Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Maschinenpistolen«, sagte Muratow. »Sie fehlten uns. Eine unbewaffnete Streife im fremden Land … wer glaubt uns das? Diese beiden müssen Idioten sein; sie werden lange darüber nachdenken können.«
    Pilny und Muratow fesselten die beiden Sowjets mit den Riemen eines Rucksacks, dessen Inhalt sie in einen anderen umpackten. Dann warfen sie unwichtig gewordene Dinge wie den kleinen Propangaskocher, einen Topf und eine Pfanne weit hinein in den Wald.
    Sie marschierten weiter, bevor die beiden Armen wieder zur Besinnung kamen. Erst zwei Tage später wurden sie gefunden, völlig entkräftet und fast verdurstet. Sie waren noch immer so verwirrt, daß sie nicht klar aussagen konnten, was eigentlich mit ihnen geschehen war.
    Es war Nacht, als Muratow, Pilny und Irena die Schluchten des Rachelmassives erreichten. In einem felsigen Hohlweg schlugen sie ihr letztes Lager auf, aßen Brot und Hartwurst und tranken eine Büchse Bier.
    »Wir sind nahe an der Grenze«, sagte Pilny und betrachtete seine Spezialkarte. »Wenn wir über die Bäume sehen könnten, müßten wir die Lichter drüben in Deutschland erkennen. Wann soll es losgehen?«
    »Am besten im Morgengrauen.« Muratow sah auf seine Uhr. »Dann ist Ablösung der Wachen. Es fällt nicht auf, wenn wir uns dem Todesstreifen nähern. Wir können noch vier Stunden schlafen. Bist du müde, Irenuschka?«
    »Zum Umfallen.«
    »Ich übernehme die erste Wache.« Pilny faltete die Karte zusammen. »In zwei Stunden wecke ich dich, Semjon.«
    »Gut, Brüderchen.«
    Sie legten sich auf die Rucksäcke und drängten sich eng aneinander. Die Nächte waren kühl, da mußte man schlafen wie die Hunde. Zusammengerollt und aneinandergepreßt.
    Pilny blieb sitzen und sah in die fahlhelle Nacht. Noch vier Stunden.
    Dann die Grenze, die Wachttürme, die Patrouillen, der verminte Streifen bis zum Draht, die Scheinwerfer, die Maschinengewehre in versteckten Erdbunkern.
    Noch vier Stunden.
    Zum ersten Mal hatte er Angst. Nicht um sein Leben … um Irena. Sie hätte als ein freier Mensch ausreisen können … zu Fuß, in einem Wagen, mit der Eisenbahn, niemand würde sie daran hindern.
    Pilny senkte den Kopf und schlug die Hände vor sein Gesicht. Mein Gott, dachte er, was tue ich da? Wie kann ich das jemals verantworten?
    Wenn Irena an der Grenze etwas zustößt … als lebende Schießscheibe stelle ich mich vor sie hin. Ich habe in diesem Land dann nichts mehr zu suchen als den Tod …
    *
    Beim Regimentsstab wurden Lucek und Valentina sofort mit aller Sorgfalt behandelt. Valentina bekam ein gutes Essen und eine Flasche Krimwein, goldgelben Wein, der ihr fast die Tränen in die Augen trieb vor Heimweh.
    Um Lucek kümmerte sich der Regimentsarzt. Als er den Druckverband abwickelte, die Wunde sah und dann das lächelnde Gesicht Luceks, der lachte und doch vor Schmerzen mit den Zähnen knirschte, konnte er nur den Kopf schütteln.
    »So etwas habe ich noch nicht gesehen«, sagte er und starrte auf die zerfetzte Brust. »Hat ein Adler Sie operiert, Genosse?«
    Nach den ersten Begrüßungen aber kamen die Bedenken. Soviel Valentina auch von ihrem Widerstand gegen die tschechischen Rebellen erzählte, eine wirklich schöne Geschichte erfand, wie Konterrevolutionäre sie in den Wald gejagt hatten und sie nur mit Mühe dem Aufhängen entfliehen konnten, – irgendwie schien es dem Kommandeur des Regiments unklar zu sein. Der Alarm, den Tschernowskij ausgelöst hatte, sprach zwar von drei Männern und zwei Frauen, aber was bedeutete das? Die Gruppe konnte sich geteilt haben. Noch lag in den Ohren aller Offiziere die Durchsage, daß Moskau erwartete, diese Aktion auf jeden Fall siegreich zu sehen, und ›auf jeden Fall‹ bedeutete: Alles, was unklar ist, soll man dem KGB melden.
    Während Valentina sich von den galanten Offizieren des Stabs mit Süßigkeiten verwöhnen ließ und immer wieder darauf drängte, den Bürgermeister des nächsten Ortes zu sprechen, während Lucek zum ersten Mal seit seiner Verwundung und der Behandlung durch Dr. Matuc wieder richtig ärztlich versorgt wurde, telefonierte Oberstleutnant Kirollow, der Kommandeur, mit Oberst Tschernowskij, der wie eine dicke Spinne bei der dritten Kompanie saß.
    Fünf Minuten später wußte Kirollow, daß er ein kluger Mensch gewesen war und sein Name in Moskau genannt werden würde. Er goß sich ein Glas Wodka ein, trank es genießerisch und kehrte dann zurück zu seinen Offizieren. Er kam in einen lustigen Kreis … man erzählte Witze aus

Weitere Kostenlose Bücher