Blutige Erde Thriller
ziemlich beeindruckende Bewerbungsunterlagen sind. Damit könntest du meiner Meinung nach fast überall einen Job bekommen.«
Josh antwortete nicht.
»Hast du eine Bank überfallen oder so?«, stocherte Flannary nach.
»Was geht das dich an?«, fuhr Josh ihn an.
»In diesem Teil der Welt ist es sinnvoll zu wissen, mit wem man es zu tun hat.«
»Ich habe keine Bank überfallen.«
Annika hatte klugerweise beschlossen, sich bei diesem Thema nicht einzumischen, doch Flannary war nicht so leicht abzuschrecken. »Drogen? Hast du dir ein bisschen zu viel durch die Nase gezogen? Das kann -«
»Scheiße, was ist dein verdammtes Problem?«, sagte Josh. Er riss den Helm herunter, sprang auf und starrte Flannary an. Annika rutschte vom Land Cruiser, doch anstatt eine Schlägerei zwischen den beiden Männern zu verhindern, musste sie Josh um die Hüfte packen, da ihm durch die Hitze und die plötzliche Bewegung das Blut aus dem Kopf gewichen war.
»Also, was dann?«, sagte Flannary, während Joshs Knie nachgaben und Annika ihn langsam zu Boden gleiten ließ. »Haben sie dich ertappt, wie du beim Examen geschummelt hast?«
»JB! Es reicht!«, knurrte Annika. »Josh, geht es dir gut?«
Sie zog ihm das Sweatshirt aus, nahm Flannary den Drink ab und träufelte Josh kühlen Gin auf die Stirn. »Josh? Hörst du mich?«
Anstelle einer Antwort hob er eine Hand in Flannarys Richtung und zeigte ihm den Mittelfinger.
VIERZEHN
Josh Hagarty fand sich wieder einmal in einer Lage wieder, die ihm immer vertrauter wurde: Er lag wach im Bett und sah zu, wie die Sonne um die Vorhänge herum ins Zimmer drang.
Es fiel schwer, den gestrigen Tag nicht wieder und wieder im Kopf durchzugehen. Gut möglich, dass Annika Gritdal die beeindruckendste Frau war, die er je kennengelernt hatte. Natürlich war er schon während des Studiums Frauen begegnet, die auf ihre Art wahre Naturgewalten gewesen waren - Frauen, die eines Tages Millionen verdienen, mit Senatoren speisen und Gottesfurcht in den Finanzmärkten säen würden. Und dennoch drohten sie zugrunde zu gehen, wenn dem örtlichen Starbucks die Sojamilch ausging.
Er schloss die Augen und atmete den immer dichteren Rauch von Hunderten von Herdfeuern ein, die in den Flüchtlingslagern jenseits des Hügels brannten. Annikas Bild schwebte in der Dunkelheit.
Nicht dass er auch nur die geringste Chance bei ihr gehabt hätte. Er hatte das keineswegs vage Gefühl, dass Flannarys Verhör geplant und sie in diesen Plan eingeweiht gewesen war. Er verstand zwar nicht, warum ihr Interesse groß genug war, um ihn so zu bedrängen, doch ihm war klar, wie er auf sie gewirkt haben musste: wie ein gewalttätiger Schwachkopf, der etwas zu verbergen hatte. Oder genauer gesagt: wie ein gewalttätiger Schwachkopf, der etwas zu verbergen hatte und leicht in Ohnmacht fiel. Ein echter Frauenschwarm.
Josh hustete und öffnete die Augen. Der Rauch war so dicht geworden, dass er die andere Seite des Zimmers nicht mehr klar erkennen konnte. Das war noch nie zuvor passiert.
Er stieg aus dem Bett und zog gerade seine Jeans an, als jemand gegen seine Tür zu hämmern begann. Die gedämpften Rufe waren vollkommen unverständlich, doch Tonfall und Lautstärke ließen ihm den Atem stocken.
Sein erster Gedanke war, dass sie angegriffen wurden, auch wenn er nicht wusste, warum und von wem. Es gelang ihm, die Hose zuzuknöpfen. Er rannte zur Tür, riss sie auf und sah sich Luganda gegenüber, der in einer chaotischen Mischung aus seiner Muttersprache und Englisch auf ihn einredete.
Die Rauchsäule, die hinter Luganda den Horizont durchschnitt, hatte nichts gemein mit dem gelben Dunst, der über der Stadt hing. Es dauerte einen Augenblick, bis Josh Entfernung und Lage einordnen konnte, doch als es so weit war, rannte er ohne Hemd und barfuß zu seinem Wagen.
Als Josh den Wagen schlingernd zum Stehen brachte, erhoben sich die Flammen mehr als sechs Meter hoch in die Luft und bewegten sich rasch durch das Maisfeld auf den Schuppen zu, in dem die Bewässerungssteuerung und die Werkzeuge untergebracht waren. Er sprang aus dem Wagen und rannte zum Schuppen, wobei er die Steine ignorierte, die seine Fußsohlen zerschnitten, und sich eine Hand vor die Augen hielt, um sie vor der Hitze zu schützen. Rauch quoll über ihn hinweg, während er sich immer näher heranbewegte, doch es hatte keinen Sinn. Die Hitze versengte die Haare auf seinen Armen und seiner nackten Brust, und der verfallene Traktor neben dem Schuppen war
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