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Blutige Erde Thriller

Titel: Blutige Erde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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überhaupt nicht existierten.
    Josh sah aus dem Fenster auf zahllose Hütten, die anscheinend
aus Abfall errichtet worden waren und an den steilen Hügeln im Westen der Stadt klebten. Es schien, als genügte schon der kleinste Schauer oder Windstoß, um sie und ihre Bewohner wieder zu Boden krachen zu lassen.
    Mit quietschenden Reifen bog Gideon in eine Nebenstraße, und Josh starrte auf ein riesiges Wandgemälde, das man nur deshalb sehen konnte, weil das Gebäude daneben eingestürzt war. Es zeigte Präsident Mtiti, der einem Kind die Stirn tätschelte, während um ihn herum Tauben aufstiegen. Unerklärlicherweise lautete die große, klar lesbare Bildunterschrift: »Siehe Sei Dein Name«.
    Als er sich wieder in seinen Sitz zurücklehnte, bemerkte er, dass Gideon der Straße weniger Aufmerksamkeit schenkte als ihm. Sein Gesicht war ausdruckslos und die Augen hinter seinen Brillengläsern nicht zu erkennen, so dass man unmöglich einschätzen konnte, was er sah.
    »Warum kommen Sie in mein Land?«
    »Was?«
    »Warum kommen Sie hierher?«
    Das war eine interessante Frage. Er hatte sie sich selbst gestellt, seit die Räder seines Flugzeuges den Boden berührt hatten. »Um den Menschen zu helfen.«
    Die Antwort hinterließ keine sichtbare Spur auf Gideons Gesicht, aber sie brachte ihn dazu, wieder auf die Straße zu sehen. Josh tat dasselbe. Er nahm den Geruch von nicht identifizierbarem Essen in sich auf, das über Ölfässern gegrillt wurde, und folgte mit seinem Blick den winzigen Trucks und Vans, die dreifach überladen die unbefestigte Straße entlangrasten. Nach wie vor war kein einziges weißes Gesicht zu entdecken.
    Er hatte sich nie auch nur im Geringsten für einen Rassisten gehalten, doch hier musste er seine eigene Einzigartigkeit empfinden, und er fragte sich unwillkürlich,
ob die wenigen Schwarzen in seinen Seminaren sich vielleicht jeden Tag so gefühlt hatten.
    Plötzlich lag die Stadt hinter ihnen, und er fühlte eine Welle der Erleichterung angesichts der leeren, steil vor ihnen ansteigenden Straße und der klarer werdenden Luft, in der die fernen Berge an Schärfe gewannen und einen grünen Farbton annahmen.
    Josh zog ein Fläschchen aus seiner Tasche und schüttete eine Pille daraus in seinen Mund.
    »Was ist das?«, rief Gideon.
    Er war fast nicht zu verstehen. Aus dem Radio dröhnte afrikanische Musik, die eigentlich ganz gut klang, doch selbst sie ging fast völlig unter im Lärm der Aufhängung und der Reifen, denen die Straße heftig zusetzte.
    »Malariapillen.«
    Gideon grinste.
    »Ich habe mal gelesen, dass möglicherweise die Hälfte aller Menschen, die jemals gelebt haben, an Malaria gestorben ist«, rief Josh. »Faszinierend, finden Sie nicht?«
    Es war schwer zu übersehen, dass Gideon nicht so dachte. Zumindest fand er es weniger faszinierend als das, was in ihrem Rückspiegel auftauchte. Josh drehte sich um und sah ein Fahrzeug, das sich ihnen rasch näherte. Es war derselbe Typ Wagen wie der, in dem er gerade saß, nur dass man den größten Teil des Dachs entfernt hatte, um Platz für ein fest montiertes Maschinengewehr zu schaffen. Der Mann hinter dem Gewehr musterte sie, als der Wagen ihren Land Cruiser passierte. Er trug eine ähnliche Brille wie Gideon. Auf der Tür des Fahrzeugs war das Logo von Save the Children unter einer dünnen Schicht weißer Farbe noch immer erkennbar.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte Josh, der sich wieder umgedreht hatte und zusah, wie das provisorische Militärfahrzeug vor ihnen immer kleiner wurde.

    »Nicht weit. Die Straßen sind befestigt.«
    Es war nicht ganz klar, was genau er damit meinte. Sie fuhren auf unbefestigtem Grund, denn die Straße drei Meter links von ihnen war von so vielen Schlaglöchern übersät, dass sie selbst für einen Wagen mit Allradantrieb praktisch unbefahrbar war.
    »Kommen Sie hier aus der Gegend, Gideon?«
    »Nicht weit von hier.«
    »Nicht weit« wirkte so langsam wie die universelle afrikanische Maßeinheit für Entfernungen.
    »Familie?«
    »Ja. Warum sollte ich keine Familie haben?«
    Die Unterhaltung ging noch ein paar Minuten in diesem Stil weiter, bis Josh endlich verstand und schwieg. Die schwüle Luft strömte durch sein offenes Fenster. Sie sorgte kaum für Kühlung, doch sie machte die Dinge erträglich, solange der Wagen über fünfzig Stundenkilometer fuhr.
    Die Dörfer, an denen sie vorbeikamen, waren nichts weiter als Ansammlungen kleiner, runder Gebäude, die über grüne Hügel verstreut lagen und von

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