.«
    »Hör auf, Micha! Bitte, hör auf!«
    »… und dann setzt du das Messer genau an der Wunde an.« Sein Zeigefinger tippte auf seine Brust. »Mach einen Kreuzschnitt. Ist chirurgisch gesehen ein Unsinn – aber du kannst die Geschichte dann besser überblicken. Erschrick nicht über die Eitersoße. Schneid immer dem Einschußkanal entlang – dann kommst du an die Kugel.«
    »Und dann?« Es war eine rein theoretische Frage; Karel war überzeugt, daß er alles das nie zustande bringen würde.
    »Du holst sie raus«, sagte Michael ganz ruhig. »Mit der Pinzette. Das Eiterzeug holst du ebenfalls raus, so gut es geht. Die Wunde puderst du mit Penicillinpuder. Wir haben doch noch welchen?«
    »Ja. Genug.«
    »Also die Wunde pudern. Dann den Verband drüber. Das hast du ja inzwischen gelernt.« Michael lächelte, wurde aber sofort wieder ernst. »Du wirst es tun, Karel – versprich es mir!«
    »Micha …«
    »Bei unserer Freundschaft?«
    Karel holte tief Atem. »Ja. Ich

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