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Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Blutholz: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Liebert
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gesägt hatte. Argwöhnisch habe Bernhard zu ihnen herübergeschaut, erzählte Barbara, während sie genießerisch an einem der vortrefflichen Schokoladenkekse schleckte, die Johannes als Geschenk Bruder Martins mitgebracht hatte. Bis Bernhard es vor Eitelkeit nicht mehr habe ertragen können.
    »Denkt euch doch: Hat mir so oft geholfen, und plötzlich steh’ ich mit Meister Jonathans Carlimännlein vor seiner Nase. Und der Carli war nicht nur am Samstag beim Bader gewesen, sondern auch am Sonntag im Zuber. Sah fast aus wie ein Freier auf Brautschau. Und hat geduftet, als wolle er einen Stoß Hochzeitslaken parfümieren.«
    »Ja, und wie hat der Schnitzer es dann angestellt?«, fragte Schwester Catharina. »Doch nicht, indem er gesagt hat: ‘Guten Morgen, Madame van Bergen. Diesen hageren Sauberling bitt’ ich untertänigst zu demissionieren. Denn vom Holzschlagen versteht er soviel wie, wie …’«
    »… die Jungfrau von der Hochzeitsnacht«, ergänzte der dicke Rudolf.
    »Ja, ja, ja – der Nonne mal wieder etwas ins Stammbuch geschrieben«, empörte sich Schwester Catharina. »Zisterziensische Konversenmoral: Cucullus non facit monachum. Gaudeamus igitur. Die Kutte macht nicht den Möch, darum lasst uns lustig sein.«
    »Monsieur Schnitzer war weiß vor Ärger«, fuhr Barbara fort, ohne sich von Schwester Catharinas Empörung beirren zu lassen. »Kam mit seiner Säge und fragte steif, ob jeder Kreidestrich eine Sägemarke anzeigen würde. Ich habe aufgeregt genickt, mich ganz förmlich bedankt und umständlich gebeten, er solle sich seine Zeit nicht stehlen lassen. Alles vergeblich. Die dickste Stelle hat er sich ausgesucht, sich dem Carlimann, der gerade an einer neuen Markierung ansetzte, gegenübergestellt, und dann haben beide gesägt, als gäb´s mich als Preisgeld.«
    Johannes und der dicke Rudolf brachen in schallendes Gelächter aus und schlugen sich auf die Schenkel, während Barbara mit zierlichen Bissen ihren Keks aufknabberte. Catharina zog zwar ein sauertöpfisches Gesicht, aber nach einer Weile zuckten auch bei ihr die Mundwinkel. Und als Barbara die verbissenen Gesichter beschrieb, den tomatenroten Kopf Bernhards, die zum Platzen geschwollenen Halsadern vom Carlimann, der sich trotz seines jüngeren Alters nicht das Geringste vergeben wollte, konnte auch sie sich nicht mehr beherrschen und lachte wie die beiden Mönche. Wer denn nun gewonnen habe, wollte Johannes wissen. Er setze auf den eifersüchtigen Bernhard, allein schon wegen seines Alters. Und um welchen Preis, hakte Catharina nach, wobei sie misstrauisch die alte Schulschwesterntracht an Barbara musterte, weil sie nicht glaubte, dass ihr Ziehkind tatsächlich mit diesem Aufzug durch das Trauerjahr ging. Nein, der Carlimann vom Meister Jonathan, hielt sie dagegen. Weil er der Sehnigere sei und mehr Erfahrung im Sägen haben müsse. Damit war sie sich ausnahmsweise einmal mit Rudolf einig, der ebenfalls auf den Carli setzte, weil er annahm, dass dieser mit besserem Werkzeug angerückt sei. Barbara schüttelte triumphierend den Kopf und erhöhte die Spannung, indem sie komödiantisch von den nervigen Männerarmen schwärmte und die Kraft der zupackenden Hände pries. Dass sie es am Beispiel Bernhards übertrieb, ließ Catharina ziemlich entsetzt dreinschauen. Johannes und Rudolf dagegen gefiel Barbaras Vorstellung sehr, und sie war sich sicher: wäre Catharina nicht zugegen gewesen, sie hätten ihr Stichworte zugerufen, die nach anständiger katholischer Art kaum hätten ausgesponnen werden dürfen.
    »Wir drei waren so hingerissen, ich vom Zuschauen, Bernhard und der Carli vom Sägen, dass niemand gemerkt hatte, dass der alte Schnitzer, dieser Gallapfel, herangeschlichen war. ‘Ob er auch noch helfen könne. Wenn ich schon zwei für mich arbeiten ließe, käm’s auf einen dritten auch nicht mehr an.’«
    Barbara machte ein verächtliches Gesicht, äffte Jacobs Tonfall nach und biss so heftig in einen neuen Schokoladenkeks, dass jeder verstand, wessen Kopf nun eigentlich ab sein sollte. Nein, höflich wäre er schon gewesen, der Rebbauer Jacob Schnitzer, erzählte sie weiter. Aber sie könnten sich doch vorstellen, welchen Schreck Bernhard bekommen habe. Schließlich hätte er den Schnitzer`schen Teil ausschlachten sollen. Statt dessen sägte er mit einem Fremden um die Wette und verausgabte sich wie ein Sklave.
    »Als ob ich seine Herrin wär’ und ihm Peitschenhiebe angedroht hätte!«, rief Barbara aus. Beschämt habe der Alte

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