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Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Blutholz: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Liebert
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der Elbling muss getrunken werden, sagt unser Cellerar. Philipp liebt die Strümpfstopfer.«
    »Aber der Alte nicht«, erwiderte Christoph.
    »Sicher, doch der macht gute Miene zum sauren Spiel«, sagte Martin. »Hat doch sein eignes Fass im Trakt. Burgunder auf die alten Tage.«
    »Woher weißt du das?« fragte Christoph überrascht.
    »Ein guter Koch hat eine gute Nase, mein Bester«, tönte Martin überlegen. »Seit Trinitatis weiß ich, dass er den Burgunder liebt. Bei jeder Messe, jedes Mal wenn ich niedergekniet bin und er Brot und Kelch reichte, hat’s in der Luft nach Burgunder geschmeckt. Was glaubt ihr, warum er manchmal so geschwankt hat? Seid ihr geruchsblind?«
    »Ich kann es nicht glauben, nein, ich glaub’s nicht!« rief Christoph und schlug Martin so kräftig auf die Schulter, dass das Mehl von seiner Hand stäubte. »Der Alte betet zu den Krügen und wir nach oben. Ein echtes Schelmenstück. Stellt euch einmal Philipps Gesicht vor, wenn er das gehört hätte.«
    »Das gäb’ Zunder«, sagte Martin trocken. »Aber wenn man vom Teufel spricht … Ich glaub’, ich hab’ was gehört. Wahrscheinlich kommt er mit dem Alten.«
    Gregor riss es aus seinem Sitz. Lebhaft grub sich ihm die strenge abweisende Art Philipps in die Seele, dessen stechenden, kalten Blick er durch die Wände zu spüren glaubte. Und wie ein Peitschenhieb durchzuckte ihn die Scham über sein immer noch verwahrlostes und stinkendes Äußeres. Was würde der Abt von ihm denken! Angespannt blickte er zur Tür und das Herz blieb ihm stehen, als in der gleichen Sekunde, in der der Abt durch die Tür trat, ein erstes wohliges Bäuern ertönte.
    »Gott zum Gruß, Brüder.« Die Stimme des Abtes war voll und warm. Allein das schlichte goldene Kreuz, das ihm bis zum Gürtel des Chorkleides reichte, wies ihn als Oberhaupt des Klosters aus. Direkt hinter ihm, gut einen Kopf größer, trat Philipp in den Raum, gefolgt von zwei weiteren Mönchen, die eine Duftwolke von Lavendel und Weihrauch mit sich zogen.
    13
    Seit 1725 stand Leopold Münzer aus Freiburg dem Kloster als Abt vor. Von Anfang an war er entschlossen gewesen, die zwei Jahre zuvor bis auf die Kirche abgebrannten Gebäude im modernen Residenzstil wieder aufzubauen. Ein Jahr später begannen die Arbeiten und in den jetzt sechsundzwanzig Jahren seiner Leitung war Tennenbach mit seiner kunstvollen, strengen Gartenarchitektur zur größten Pracht seiner über fünfhundertjährigen Geschichte gelangt.
    Ein gutes Stück weit wusste Abt Leopold sich als Weltmann und Politicus zu behaupten. Geschickt verstand er es, die Besitztümer des Klosters auf den Versammlungen der Landstände zu verteidigen. Besonderes Glanzstück war, wie er das für den Neubau notwendige Geld organisiert hatte: Noch heute schreckte er nicht davor zurück, den Geldgebern zu schmeicheln und ihnen zugleich zu versprechen, dass die Mönche und er hinfort besonders für sie beten würden. Zusammen mit dem Geldgeschenk, wie er betonte, würde dies am Tag des Gerichts mit Gewissheit im Buch des Lebens geschrieben stehen.
    Abt Leopold hielt die Zügel fest in der Hand. Vom Leitspruch des heiligen Benedict, jenem »ora et labora«, hatte er Konversen wie Mönchen besonders das Labora verordnet und nichts konnte ihn so aufbringen wie saumseliges Arbeiten oder übertriebenes Beten, wie etwa zur Dritten oder Neunten Stunde. Nur die Sechste Stunde, zur Mittagszeit, ließ er von den kleinen Horen gelten, freilich ohne die anderen strikt zu verbieten.
    In unregelmäßigen Abständen veranstaltete er nach dem Komplet im Oratorium bei sich einen Diskussionszirkel, an dem jeder Mönch teilnehmen konnte. Philipp versäumte keinen einzigen, und auch Julian der Bibliothekar und Alexander der Schatzmeister, die hinter ihm in die Küche traten, waren stets an solchen Abenden zugegen.
    »Gott zum Gruß, Vater Leopold«, erwiderte Christoph, der eifrig seine Forellen im Mehl wälzte.
    »Wie ich soeben hören konnte, scheint sich unser kleiner Gast wohl zu fühlen«, sagte der Abt humorig. »Und wie ich sehe, ist dies auch kein Wunder – obwohl ich leider vermuten muss, dass dies mehr mit Bruder Martins Kochkunst zu tun hat als mit weltmännischer Noblesse.«
    »Ich glaube, Vater Leopold«, sagte Martin, wobei er das Kind stolz wie ein Vater präsentierte, »es hat ihm auch so geschmeckt, weil es die Geborgenheit fühlt, die unsere neue Küche jetzt ausstrahlt.«
    »Ja, Vater«, sagte Christoph schnell, »erst nach seiner Milch wurde es

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