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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Blechkarre und schlage das feine, elegante Herrchen als Kühlerfigur über seinen Wagen. So wahr ich Micha heiße –«
    Er ballte beide Fäuste, öffnete die Autotür sogar auf einen Spalt, um sofort auf die Straße springen zu können und den Kampf aufzunehmen.
    Stumm warteten sie ungefähr sieben Minuten, die sich dehnten wie der Weg eines Verdurstenden durch die Wüste. Dann ging die Tür auf und ein kleiner, älterer Mann mit einem runden Gesicht trat heraus.
    »Das ist nicht Miroslavas Fall, es sei denn, sie hat einen morbiden Geschmack.«
    »Ruhe!« zischte Lucek. Er zitterte leicht. »Da … sieh dir das an!«
    Pilny blieb eine Gegenbemerkung im Halse stecken. Hinter dem Unbekannten kam Valentina aus dem Haus. Sie trug eine enge Hose und einen dünnen Seidenpullover, der ihre vollen Brüste wie eine zweite Haut umspannte. Das schwarze Haar hatte sie hinten wild zusammengebunden mit einem blutroten Band. Die Schleife war verknittert und unordentlich, als sei sie mit großer Hast gebunden worden.
    Luceks Lippen zuckten. Er starrte auf Valentina, die mit wiegenden Hüften um den Wagen herumging und einstieg. Der kleine, freundliche Mann hüpfte hinter das Steuer, warf die Tür zu und ließ den Motor an.
    »Es wird ein lieber Onkel sein«, sagte Pilny. Lucek tat ihm leid … in diesen Augenblicken sah er aus wie ein Verblödeter. »Preßburg. Kommt sie nicht aus der Slowakei? Na also. Jeder Mensch hat Verwandte … man hätte viel zu tun, jeden männlichen Verwandten niederzuschlagen.«
    »Hinterher!« Lucek zog die Tür zu. »Los, hinterher!«
    »Ich muß ins Funkhaus –«
    »Karel!« Lucek fuhr herum und krallte beide Hände in Pilnys Rock. »Wenn du mich jetzt sitzen läßt, deinen besten Freund … Karel, dir wird schon etwas einfallen, was du im Funkhaus sagen kannst … aber ich … ich Mensch, wenn es Irena wäre …«
    Pilny trat auf das Gas. Der letzte Satz war genau das richtige Argument. Langsam fuhr er hinter der schwarzen großen Limousine her, immer so weit Abstand haltend, daß noch zwei oder drei andere Autos dazwischen lagen. Aber aus den Augen verlor er den Wagen nie … das schwarze gewölbte Dach war weithin sichtbar.
    Der kleine Mann und Valentina merkten nicht, daß man ihnen folgte. Pilnys Auto, das Valentina nur zweimal gesehen hatte – es war ein kleiner, blaßblauer Skoda, wie er zu Tausenden in Prag herumzuckelt –, erregte keinen Verdacht. Beim Heraustreten aus dem Haus hatte sie das kleine Auto nur mit einem Blick gestreift und sofort vergessen. Lucek ist jetzt in der Anatomie und wartet auf mich, dachte sie, als sie hinten in dem großen Wagen Platz nahm. An Pilny dachte sie überhaupt nicht. Um ihn würde sie sich erst im Druckkeller kümmern, heute abend, gegen 22 Uhr … wenn das Gespräch mit diesem rätselhaften Major Wladimir Alexejewitsch Krupkin in Ruhe verlief.
    Krupkin, dachte sie, als sie die Stadt verlassen hatten und den Wäldern bei Radotin entgegenfuhren. Sie bogen von der Chaussee ab und rumpelten über eine Straße dritter Ordnung zwischen Getreidefeldern hindurch der grünen Wand entgegen, die dunkel gegen den sonnenhellen blauen Himmel stand. Wer ist Krupkin? Was will er von mir? Hat man in Moskau schon Verdacht geschöpft? Habe ich etwas falsch gemacht?
    Valentina überlegte angestrengt die vergangenen Tage. Sie fand keinen Fehler. Aber sie vergaß etwas in ihre Rechnung einzusetzen: Das feine Gefühl für Zwischentöne, das die Eifersucht im Hirn entwickelt. Und Oberst Tschernowskij war ein eifersüchtiger Mensch. Er erstickte fast daran.
    In der Nähe des Waldes, umgeben von der Staubwolke, die die Wagenräder aus dem locker festgestampften Boden hervorwirbelten, wurde Lucek immer unruhiger. Pilny war es schon längst, aber er schwieg verbissen. Er ahnte, wohin diese Straße führte. Im Funkhaus besaß man einen genauen Plan der Stabsmanöver Marschall Jakubowskis. Woher dieser Plan stammte, wußte niemand – er war einfach da, und keiner fragte. Was im Stabe Jakubowskis als großes Geheimnis galt und in einem fahrbaren Panzerschrank verschlossen war – die genauen Stellungen der einzelnen Divisions- und Regimentsstäbe, die Sender und Abhöranlagen, die Panzerbereitstellungen und die Zeltlager in den Wäldern, in denen ›Spezialisten‹ wohnten, von denen noch niemand wußte, was sie taten –, das alles lag im Funkhaus, ebenfalls in einem Panzerschrank. Aber die Reporter waren informiert worden. Auf den Karten der Umgebung von Prag, die sie bei sich

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