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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nahmen die Exemplare mit, um sie später an die Anschlagtafeln zu heften, in die Postämter zu legen, sogar ins Gerichtsgebäude auf den Lokus zu hängen, wo sie ungestört von Hunderten gelesen wurden.
    Die Polizei war machtlos gegen dieses Aufgebot von Verteilern. Es hatte auch keinen Zweck, die wenigen, die man aufgriff, zu verhören … das Haupt, die Druckerei, verrieten sie nie.
    Karel Pilny warf einen Blick hinüber zu den beiden Mädchen. Sie belauerten sich wie Schlangen, die ebenbürtig sind und sich doch fressen wollen. »Glaubst du, daß es richtig war, Miroslava hierherzubringen?« fragte er.
    »Warum nicht? Weißt du noch, wie ich dich unter die Lupe nahm, als Irena dich mitbrachte? Jetzt gehörst du zu uns, als wäre es nie anders gewesen. Wenn du damals ein falsches Wort gesagt hättest …« Das Gesicht Luceks wurde plötzlich kantig. Pilny durchrann ein kalter Schauer.
    »Dazu wärest du fähig gewesen, Micha?«
    »Es geht um die Sache, Karel.«
    »Und Miroslava vertraust du?«
    »Völlig. Sie ist eine Wucht, sage ich dir.«
    »Ist sie schon deine Geliebte?«
    Lucek verzog den Mund. »Nein –« Er strich sich über die Augen. »Es ist merkwürdig bei ihr. Ich habe Hemmungen. Und ich bin doch sonst kein Heiliger, das weißt du doch, mein Junge. Aber bei Miroslava erfaßt mich ein Schwindel, wenn ich daran denke. Ich bekomme Komplexe. Es ist, als wenn du vor einem herrlichen Berg stehst, du siehst die Spitze in der Sonne, du hast die Kraft, ihn zu ersteigen, du hast dich darauf vorbereitet mit deinem ganzen heißen Herzen … und dann drehst du dich um und gehst weg … weil du einfach Angst hast. Angst, diese Schönheit zu bezwingen … oder dich schrecklich zu blamieren … Kannst du das verstehen?«
    »Und trotzdem bringst du sie hierher?«
    »Ja. Sie soll sehen, wie ich lebe, was ich tue, wenn ich nicht im Hörsaal oder im Präparierkeller hocke. Verdammt nochmal … ich will in ihren Augen etwas Besonderes sein! Ich bin ganz ehrlich zu dir, Karel …«
    »Und wenn sie uns verrät?«
    »Nie!«
    »Es könnte sein … nehmen wir es an … Du hast gesagt: Es geht allein um die Sache –«
    »Das ist verrückt, so zu denken.« Die Stimme Luceks wurde unsicher. »Sie gehört zu uns. Ich weiß es. Ich fühle es …«
    »Und wenn –« bohrte Pilny weiter. Lucek schüttelte wild den Kopf.
    »Sprich davon nicht. Das ist Irrsinn! Das sind makabre Gedanken. Wie kannst du so etwas annehmen? Hast du irgendeinen Verdacht, hast du Beweise …«
    »Nichts. Gar nicht.« Pilny steckte sich eine Zigarette an. »Sie ist eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen habe, und ich bin verdammt viel herumgekommen. Aber Frauen dieser Art ist die Politik ein Greuel. Du wirst es schwerhaben, mein Lieber. Sie wird dich ganz zu sich hinüberziehen wollen, sie wird dich nicht teilen mit diesem Kellerloch. Wenn du sie besitzt, besitzt sie auch dich …«
    »Oder ich werde sie für unsere Arbeit begeistern. Ist das nicht auch möglich? Warten wir es ab, Karel …« Lucek lachte etwas gequält, steckte die Hände in die Hosentaschen und machte den Eindruck eines sorglos Glücklichen. Auch das ist eine wunderbare Eigenart der Verliebten: Sie belügen sich selbst. »Du hast sie mir verkuppelt, Karel –« sagte er fröhlich. »Nun wundere dich nicht, wenn ich mich verliebt habe.«
    An diesem Abend bewies Valentina Kysaskaja, was sie in Moskau und in der Agentenschule auf der Krim gelernt hatte. Sie schlüpfte völlig in die Figur der Miroslava Tichá und benahm sich so, wie Lucek es von ihr erwartet hatte.
    »Das ist eine herrliche Aufgabe, die du übernommen hast«, sagte sie, nachdem Lucek ihr die Setzerei, die Druckerei und die anderen Studenten gezeigt hatte. Wo sie auftauchte, verbreitete sie einen Hauch von Paris; man zwinkerte Lucek zu, stieß ihn heimlich in die Seite und dachte sich: Na ja, der Micha, wer hätte solch ein Mädchen auch anders bekommen können als er. Mißtrauen, das gab es nicht in diesem Kreis. Was Lucek tat, war richtig. Wenn er dieses schöne Weibchen in den heimlichen Bund einführte, so hatte er seine Gründe und sie sicherlich genau geprüft.
    Valentina erhärtete diese Ansicht sofort, als spüre sie diese Gedanken. Sie saßen im vorderen Keller, tranken Coca Cola und rauchten. Pilny hatte sich in eine Ecke an einen wackeligen Tisch zurückgezogen und korrigierte die letzte Zeitungsseite, die noch gedruckt werden mußte. Irena saß neben ihm und faltete Handzettel. Sie waren die Handgranaten der

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