Blutige Erde Thriller
vorn gegen seine Fesseln.
Fedorov löste die Schlinge und legte sie Tracy um den Hals. Sie machte sich nicht die Mühe, Widerstand zu leisten, sondern fixierte Flannary mit festem Blick, während er darum kämpfte, sich in eine sitzende Position hochzudrücken.
»Wenn Sie das mit ihr machen, bekommen Sie mein Passwort nie. Haben Sie mich verstanden, Aleksei? Nie.«
»Ich habe immer noch Hagartys Schwester.«
»Sie können sie erst umbringen, wenn er Annika aufgibt. Und …« Seine Stimme wurde schwächer, und einen Augenblick lang dachte er, sie würde ihm ganz versagen. »… und so lange werde ich nicht mehr durchhalten.«
Fedorov zog eine Pistole aus seinem Gürtel und richtete sie auf Tracys Kopf. Flannary erwartete irgendeine Art Diskussion, Verhandlungen darüber, wer den Anfang machen würde, ein paar Drohungen. Aber es lief anders
ab. Tracy sah ihm immer noch direkt in die Augen, als die Kugel in ihren Schädel eindrang.
Das Atmen wurde ihm schwer, und er ließ den Kopf zurück auf den Boden sinken. Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren wollte er weinen. Doch dazu war es zu spät.
»Wir haben eine Abmachung«, sagte Fedorov.
Und eine Abmachung war eine Abmachung.
»Mtiti«, sagte Flannary. Die Leiche der Frau neben ihm war so weit ausgekühlt, dass sie nicht mehr genug Wärme für ihn abgab. Gott, wie sehr er diese Kälte hasste.
»Das war’s«, hörte er den Mann mit dem Laptop sagen. »Ich bin drin.«
Einen Augenblick später schwebte Fedorovs Gesicht über ihm, eine dunkle Silhouette vor den Lampen an der Decke. Er drückte den Lauf der Waffe gegen Flannarys Stirn. »Wie fühlt sich das an, JB? Wie fühlt es sich an dabei zuzusehen, wie jeder Freund, den Sie jemals hatten, sterben muss, nur weil Sie beschlossen haben, einen Haufen Nigger zu retten, die überhaupt nicht gerettet werden wollen? Glauben Sie wirklich, dass Sie irgendetwas hätten ändern können?«
Fedorovs Stimme wurde immer leiser, doch seine Frage drang noch bis zu Flannary durch. So würde er auf seinem Weg in die Hölle etwas haben, worüber er nachdenken konnte.
ACHTUNDDREISSIG
Josh Hagarty war überrascht, als sie vor Stephen Trents von Bougainvillea umranktem Tor anhielten, auch wenn er nicht wusste, warum. In Amerika würde man wohl kaum mit einer Leiche und einem Entführungsopfer durch ein Nobelviertel fahren, doch hier war das etwas vollkommen Normales. Wer hätte sie aufhalten und etwas dagegen einwenden sollen? Polizisten? Soldaten? Ein besorgter Bürger? Unwahrscheinlich.
Er hatte kurz darüber nachgedacht, ob er nicht versuchen sollte, die Heckklappe zu öffnen und zu fliehen, hatte die Idee dann aber schnell wieder fallen lassen. Er war gefangen in einem Universum, das der allmächtige Umboto Mtiti geschaffen hatte und in dem einzig und allein er die Macht besaß. Es gab keinen Ort, an dem man sich verstecken konnte.
Gideon parkte, ging um den Wagen herum nach hinten, riss die Tür auf und zerrte Josh an den Haaren nach draußen. Aller Widerstand, den er noch in sich hatte, erlahmte, als er den flaggengeschmückten schwarzen Mercedes neben dem Eingang von Trents Villa bemerkte. Er hatte ihn schon oft auf den unscharfen Schwarzweißfernsehgeräten gesehen, die überall im Land zu finden waren, und er wusste genau, wem das Fahrzeug gehörte. Jeder wusste das.
Gideon gab ihm einen Stoß, der ihn vorwärtsstolpern ließ und seine Bemühungen zunichte machte, die Angst, die ihm das Denken erschwerte, unter Kontrolle zu bekommen. Unvertraute Gefahr - Gefahr, die normalerweise
nicht zu der Welt gehörte, in der man lebte - übte eine so viel mächtigere Wirkung aus. In Amerika waren betrunkene Autofahrer und fettes Essen die wahrscheinlichste Todesursache, doch jeder machte sich Sorgen über Terroristen und Haie. Hier jedoch schien Mtiti alles Dunkle zu verkörpern, das sich jemals in Joshs Schrank versteckt hatte, als er ein kleines Kind gewesen war.
Dennoch lächelte das Hausmädchen höflich, als sie ihnen die Tür öffnete, der makellose Eingangsbereich war mit frischen Blumen geschmückt und die beruhigenden Klänge klassischer Musik hingen in der klimatisierten Luft.
Mtiti erhob sich nicht aus seinem Sessel, als sie Trents Büro betraten. Josh sah ihn nur einen kurzen Augenblick an, bevor er sich abwandte. Auch wenn er sicher war, dass Gideon die unmittelbare Verantwortung für die Morde trug, sah er in Mtitis Gesicht nur die von Erde bedeckten Augen jener alten Frau im Dschungel. Ihre Augen und die Tausender
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