Blutige Erde Thriller
dass sich ihre Mutter nicht selbst auf den Weg machte.
Der Wohnwagen und das Land, auf dem er stand, waren schuldenfrei. Sein Vater hatte vor seinem Tod die Hypotheken abbezahlt. Es war schwierig zu sagen, was das Ganze wert war, aber ein kleiner sechsstelliger Betrag schien wahrscheinlich. Er hatte Fawn immer als Abschaum angesehen, aber er hatte sie nie für eine Mörderin gehalten. Und doch passte alles haargenau zusammen. Sie und Bruce würden dafür sorgen, dass seine Mutter sie als Erben einsetzte, und dann würden sie sie mit einer Flasche Schnaps nach der anderen versorgen. Nachdem sie sich schließlich zu Tode getrunken hätte, würde ihnen das Grundstück gehören und niemand würde je etwas von der Sache erfahren.
»Du musst dir deswegen keine Sorgen machen«, sagte Josh schließlich. »Ich werde mich darum kümmern. Ich lasse mir etwas einfallen, okay?«
Sie antwortete nicht.
»Laura? Antworte mir. Okay?«
Aber sie war nicht mehr dran. Die Verbindung war tot.
SECHZEHN
Zerfallende Kolonialgebäude und von Fahrrinnen durchzogene Straßen waren ein Luxus, der im Flüchtlingslager nicht zu finden war. Flannary bremste den Wagen ab und ließ ihn vorsichtig in eine ölige Pfütze rollen, die fast bis an den unteren Rand der Türen reichte, bevor er am anderen Ende der Mulde wieder beschleunigte. Die Behausungen waren aus allem Möglichen errichtet worden - Plastikplanen, alte Straßenschilder, Drahtgitter, was auch immer man hatte kriegen können -, und sie standen so dicht zusammen, dass es wie Absicht wirkte. Als würden die behelfsmäßigen Gebäude einzig und allein dadurch vor dem Einsturz bewahrt, dass sie sich allesamt aneinanderlehnten.
»Immer noch am Schmollen wegen des Feuers, mein Junge?«
Josh starrte regungslos aus dem Fenster, während sie das Gebäude einer Hilfsorganisation passierten. Es war eingehüllt in den Rauch der Herdfeuer, entzündet von den Menschen, die davor auf Einlass warteten. Er musterte ihre Gesichter, erkannte aber niemanden, mit dem er zusammengearbeitet hatte. Es konnte jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis es so weit wäre.
Er hatte sich am Morgen zum Projekt begeben, um die Aufräumarbeiten zu organisieren und die Dinge wieder ins Rollen zu bringen, hatte jedoch bald einsehen müssen, dass nichts mehr zu retten war. Alles von Nutzen oder Wert war verbrannt, und keiner der Arbeiter hatte sich auch nur die Mühe gemacht zu erscheinen.
Flannary hatte ihn ein paar Stunden später dort gefunden, als er alleine auf dem staubigen Boden saß und erfolglos versuchte, Laura mit seinem Satellitentelefon zu erreichen. Zu diesem Zeitpunkt war ihm das Angebot, sich das Flüchtlingslager anzusehen, gelegen gekommen; so konnte er es noch eine Weile aufschieben, Stephen Trent über die Geschehnisse zu informieren, und sich außerdem von seinen Gedanken an Laura und Ernie Bruce ablenken.
Doch allmählich kam es ihm so vor, als sei dieser Ausflug ein Fehler gewesen.
»Ich schmolle nicht«, sagte Josh. »Und du bist ein hartherziger Hurensohn.«
»Glaubst du? Als du noch in die Windeln gemacht hast, war ich schon hier. Und wenn du wie alle anderen mit eingekniffenem Schwanz nach Hause zurückrennst, werde ich immer noch da sein.«
»Da wirst du nicht lange warten müssen.«
»Was?«
»Ich höre auf.«
Flannary wandte den Blick von dem schlammigen Weg ab, und Josh konnte spüren, wie er ihn anstarrte. »Wegen des Feuers?«
»Wegen allen möglichen Dingen.«
»Und wie geht es dir dabei?«
»Wie es mir dabei geht, mich von diesen Leuten abzuwenden, nachdem ich ihnen das bisschen Hoffnung, das sie noch hatten, vollends zerstört habe? Es geht mir großartig, JB. Einfach großartig.«
»Es war nicht deine Schuld, Josh. Das Projekt war schon lange, bevor du hierhergekommen bist, zum Scheitern verurteilt.«
»Weil diese Leute Afrikaner sind?«
Flannary grinste. »Ich bin vielleicht schon zu lange
hier, um etwas auf Political Correctness zu geben, Josh, aber ich bin nicht das rassistische Arschloch, für das du mich hältst.«
»Warum dann?«
»Das ist umkämpftes Land, mein Sohn.«
»Was meinst du damit?«
»Die Leute, die für dich arbeiten, kommen aus zwei verschiedenen Gruppen innerhalb des Yvimbo-Stammes, dessen Angehörige schon immer hier gelebt haben. Sie sind keine Flüchtlinge aus dem Süden. Dieser Hügel, den sie da umgraben, ist schon umkämpftes Gebiet, so lange irgendwer hier zurückdenken kann.«
Josh wandte sich vom Fenster ab und ihm zu. »Wenn das
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