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Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Blutholz: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Liebert
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wieder lebendig. Halbtot war’s, als Bruder Gregor es brachte.«
    »Dann solltet ihr ein Stück mehr lüften, dass es nicht erstickt«, sagte der Abt, »nachher träumt es noch, es wären Kaminteufelchen gewesen, die es bedienten. Oder bin ich zu empfindlich?«
    Damit wandte er sich zu Julian und Alexander, die Christoph über die Schulter schauten. Da aber keiner von beiden antwortete, fuhr er fort: »Es scheint, der Regen hat so manchem von uns den Gaumen freigespült. Da werd’ ich unseren Cellerarius bitten müssen, uns wenigstens heute den Elbling zu ersparen.«
    »Natürlich«, sagte Philipp zögernd. »Die Luft ist feucht, drückt den Rauch. Aber« – und dabei blickte er Gregor unmissverständlich an – »nicht nur das allein. Ich werde gleich den Bruder Kellermeister instruieren. Der Bahlinger Räuschling vom vorletzten Jahr – der schickt sich gut.«
    »Bruder Cellerarius?« fragte Martin höflich. »Mit Verlaub, wir lagern doch den guten Weißen Burgunder aus Oberbergen. Der muss getrunken werden. Auch wenn’s nur ein Rest ist, es wär’ schad um ihn. Im nächsten Jahr, da ist er flach.«
    Es trat eine kleine Pause ein. Gregor und Christoph versuchten, in Martins Miene etwas Verräterisches zu entdecken, aber der schaute mit entwaffnend unschuldigen Augen abwechselnd Philipp und den Abt an.
    »Bartholomäus gestattet uns, ab heute wieder Fisch zu essen«, sagte der Abt gleichgültig und musterte dabei Gregor, »aber« – und seine Stimme bekam einen kalten Unterton – »vom Burgunder steht nirgends etwas geschrieben. Schon ein Räuschling ist mehr, als das meiste Volk sich heute leisten kann.«
    »Das ist gewiss«, mischte sich Julian der Bibliothekar ein. »Zwar ist es so, wie Bruder Philipp mir sicher zustimmen wird: Trahit sua quemque voluptas , und das ist: Jeder folgt seiner eigenen Lust, aber gerade für uns gilt: Non omnia quod possibile sit etiam iuris est , also: Nicht alles, was möglich ist, ist auch rechtens.«
    »Julian, ich danke dir für deinen Beistand«, sagte der Abt ungeduldig, »nur wenn ich dich daran erinnern darf: Noch sind wir in der Küche und der Kapitelsaal ist mit ihr nicht zu verwechseln. Auch kann ich mich nicht entsinnen, für heute eine Einladung ausgesprochen zu haben.«
    Julians Gesicht glühte. Hilfesuchend blickte er zu Philipp, der ihn aber nicht beachtete.
    In wieder humorigem Ton fuhr der Abt fort: »Gregor, du brauchst nicht viel Worte machen. Ich weiß Bescheid, nur«, er schaute ihn dabei lächelnd an, »sage mir doch bitte, Philipp hat dies nämlich vergessen, ist unser Gast Tochter oder Sohn? Gewiss ist nur soviel: So recht zufrieden scheint er nicht mehr, denn immer öfter fällt er uns ins Wort.«
    Obwohl er nicht wusste, was er antworten sollte, begann Gregor zu reden. Eigentlich gähnte in seinem Kopf eine völlige Leere, doch trotzdem hörte er sich in wundersamer Mechanik sprechen: »Vater Leopold, das Greinen nehm’ ich auf mich. Dabei bräucht’s nicht unzufrieden sein, wo es so gut getrunken hat. Aber vielleicht ist es das dunkle Licht, das ihm nicht behagt, und es ist noch nicht gewickelt außerdem. Die Stimme klingt wie von einem Knaben, das war schon an der Kapelle so, doch ich weiß freilich nicht, wie es heißt.«
    »Da bleibt wohl nur ein Ausweg«, sagte Martin dazwischen.
    »Ja, der wäre?« fragte der Abt so munter wie laut, und seine Augen blitzten vergnügt. »Der wäre, Alexander und Julian, was meint ihr, der wäre was?«
    Doch Julian und Alexander, die der Abt in diesem Moment bewusst auf die Probe stellte, begriffen nicht und schwiegen.
    »Ich glaube, ich verstehe Euch recht, Vater Leopold«, sagte Philipp nach der eingetretenen Pause langsam, »Ihr wollt einen Blick hinter den – sagen wir – Vorhang tun.«
    »Ja, das – dies ist es«, sagte Alexander eifrig und Julian nickte. »Nur, wenn wir nackt sind, erkennt man uns als Mann oder Frau.«
    »Alexander, Bruder«, sagte der Abt mild, »sieh mich an und bedenke, was dir gerade widerfahren ist. Die Hochschätzung der Einfalt ist eine mönchische Tugend, aber auch unsere Zeiten ändern sich. Julian wird jetzt vielleicht erschrocken das Si tacuisses … – du weißt ja: Hättest du geschwiegen, wärst du Philosoph geblieben – im Kopf rezitieren, doch diese Blamage ist einem Schatzmeister ziemlich unwürdig.«
    Alexander dämmerte die Einfalt seiner Worte. Mit hochrotem Kopf murmelte er leise eine Entschuldigung. Doch schnell fasste er sich und sagte: »Die Blamage, Vater

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