Blutige Erde Thriller
keine gab.
Der steile Abhang vor ihnen wurde nach Joshs Schätzung von etwa einhundert Leuten systematisch in einzelne Abschnitte zerstückelt. Die Arbeiter benutzten dazu Werkzeuge von unterschiedlicher Effizienz - nichts Anspruchsvolleres als eine rostige Schaufel und nichts Einfacheres als einen spitzen Stein.
Der Plan war, die gesamte Kuppe zu terrassieren, um fruchtbares Ackerland zu schaffen. Diese Felder sollten nicht nur das Dorf versorgen, das um den Hügel herum auf einem schmalen Streifen ebener Erde lag, sondern zusätzlich einen Überschuss an Nahrungsmitteln produzieren,
die auf dem freien Markt verkauft werden konnten. Trent hatte ihm nur knappe Instruktionen bezüglich des Projekts gegeben und auf fast jede Frage, die Josh gestellt hatte, mit dem Satz geantwortet: »Warum fliegen Sie nicht erst einmal runter und verschaffen sich einen Eindruck, und dann unterhalten wir uns?«
Damals war ihm Trents Haltung vernünftig erschienen, doch jetzt fragte sich Josh, ob sein neuer Chef sich deshalb so vage ausgedrückt hatte, weil er ihn nicht hatte abschrecken wollen.
Josh verstand zwar rein gar nichts von dieser Form der Landwirtschaft, doch selbst sein laienhaftes Auge konnte sehen, dass hier etwas schrecklich schiefgelaufen war. Die einzelnen Terrassen neigten sich in alle Richtungen, sie hatten keine einheitliche Tiefe und es gab nichts, das die vertikalen Erdanhäufungen abstützte, die durch die Grabearbeiten entstanden waren. Die Gefährlichkeit der Situation wurde durch einen großen Erdrutsch am östlichen Rand des Projekts deutlich aufgezeigt.
»Der Regen kommt«, sagte Gideon. »Wir fahren jetzt in die Siedlung.«
Das war verlockend, doch Josh wusste, dass er nicht würde schlafen können, während ihm so viele unbeantwortete Fragen durch den Kopf wirbelten.
»Ich möchte mich nur noch einen Augenblick umsehen.«
»Der Regen«, warnte Gideon, als sich Josh vom Land Cruiser entfernte. »Heute Abend lässt sich hier nichts mehr machen.«
»Ich kann mir das Ganze ansehen. So habe ich Zeit nachzudenken.«
»Denken Sie morgen drüber nach. Wir gehen.«
In seinem Ton lag etwas so Endgültiges, dass seine Worte wie ein Befehl klangen, und das brachte Josh dazu, seine
Schritte zu beschleunigen. Wer arbeitete hier für wen? Und was genau versuchten sie zu erreichen? Wollten sie trocken bleiben oder dafür sorgen, dass diese Leute sich selbst ernähren konnten?
Er ging auf den interessantesten Teil des Projekts zu, ein kleines, aber auffälliges Feld am Fuß des Hügels, das mit außergewöhnlicher Sorgfalt terrassiert worden war. Man hatte es mit Mais bepflanzt, der zu einer Höhe von etwa anderthalb Metern herangewachsen war.
Der erste Regentropfen traf ihn mit beeindruckender Kraft und einem hörbaren Platschen im Nacken. Er wischte das warme Wasser ab, während er durch die Reihen der Maisstauden stapfte. »Was ist hiermit?«
»Ich verstehe Ihre Frage nicht«, sagte Gideon, der offensichtlich wütend war, aber nicht so sehr, dass er im Wagen warten wollte. »Es ist schon so gut wie erntebereit.«
»Was ich meine, ist, warum dieser kleine Abschnitt so perfekt angelegt wurde, während der Rest …« Er war nicht sicher, wie er den Rest des Projekts beschreiben sollte, also wedelte er mit der Hand nur vage in dessen Richtung.
Diesmal war Gideons Schulterzucken noch gleichgültiger. »Ich bin nicht für dieses Projekt verantwortlich. Das sind Sie.«
»Das höre ich die ganze Zeit.«
»Wir müssen jetzt gehen.«
Der Regen fiel immer heftiger. Die Tropfen schüttelten die Blätter und explodierten im Staub zu ihren Füßen. Über ihnen hatten die Leute zu arbeiten aufgehört, aber sie schienen es mit dem Nachhausegehen nicht eilig zu haben. Stattdessen bildeten sie kleine Gruppen, unterhielten sich aufgeregt und sahen in Joshs Richtung.
»In Ordnung. Gehen wir«, sagte Josh. Es schien ihm noch ein wenig früh, sich den Mann zum Feind zu machen, der hier eigentlich sein Rettungsanker hätte sein
sollen. Doch als sie sich umdrehten, um wieder zum Land Cruiser zu gelangen, wurde er durch etwas Gelbes abgelenkt, das durch den Mais hindurch aufblitzte, und er ging darauf zu.
»Wo wollen Sie hin?«, brüllte Gideon. »Hier entlang!«
»Gehen Sie zurück zum Wagen«, schrie Josh in dem Versuch, sich über den Regen, der seine Kleider inzwischen völlig durchnässt hatte, Gehör zu verschaffen. »Ich bin in einer Sekunde da.«
Aus irgendeinem Grund ignorierte Gideon diesen Vorschlag und trat aus
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